Bohrbrunnen in Lehmboden bei hohem Grundwasser

Grundwasseranfang in jeder Tiefe möglich
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Anbohrer
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Bohrbrunnen in Lehmboden bei hohem Grundwasser

Beitrag von Anbohrer » Fr 19. Mai 2017, 14:58

Hallo Brunnenbauer!

Um meinen kleinen Garten mit Gießwasser versorgen zu können kam mir der Gedanke an einen kleinen Brunnen. Der Garten liegt ca. 50 m ebenerdig vom Ufer eines Stausees entfernt, daher lag die Vermutung auf der Hand auch recht oberflächennah auf Grundwasser stoßen zu können. Da ich recht neu in der Gegend bin weiß ich nicht, ob es schon Brunnen in der Nachbarschaft gibt.

Mit einem geliehenen Handbohrer (ca. 120 mm im Durchmesser, etwas breiter als ein DN 110 KG Rohr) bohrte ich mich mühelos auf etwa 1 m Tiefe vor bis sich am Bohrgrund eine kleine Pfütze bildete. Der Aushub bestand zunächst aus Mutterboden (ca. 30 cm), der dann immer lehmiger wurde. Anfänglich ließ sich das zu Tage geförderte Material gut aus dem Bohrkopf schlagen, mit zunehmender Tiefe wurde der Lehm immer zäher und klebte regelrecht an dem Bohrgestänge. Auch in der tiefer werdenden Pfütze ließ sich noch gut bohren und letztlich konnte ich bis zum letzten Segment des Handbohrers knapp drei Meter tief Bohren. Bei einer späteren Inspektion des Bohrlochs stand das Wasser bis ca. 80 cm unterhalb der Rasenkante und es ergab sich entsprechend eine etwa 2 m hohe Wassersäule.

Das weiters Vorgehen:
Sobald ich wieder im Garten bin werde ich das Loch mal leerpumpen und schauen wie schnell es sich wieder füllt. Im Idealfall lässt es sich vl gar nicht erst ganz leeren :)

Meine Fragen:
- Wie kann ich weiter vorgehen? Soll ich mir ein weiteres (längeres) Gestell mieten? Meine Pumpe kann nur bis -7 m
Fördern, daher wäre bei 8 m Bohrvortrieb spätestens Schluss.

- Ist das überhaupt Lehm? Dieser wäre doch an sich nicht wasserleitend. Wäre es dann eine Mergel-Art?

- Welche Brunnenoptionen wären hier denkbar?

Vielen Dank vorab für alle Meinungen und Einschätzungen!
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Eriberto
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Re: Bohrbrunnen in Lehmboden bei hohem Grundwasser

Beitrag von Eriberto » Fr 19. Mai 2017, 15:11

Hallo Anbohrer,

definitiv tiefer bohren, die Tiefe des Bohrlochs und der späteren Rohrtour hat nicht zwangsläufig mit der Saughöhe zu tun. Wenn Du z.B. bis 10m bohrst und das Wasser steigt im Rohr bis auf 1,5m unter Geländeoberkante und fällt bei Pumpenbetrieb nur unwesentlich, braucht Deine Pumpe keine allzu große Förderhöhe.

Ist das Lehm ? Moment mal, meine Glaskugel ... Stell doch mal Fotos ein (Bohrgut, Bohrloch. Gesamtsituation).

Bei Lehm kommt eigentlich nur ein 'richtiger' Bohrbrunnen in Frage. Ein Rammbrunnen setzt sich u.U. schon beim Einbringen zu, Spülbrunnen scheidet ebenfalls aus und Schachtbrunnen macht zuviel Arbeit :).
Gruß
Florian

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Anbohrer
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Re: Bohrbrunnen in Lehmboden bei hohem Grundwasser

Beitrag von Anbohrer » Fr 19. Mai 2017, 18:43

Hallo Florian,

danke für die schnelle Antwort! Ein Blick in die Kristallkugel war wohl etwas zu viel für das erste Mal. 8-) Daher hier sind mal ein paar Schnappschüsse vom Bohrloch und der geförderten Erde. Fand die Bohrung bisher ganz angenehm und Verlängerungen für den Bohrer lassen sich offenbar in der Umgebung beziehen. Macht es dann Sinn gleich einen breiteren Bohrer zu wählen um eine größere Wasseräule zu erhalten? Wenn ich mit einem 180er Bohrer ein 10 m tiefes Loch aushebe und ein 150 er Rohr einziehe ergäbe das ein Volumen von über 170 l Wasser. Mit den sieben Metern meiner Pumpe wären das immer noch 120 l, das dürfte schon mehr als genügen, selbst wenn es einen ganzen Tag dauern sollte bis das wieder nachsickert.
Wäre es möglich eine Umhüllung aus fünf 2 Meter langen DN150 KG Rohren zu bauen, die mit der Flex seitlich mit zahlreichen kleinen Ritzen versehen sind und diese in ein 180 er Loch zu stecken? Dann käme eine Schicht grober Kies (vl so 10-15 cm) hinein und in dieses Rohr dann lose mein 7 Meter langes Saugrohr inkl. Fußventil?

