Bruchsteinschachtbrunnen gereinigt, Fragen zu Alter und Konstruktion

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Neptun
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Bruchsteinschachtbrunnen gereinigt, Fragen zu Alter und Konstruktion

Beitrag von Neptun » Di 7. Jun 2016, 22:27

Hallo zusammen!

Ich bin neu hier und bin gerade dabei, einen alten Schachtbrunnen zu reinigen.

Kurz zu den Eckdaten. Das Anwesen, zu dem der Brunnen gehört, wurde erstmals vor ca. 400 Jahren in einem Kirchenbuch erwähnt. Wie alt der Brunnen ist, ist unbekannt. Gereinigt wurde er zuletzt ca. 1950. Der Brunnen ist ca. 7m tief, unten an der Sohle 1,10m und oben 1,30m im Durchmesser. Die Bruchsteine liegen auf einem (Eichen?)Holz-Achteck auf, die Stücke sind abwechselnd 40cm und 50cm lang. Unterhalb dieses Holzachtecks wurde noch ca. 1m tief in das Gestein gegraben. Der Brunnen führt immer Wasser, im Frühjahr ist die Wassersäule bis 1m zur Oberkante und es läuft auch schnell nach. Im Sommer ist die Wassersäule immer noch 3-4m, aber das Wasser läuft längst nicht mehr so schnell nach. Mit der Pumpe zum Gießen leergepumpt vergehen schon mal 3-5 Tage, bis die jahreszeitlich typische Wassersäule wieder erreicht ist.
Nachdem ich nun erstmalig in den Brunnenschacht eingestiegen bin und 4 Schubkarrenladungen voll Schlamm heraufbefördert habe, stellen sich natürlich auch ein paar Fragen zur Konstruktion. Wie wurde der Brunnenschacht erstellt? Von unten nach oben trockengemauert? Warum wurde unterhalb der Holzkonstruktion noch eine ca. 1m hohe und 1m breite Brunnenbüchse in das Gestein gehauen? Das Grundwasser sollte doch schon eigentlich durch die trockengemauerten Bruchsteine seitlich einfließen können. Und die Frage aller Fragen: In welchem Zeitraum ist so ein Brunnen wohl gebaut worden? Besten Dank im Voraus!

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Eriberto
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Re: Bruchsteinschachtbrunnen gereinigt, Fragen zu Alter und Konstruktion

Beitrag von Eriberto » Mi 8. Jun 2016, 09:14

Hallo Neptun und willkommen im Forum!

Einen tollen Brunnen hast Du da 'anzubieten' :) . Leider ist mein Fachwissen diesbezüglich wenig ausgeprägt - nicht vorhanden - so dass ich Deine Fragen leider nicht beantworten kann.
Hoffen wir mal auf die anderen Mitglieder.
Übrigens, klasse Fotos.
Gruß
Florian

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Re: Bruchsteinschachtbrunnen gereinigt, Fragen zu Alter und Konstruktion

Beitrag von Benutzer » Mi 8. Jun 2016, 09:44

Hallo Neptun,
willkommen bei uns im Forum.

Zu deinem Brunnen.
Die Schachtbrunnen wurden immer von unten nach oben aus gemauert. Geht nicht anders.
Die Brunnenbauer hatten eine Technik die Feldsteine so zu setzen das der Erddruck den Brunnen stabilisiert hat, damit dieser nicht zusammen fällt.
Erst wurde das Loch gegraben, wenn nötig mit Brettern längs abgestützt. Je nach Bodenbeschaffenheit ist eine Brunnenbüchse aus Lärchenholz am Grund eingebaut worden, bei dir ins Grundgestein gehauen. Die Holzbalken dürften auch Lärche sein. Das Holz hat sich bei Schachtbrunnen bewährt.
Der Wasserzulauf eines Brunnen wurde so ausgelegt das der Zulauf für einen Tag gereicht hat. Stehendes Wasser wird brackig und ist dann als Trinkwasser ungeeignet.
Die Versorgung musste für Mensch und Tier reichen.
Das Holz unter den Steinen gleicht Erdverschiebungen aus, damit nichts reißt, oder zusammen bricht.
Über das Alter kann ich dir nichts sagen. Die Brunnen wurden in den letzten hundert Jahren so gebaut. Ob nun 17. oder 18., oder älter, jünger, ist für mich nicht erkennbar. Das Rohr wurde mit Sicherheit nachträglich irgendwann eingebaut.
Sicherheit bekamst du nur wenn du ein kleines Stück vom Holz in ein Labor schicken würdest zur Untersuchung. Die können dir dann sagen wie alt das Holz ist und man kann dadurch auf das Alter des Brunnen schließen. ( C 14 Methode, bestimmt nicht billig )
Soweit das was ich dir momentan antworten kann.
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Plunschmeister
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Re: Bruchsteinschachtbrunnen gereinigt, Fragen zu Alter und Konstruktion

Beitrag von Plunschmeister » Mi 8. Jun 2016, 10:42

Hallo Neptun,
willkommen im Brunnenbauforum.

Ein schönes Brunnenbauwerk, ich bin begeistert!
Ich bin auch der Meinung, dass der Brunnen von unten nach oben erstellt wurde. Aber selbst die Archäologen sind sich hier nicht ganz einig, zu welcher Zeit bereits die Senktechnik angewendet wurde.
Ich bin der Meinung, dass sich trocken gemauerte Bruchsteine nicht absenken lassen, da diese unregelmäßig sind und im Boden stecken bleiben würden.

