Planung Brunnenreaktivierung

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rabo
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Planung Brunnenreaktivierung

Beitrag von rabo » Mi 5. Aug 2020, 04:55

Hallo zusammen.

Vor einiger Zeit hatte ich meinen wiederentdeckten Brunnen schon einmal vorgestellt.
Hier nochmal kurz die Daten:
  • Schachtbrunnen 19 Meter tief, Wasserstand bie 10 Meter
  • Durchmesser des Schachtes 1,20 Meter
Heute wollen wir die massiven Abdeckplatten (Sandstein) wieder in die richtige Position drehen, damit der Brunnen wieder zugänlich ist.
Dabei will ich eine Traverse (80er T-Profil) einbauen, an dem später die Pumpe aufgehangen werden kann.

Für den weiteren Ausbau habe ich schon mal versucht, hier im Forum Anregungen und Informationen abzugreifen.
Auf dieser Basis habe ich mir folgendes Konzept zusammen gebastelt:
  • Geplant ist die überwiegende Verwendung des Brunnenwasser zur Gartenbewässerung, gedacht ist an zwei Kreisregner mit einem Durchsatz von ca. 1000 l/h.
  • Als Pumpe möchte ich eine Tiefbrunnenpumpe mit Mantelkühlung einsetze. Die Pumpe hat eine Leistungsaufnahme von 1,1 kW und bringt laut Kennlinie bei einer Förderhöhe von 25 Meter eine Wassermenge von ca. 82 l/h. Platzieren will ich die Pumpe in einer Tiefe von ca. 17 Meter.
  • Das Rückschlagventil möchte ich außerhalb des Brunnens einbauen, damit ich über einen Bypass und ein Belüftungsventil das ganze System im Winter entwässern kann.
  • Desweiteren möchte ich einen Membrandruckspeicher mit einem Volumen von 100 l einsetzen. Der Druck im System soll dann zwischen 2,5 und 4,0 bar gehalten werden. Laut den Tabellen, die ich hier im Forum gefunden habe, brauche ich eine Nutzungsreserve von ca. 22 l und der Membrandruckbehälter würde eine Nutzungsreserve von 28 l bieten.
Jetzt meine Frage in die Runde:
Ist diese Planung einigermaßen tauglich, oder habe ich dort einiges falsch verstanden oder grundsätzliche Fehler drin?
Ich hoffe auf Eure Erfahrung und bin für alle Hinweise sehr dankbar.

Beste Grüße aus dem Zittauer Gebirge

Rainer
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Thoralf
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Re: Planung Brunnenreaktivierung

Beitrag von Thoralf » Mi 5. Aug 2020, 19:05

Ja, ich erinnere mich. Das war doch dieser schöne alte, aus Sand(?)Stein gesetzte Brunnen mit den vertauscht draufgelegten Platten (die halben Löcher nach außen)?

Was mir dabei grad einfällt, (falls Du nicht selbst bereits dran gedacht hast):
Du solltest drauf achten, die Brunnenöffnung schön dicht zu bekommen. In meinen Schachtbrunnen ist früher schon mal die eine oder andere Nacktschnecke oder was weiß ich noch reingefallen. Und dort sicher vergammelt, jedenfalls hatte sich im Lauf von 100 Jahren eine dunkle Schicht unten abgelagert (das Wasser selbst war klar). Habe nach Brunnenreinigung auch dafür gesorgt, dass er oben dicht ist (Rand neu aufgemauert. Blechplatte dicht aufgelegt, Dichtstreifen zwischen Brunnenabdeckung und Mauerwerk).
Willst Du das das PE-Rohr der Pumpe oberirdisch oder unterirdisch rausführen? Jedenfalls solltest Du das Loch in der Mitte der beiden Platten abdecken. Wenn Du dort ein PE-Rohr durchführen willst, gibt es eine elegante Lösung: Jemand hier im Forum hat dafür eine Kabelverschraubung (für ein entsprechend dickes Kabel) verwendet. Das könntest Du in eine Blech- oder Kunststoffplatte einschrauben. Du könntest dort auch das Seil der Pumpe befestigen (in einer Art Pumpenkopf). Dann brauchst Du keine Traverse einbauen.

