sehr alten Sandsteinbrunnen wieder in Betrieb nehmen


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sehr alten Sandsteinbrunnen wieder in Betrieb nehmen

Beitrag von autobit » So 28. Mai 2017, 18:28

Liebe Brunnenfreunde,

ich habe einen Schachtbrunnen am Haus, der Jahrzehnte ungenutzt war und von Vorbesitzern nicht pfleglich behandelt wurde.

Es handelt sich um einen sehr alten Sandsteingefassten Brunnen mit quadratischen Querschnitt. Hier ein paar Bilder:

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Die Abmaße:
- lichte Weite innenn: ca. 95 cm x 95 cm.
- ragt etwa 80cm aus dem Boden.
- Wasserstand von Brunnenoberkante aus gemessen: 285 cm
- Wassertiefe bis zum Sand: ca. 75cm.

Die Wände bestehen aus jeweils 2m hohem Sandsteinplatten. Der Brunnen ist wohl der Dorfchronik nach aus dem 17. Jahrhundert.

Da der Brunnen über mehrere Jahrzehnte nicht mehr genutzt wurde, sind wir nun (gesichert) abgestiegen und haben Müll rausgeräumt und Schlamm und Holzreste rausgeholt. Nach 20 Eimern schwarzem Schlamm ist weisser Sand gekommen und wir haben die Arbeiten eingestellt. Nachdem das Wasser erst nur ein schwarze faulig stinkende Brühre war, ist nun am Tag danach das Wasser wie im dritten Bild im Eimer zu erkennen schon deutlich klarer.

Auch kann man ein paar Wurzeln der Linde im Brunnen in einer Ecke erkennen.

Die Frage ist nun, wie mit Brunnen umzugehen ist. Er hat zwei Metallrohre, von denen eines zu einer (inzwischen nicht mehr vorhandenen) Handschwengelpumpe führte, ein anderes in den Keller des Hauses. Beide Rohre sind weggegammelt. Ursprünglich soll mittels einer Holzwippe Wasser geschöpft worden sein.

Wie viel Wasser kann man dem Brunnen entnehmen, ohne ihm zu schaden und mit welcher Art von Pumpe ist das möglich?

Gibt es sonst Hinweise und Tips?

Besten Dank und Gruß

Peter
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Plunschmeister
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Re: sehr alten Sandsteinbrunnen wieder in Betrieb nehmen

Beitrag von Plunschmeister » So 28. Mai 2017, 18:50

Hallo Peter,

schöner Brunnen!
Das hängt ja vom Grundwasserleiter ab, ob man eine E-Pumpe einsetzen kann.
Auf alle Fälle muss der Brunnen oben abgedichtet werden und wenn die Möglichkeit besteht, die eingewachsenen Wurzel entfernt werden.

Seit ihr bei der Brunnenreinigung bereits unter den Sandsteinplatten gewesen?
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Re: sehr alten Sandsteinbrunnen wieder in Betrieb nehmen

Beitrag von autobit » So 28. Mai 2017, 18:58

Hallo Plunschmeister,

vielen Dank für die schnelle Antwort.

Nein, wir sind nicht unter die Sandsteinplatten gegangen. Wir meinten im Sand unter Wasser zu fühlen, dass die Platten auf etwas aufstehen, dass leicht nach innen verspringt und vielleicht eine Art Steinfundament sein könnte. Weiter haben wir das (noch) nicht untersucht.

Wir wollten da aber zunächst nur den gröbsten Dreck rausholen und nicht die Statik des Brunnens gefährden. WIr haben neben den Müllbrocken vielleicht 10cm Modder herausgeholt.

Das Wasser strömt jedenfalls sehr schnell nach, wenn man mit einem Eimer zügig schöpft, sieht man, wie aus den Ritzen an den Ecken das Wasser nachströmt.

Die Lindenwurzeln können wir entfernen, allerdings wollen wir den Baum auch nicht schädigen ...

Gruß

Peter
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Re: sehr alten Sandsteinbrunnen wieder in Betrieb nehmen

Beitrag von Plunschmeister » So 28. Mai 2017, 19:06

Bis zum Fundament kann der Brunnen ausgeräumt werden. Im Anschluss würde ich eine Rollschotterschicht auf die Brunnensohle aufbringen, damit der Sand nicht hochdrückt.
Naja, Naturschutz ist ja gut und schön - nur die Wurzel wird euch den Brunnen sprengen. Die Linde nimmt dadurch keinen Schaden, sie wird neue Wurzeln bilden.
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Re: sehr alten Sandsteinbrunnen wieder in Betrieb nehmen

Beitrag von autobit » So 28. Mai 2017, 19:13

Verstehe ich das so, dass ich z.B. mittels einer Pumpe in einem Eimer das Wasser absenke und so tief den Sand herausnehme, bis ich ein Fundament erkennen kann? DIe Frage wäre ja, ob das, was ich dann finde, wirklich ein Fundament ist oder ein weiteres Brunnensegment, welches versandet ist.