Es wurde also vermutlich bis zum Grundwasser gegraben und eine Pölzung eingebracht.
In der Vergangenheit war es üblich, erst einen Brunnen zu erstellen und dann Wirtschaftsgebäude darüber zu errichten, um eine ausreichende Wasserversorgung zu garantieren.
400 Jahre, wenn nicht etwas älter, könnte für die Brunnensohle zu treffen. Der obere Brunnenteil scheint jünger zu sein. Vermutlich wurde der Brunnen in 3 Epochen gebaut, bzw. nachgebessert.

Eine Brunnenbüchse im Brunnen erkenne ich nicht. Teilweise wurden die Brunnen vertieft, um dem Grundwasser entgegen zu gehen. Es sind auch sog. Klärungsrohre im Bodengrund bekannt, welche gespanntes Grundwasser unter dem Festgestein anzapfen.
Die Balken können aus Ulmen- sowie Föhren( Schwarzkiefer)- und Lärchenholz sein. Eichenholz war eigentlich unbrauchbar, da es zu viele Gerbstoffe abgibt und das Wasser untrinkbar machte.
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Gruß PM
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Wassermann
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Re: Bruchsteinschachtbrunnen gereinigt, Fragen zu Alter und Konstruktion

Beitrag von Wassermann » Do 9. Jun 2016, 09:23

Hallo Neptun,
schöner Brunnen!
Wie wurde der Brunnenschacht erstellt? Von unten nach oben trockengemauert? Warum wurde unterhalb der Holzkonstruktion noch eine ca. 1m hohe und 1m breite Brunnenbüchse in das Gestein gehauen? Das Grundwasser sollte doch schon eigentlich durch die trockengemauerten Bruchsteine seitlich einfließen können. Und die Frage aller Fragen: In welchem Zeitraum ist so ein Brunnen wohl gebaut worden? Besten Dank im Voraus!
Ergänzend vielleicht noch zu den bereits gemachten Ausführungen:
Dem verwendeten Material nach zu urteilen, müsste der Brunnen irgendwo in einer ländlichen Gegend stehen? Nun gab es damals 2 Methoden einen solchen Brunnen zu errichten. War genug Platz vorhanden, wurde trichterförmig bis auf den Grundwasserleiter gegraben und eine riesige Baugrube ausgehoben und dann von unter nach oben gemauert.

War wenig Platz vorhanden, grub man sich schachtmäßig mit einem Schurzschacht nach unten und mauert auf. Gegraben wurde immer nur bis zum Grundwasseranfang und dann wurde das Holzrost gesetzt.

Das Holzrost ist der Schachtabschluss, das Fundament des Brunnens. Die Mulde stellt die Brunnensohle dar und ist tiefer als der Wasserzufluss oder auf gleicher Höhe vom Wasserzufluss in den Brunnen.
Die Sickerfuge des Grundwassers befindet sich unter dem Holzrost. Hier erfolgt der Grundwassereintritt oder wie bereits auch beschrieben, über die Brunnensohle selbst.
In der Mulde hat sich zunächst das Wasser gesammelt und Schwebestoffe konnten sich absetzen. Im Prinzip eine Art Sumpfrohr.

Die Bilder von der Brunnsohle, stammen diese von 2 verschiedenen Brunnen? Auf dem einen Bild scheinen die Steine verschmiert zu sein, das Rost liegt auf Gestein.
Auf dem anderen, sind die Steine lose, das Rost scheint auf Mergel aufzuliegen?
Grüße vom Wassermann

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Neptun
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Re: Bruchsteinschachtbrunnen gereinigt, Fragen zu Alter und Konstruktion

Beitrag von Neptun » Do 9. Jun 2016, 23:37

Hallo zusammen,

vielen Dank fürs Willkommen und eueren interessanten Ausführungen! Ich werde nächste Woche nochmals Bilder und Infos bringen, da bin ich wieder im Schacht. @Wassermann klitschig fühlt sich nur das Holz an, die Steine sind nur nass, es gibt auch keinen Geruch und das Wasser ist normal auch klar. Und ja, die Bilder sind alle aus einem Brunnen, wobei die Brunnenmulde beim 360° Schwenk durchaus unterschiedlich aussieht. Der Brunnen gehört zu einem einzeln stehenden Hof in eponierter Lage in Bayern. Viele Grüsse!

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Plunschmeister
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Re: Bruchsteinschachtbrunnen gereinigt, Fragen zu Alter und Konstruktion

Beitrag von Plunschmeister » Sa 11. Jun 2016, 08:57

Hallo,
Der Brunnen führt immer Wasser, im Frühjahr ist die Wassersäule bis 1m zur Oberkante und es läuft auch schnell nach. Im Sommer ist die Wassersäule immer noch 3-4m, aber das Wasser läuft längst nicht mehr so schnell nach.
Du solltest hier wirklich einmal genau die Brunnensohle kontrollieren, ob hier irgendwelche Zuläufe gehauen wurden. Der Brunnen wurde nicht so tief in die Grundwasserschicht abgeteuft. Es deutet alles auf einen gespannten Grundwasserleiter hin.
Natürlich werden sich auch die Grundwasserstände im Laufe der Jahrzehnte verändert haben.
„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft" Jules Verne (1870)
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Gruß PM
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Wassermann
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Re: Bruchsteinschachtbrunnen gereinigt, Fragen zu Alter und Konstruktion

Beitrag von Wassermann » Di 21. Jun 2016, 15:40

Hallo Neptun,

was ist nun eigentlich aus der ganzen Geschichte geworden?
Bin ja neugierig :lol:
Grüße vom Wassermann
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Eriberto
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Re: Bruchsteinschachtbrunnen gereinigt, Fragen zu Alter und Konstruktion

Beitrag von Eriberto » Di 21. Jun 2016, 18:51

Hänge mich mal an den Wassermann dran... :lol:
Gruß
Florian
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