Zur Pumpe:
=========
Entscheidend ist zuallererst die Wasser-Leistung Deines Brunnens - leider kennst Du diese erst, nachdem Du den Brunnen wieder in Betrieb genommen hast. Also ob er dauerhaft 1, 2, 3 oder mehr m³/h liefern kann. Es muss ja einen Grund geben, dass er so tief ist. Entweder stark schwankende Grundwasserstände innerhalb eines Jahres oder über mehrere Jahre hinweg, oder aber weil wenig Wasser zusammenläuft und die 9 Meter Wasserstand darin eine Reserve bilden. Und diese Reserve ist ja auch nicht grad klein. Zwischen 10 und 17 Meter wären es immerhin fast 8 m³. Du könntest Deine beiden Sprenger 4 Stunden durchlaufen lassen - da würde es dann auch reichen, wenn er nur 300 oder 500 Liter Wasser je Stunde liefern sollte, um am Tag drauf wieder voll zu sein.
Berichte später mal, was der Brunnen so hergibt... Am besten wäre ja, wenn Dir jemand mit einer Pumpe leihweise helfen könnte, wenn z.B. jemand eine Entwässerungspumpe hätte (Feuerwehr fragen?). Druck spielt da keine Rolle, nur Förderleistung. Also mal ein paar 1000 Liter/h rausnehmen und schauen ob der Wasserspiegel konstant sinkt oder ob sich irgendwann durch Zulauf ein konstanter Wasserspiegel einstellt.

Wenn Du 2 Regner a 1000 l/h bei 2,5 bar betreiben willst, dann brauchst Du keine 1,1 kW-Pumpe. Da reichen irgendwas um 600-700 Watt. Eine Pumpe mit 1,1 kW (Du hast nicht geschrieben welches Pumpenmodell, daher nur geschätzt) ist anscheinend für 3 oder 5 m³/h ausgelegt und würde, auch wenn sie weniger fördert, bezogen auf die selbe Fördermenge mehr verbrauchen. Ich schätze mal so 800-900 Watt.

Schau mal ins Grundfos-Online-Tool (auch wenn Du keine Pumpe dort kaufst, kann man da schön rumspielen und bekommt ein Gefühl für die Zussammenhänge). z.B. bei der SP 2A-9 (Pumpe mit 2 m³/h im Nennbetriebspunkt, 9 Stufen, 4 Zoll Durchmesser) https://product-selection.grundfos.com/ ... 1002073972

Da kannst Du Deine 10 m statische Höhe eintragen und Dich dann mal durch verschiedene Betriebspunkte klicken. Im Nenn-Betriebspunkt läuft die Pumpe mit 2 m³/h und 35 m Förderhöhe und verbraucht 610 W (P1). Bei 10 m Förderhöhe bleiben 2,5 bar übrig. Bei einem Regner, also 1 m³/h, hättest Du 48 m, übrig bleiben für Dich 3,8 bar übrig, so dass Dein Druckschalter nicht takten wird sondern die Pumpe auch da konstant durchläuft. Unsicherheit bei Deinem Brunnen ist die Förderhöhe bzw. wie stark der Wasserspiegel bei Entnahme sinkt. Also auch bei 17 m macht es die o.g. Pumpe. Du hast dann aber bei 2 m³/h nur noch 1,8 bar übrig, bei 1 m³/h wären es 3,1 bar.

Alternativen wären
  • eine Pumpe mit mehr Stufen, bei Grundfos wäre die nächste 2-m³-Pumpe die SP2A-13: https://product-selection.grundfos.com/ ... 1002169604 Die würde aber mit 51 bzw. 70 m Förderhöhe in den beiden Arbeitspunkten zu viel Druck liefern, Du würdest bei 10 m immer im Taktbetrieb fahren. Bei 17 m und 2 m³/h allerdings nicht.
  • Oder eine Pumpe mit demselben Druck, aber mehr Förderung, bei Grundfos die SP 3A-9 mit 3 m³/h im Nennbetriebspunkt. https://product-selection.grundfos.com/ ... 1002140231 Die hat bei 3 m³/h 39 m, bei 2 m³/h 47,6 m und bei 1 m³/h 53 m.
Wahrscheinlich ist Deine 1,1-kW-Pumpe irgendwo in Größenordnung der beiden stärkeren Pumpen. Schau Dir mal die Kennlinie Deiner ausgewählten Pumpe nochmal genauer an.

LG
Thoralf
Der Elektroingenieur in mir meint: "Wasser braucht Strom" 8-)
Meine Projekte gibt es auch in meinem Blog:
https://blende-acht.blogspot.com/search/label/Brunnen
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rabo
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Re: Planung Brunnenreaktivierung

Beitrag von rabo » Do 6. Aug 2020, 12:03

Hallo Thoralf.

Danke für die schnelle und umfassende Rückmeldung.