Nehmen wir an, es wäre ein Fundament, was für Schotter wäre dann in welcher Dicke einzubringen?

Und abschließend die Frage, was mit "oben abdichten" gemeint ist - ein dichter Deckel auf dem Brunnen?

Vielen Dank,

Peter
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Re: sehr alten Sandsteinbrunnen wieder in Betrieb nehmen

Beitrag von Plunschmeister » So 28. Mai 2017, 20:09

Also, die Brunnensohle sollte als Kiesfilter ausgeführt werden. Bei Feinsand sollte Filterkies 0,5 bis 1mm verwendet werden und oben drauf schüttest du dann noch eine Schicht Filterkies in Körnung 5,6 bis 8mm. Gesamtdicke der Schüttung ca. 30cm.

Ich gehe davon aus, das der Brunnen ringsum mit Kies verfüllt wurde, sonst wäre er mehr verschlammt.

Wenn du das 'Fundament' erreichst, das wirst du merken. Entweder wurden hier Steinblöcke gesetzt oder es befinden sich Holzbohlen an der Brunnensohle.

Oben sieht man doch einen Spalt, dieser, sollte abgedichtet werden.

Wasser abpumpen (Pumpe im Eimer) und Sand schippen. :lol: Man kann ja die Brunnenwände sichern.
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Re: sehr alten Sandsteinbrunnen wieder in Betrieb nehmen

Beitrag von Plunschmeister » Mo 29. Mai 2017, 13:10

Moin,

ich habe mir nochmals die Bilder vom Brunnen genauer betrachtet. Das Brunnenbaumaterial halte ich für die Heide (Lüneburger?) recht ungewöhnlich.
Die Bauart ebenso. Hast du einmal Bilder, wie die einzelnen Steinplatten zusammengeführt wurden? Interessant hierbei ist der Übergang 2m unter Geländeoberkante - in den Ecken. Also praktisch dort, wo die Platten zusammentreffen.

Hier sollten sich Falze befinden, da der Brunnen ansonsten durch den Erddruck zusammenfallen würde.
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Re: sehr alten Sandsteinbrunnen wieder in Betrieb nehmen

Beitrag von autobit » Mo 29. Mai 2017, 16:03

Hallo,

die Platten haben (schematisch) folgende Form:

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Damit sind sie wie bei einem Puzzle ineinander verschränkt. Die beiden Etagen scheinen jedoch einfach stumpf aufeinander zu stehen. Sie sind auch gegeneinander leicht verschoben, was an dem Druck der Linde liegen kann. Die obere Ebene hat dementsprechend auch mehr den Querschnitt eines Parallelogramms als den eines Quadrats.

Die Brunnen sind in der Lüneburger Heide nicht ganz so selten, so fand ich in der Zeitung diesen Artikel:

http://www.waz-online.de/Gifhorn/Sassen ... en-Brunnen

Eine Frage noch: Hat nach Deiner / Eurer Kenntnis so etwas nur ein Fundament unter den Sandsteinwänden und in der Mitte sozusagen nur Sand, durch den Wasser hochdrückt, oder ist da auch irgendeine Form von "Boden" zu erwarten?

Beste Grüße

Peter
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Re: sehr alten Sandsteinbrunnen wieder in Betrieb nehmen

Beitrag von Plunschmeister » Mo 29. Mai 2017, 18:53

Moin,
die Sandsteinplatten sollten eigentlich auf der Ober- und Unterseite Fugen haben, so wurden diese gegen seitliches Verrutschen verkeilt oder gezapft.
Ein Gitterrost aus Holzbohlen bildet den Brunnenabschluss, das Fundament. Es gibt da verschiedene Bauweisen, so können auch Steinblöcke dort unten liegen.

Als Brunnenabschluss, wurden auch starke Holzbalken oder Bretter auf die Brunnensohle gelegt - können auch gebohrt sein. Diese haben als Filter gedient und ein Aufschwemmen von Sand in den Brunnen verhindert.

Weidekörbe, Schilfmatten etc. wurden auch gefunden.
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Re: sehr alten Sandsteinbrunnen wieder in Betrieb nehmen

Beitrag von autobit » Do 23. Aug 2018, 13:58

Vielen Dank für die vielen hilfreichen Tips.

Ein Frage steht noch im Raum: Ich möchte den Brunnen natürlich abdecken, damit kein Dreck hineinfällt und natürlich weder Mensch noch Tier gefährdet sind. Bisher hatte ich immer einen Holzdeckel daraufgelegt. Da dieser weder schön noch dauerhaft war, hatte ich jetzt überlegtob man auch eine transparente Abdeckung nehmen kann. Ich habe im Netz recherchiert und einen Hersteller von Plexiglas-Platten gefunden, der seine 20mm dicken Platten für ein Auflage-Rastermaß von 1mx1m mit einer Durchbiegung von 1% als begehrbar anpreist. Spricht etwas dagegen, eine gerade Randauflage zu bauen und dort eine solche Platte zu befestigen?

Gibt es noch andere Wege?

Besten Dank, Peter
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