Hier noch Angaben zu der Pumpe:
Es handelt sich um eine OLA 70/100 INOX mit Trockenlaufschutz (https://hydmar.com.pl/2418-pompa-glebin ... &results=2).
Hersteller ist die Firma ILO in Polen.
Alternativ haben die noch eine andere mantelgekühlte Pumpe im Programm, die OLA 60/60 (https://hydmar.com.pl/2419-pompa-glebin ... &results=2). Die ist aber ohne Schwimmerschalter.
Besteht der Nachteil der großen Pumpe ausschließlich in der höheren Leistungsaufnahme, oder gibt es noch andere Aspekte, die zu bedenken sind.
Preislich liegen beide Pumpen nicht weit auseinander und da ich Bekannte in Polen habe könnte ich diese Pumpen sehr günstig bekommen.
Ich hatte halt an die Größere gedacht um für später noch ggf. Reserve zu haben.

Übrigens, seit gestern sind die Sandsteinplatten wieder in der richtigen Position un darunter ist eine Traverse für die Pumpenaufhängung eingelegt.
War eine mächtige Schinderei trotz Bagger.

Gruß
Rainer
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Thoralf
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Re: Planung Brunnenreaktivierung

Beitrag von Thoralf » Do 6. Aug 2020, 19:30

Hi Rainer,

Die Pumpe ist im Original von IBO, ein namhafter polnischer Hersteller. Geh mal auf deren Webseite, da gibt es den Katalog (auch auf deutsch) https://www.dambat.com/download.html -> S. 124
Wie es aussieht ist es eine 3"- oder 3½"-Pumpe in einem 4"-Mantelrohr. Da Du genug Platz hast könntest Du auch eine echt 4"-Pumpe (plus Mantelrohr) nehmen. Aber dies nur nebenbei. Habe davon selbst keine Ahnung, zuletzt hatte bypsa hier: viewtopic.php?f=7&t=1104&start=270#p17301 eine solche Eigenbau-Konstruktion vorgestellt.

Da Du Deinen Brunnen nicht kennst und nicht weißt, ob das Wasser irgendwann weg ist, ist das mit dem Füllstandsschalter eine gute Idee. Und die 539 Złoty sind auch unschlagbar preiswert. Kannst Du also unbesorgt kaufen. Die zu große Leistung bzw. die zu hohen hydraulischen Parameter wären meine einzigen Bedenken, wobei Dein Brunnen durch den großen Speicher zumindest für gewisse Zeit hergibt (wieviel, kannst Du dann in Ruhe testen).

Wenn ich in die Kennlinie schaue, dann landest Du irgendwo zwischen 58 und 68 m Gesamtförderhöhe. Bei Deinem gewünschten Druck von 2,5 / 4,0 bar dürftest Du ein Ein- und Ausschalten der Pumpe haben. Damit das nicht zu häufig passiert, muss der Speicher groß genug sein. Wie es mit der Größe des Speichers aussieht, müssten andere schreiben (mangels eigener Erfahrung - bei meiner Pumpe brauche ich nur 2 Liter). Du kannst natürlich (wenn es der Druckschalter erlaubt) ihn auch höher einstellen. Z.B. 3,5 / 5,0 bar. Also einen Bereich, in dem die Pumpe auch dann eingeschaltet bleibt, wenn Du nur einen Regner betreibst. Der eine Regner dürfte dann bei 5 bar auch nicht nur 1000 l/h verbrauchen.... (Wenn die Angabe 1000 l/h bei 3 bar gelten sollte, dann wird er bei 5 bar eher so 1300 l/h verbrauchen)

Wenn Du schon eine so große Pumpe nimmst, dann denke dran, die Leitung im Garten auch groß genug zu machen. 1 Zoll als Hauptleitung (je nach Länge auch mehr... - schau dazu in den Online-Rechner unter www.druckverlust.de und trag ruhig die 3 m³/h als Grundlage ein, die Deine Pumpe im Nenn-Punkt liefert).

LG
Thoralf
Der Elektroingenieur in mir meint: "Wasser braucht Strom" 8-)
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rabo
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Re: Planung Brunnenreaktivierung

Beitrag von rabo » So 9. Aug 2020, 14:59

Hallo Toralf.

Danke nochmal für die Hinweise.

Jetzt muss ich erst mal für 5 Wochen auf Arbeit und wenn ich zurück bin ist hoffentlich die neue Pumpe da.
Dann werde ich versuchen, den Brunnen zu testen.
Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Gruß
Rainer
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