Dann käme ich auch noch recht günstig zum Brunnen. Oder sind diese blauen Brunnenrohre das Maß aller Dinge?

Gruß
Anbohrer

edit: habe 2*5 m zu 5*2 m korrigiert
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Eriberto
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Re: Bohrbrunnen in Lehmboden bei hohem Grundwasser

Beitrag von Eriberto » Sa 20. Mai 2017, 09:56

Oh, oh,

bitte nicht das 'böse' KG-Rohr! Dies ist insbesondere für Deine Bodenverhältnisse absolut ungeeignet.
Ich habe seinerzeit mit einem ca. 120er Bohrer ebenfalls in Lehm gebohrt (anschließend mit Motorunterstützung), das war nicht wirklich ein Spass. Bei 180 und Lehm dürfte das manuell 'ne harte Nummer werden. Würde ich mir nicht antun.

Also, errichte einen Bohrbrunnen mit DN115 Brunnenrohr (ohne Gewindemuffe) und 2m Filterrohr in der Schlitzweite 0,3mm. Das bedeutet zwar, dass Du durch den Lehm durch musst, Du würdest aber mit einem ergiebigen und langlebigem Brunnen belohnt.
Aufbau der Rohrtour 0,5m Sumpfrohr (Hälfte eines Vollrohres), 2m Filterrohr SW 0,3mm, xm Vollrohr bis Geländeoberkante oder in eine ggf. zu errichtende Brunnenstube.

Benötigte Werkzeuge, sofern noch nicht vorhanden: Bohrer ca. 120mm mit ausreichend Verlängerungen (min. 6-8m), Dreibein (empfehlenswert), Seilwinde (empfehlenswert), zusätzliche Manpower, Rohrklammer, Kiespumpe ca. 102mm.
Bauanleitungen findest Du im Forum.
Gruß
Florian

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Re: Bohrbrunnen in Lehmboden bei hohem Grundwasser

Beitrag von Anbohrer » So 21. Mai 2017, 09:31

Danke für die Hinweise, es wäre auch zu schön gewesen, wenn es so einfach gegangen wäre. Wenn das ausheben eines 180er Lochs so eine Tortur ist werde ich mir das tatsächlich sparen und die vorgeschlagene Vorgehensweise angehen. Ich bin mir nur noch nicht sicher, ob das mit der Kiespumpe so hinhaut, habe da aber auch keine Erfahrung mit. Der Lehm ist wirklich sehr klebrig, schlimmer als Brotteig, und es müssten sich für die Kiespumpe doch kleine Brocken aus den Untergrund lösen, die durch die untere Ventilöffnung in die Pumpe einströmen können. Wie stark ist denn die Sogwirkung die mit einer Kiespumpe erzeugt werden kann?
Und dann habe ich noch eine Frage zu den empfohlenen Rohren: Die muffenlosen DN115 Rohre haben einen Außendurchmesser von 125 mm, lassen die sich überhaupt bis auf die gewünschte Tiefe runtertreiben? Oder wäre angesichts des lehmigen Bodens dann vl doch ein breiteres Loch notwendig? Meine Sorge ist, dass die Rohre auf halber Höhe stecken bleiben und nichts mehr geht…

LG
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Eriberto
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Re: Bohrbrunnen in Lehmboden bei hohem Grundwasser

Beitrag von Eriberto » Mo 22. Mai 2017, 07:30

Hallo Anbohrer,

also meine Erfahrung zeigt, dass das Bohrloch ohnehin etwas größer als der Bohrdurchmesser wird, sozusagen 'ausnudelt'. Bei meinem Einsatz einer BT360 (Stihl 2-Mann Bohrgerät) sogar nicht unerheblich.
Insofern sollte das in Deinem Fall kein Problem darstellen. Die Glattwandrohre gehen ja noch mal etwas leichter nach unten.
Wichtig ist dann die passende Holzklammer und ausreichend Auflast.

Zum Thema Lehm und Kiespumpe: mit der Kiespumpe kannst Du keinen Lehm fördern. Das geht nur mittels Bohrer. D.h., Du musst durch die Lehmschicht bohren und erst dann kommt die Kiespumpe zum Einsatz.
Nur weiß natürlich niemand, wie es bei Dir im Boden aussieht (Schichtenaufbau). Es könnte natürlich sein, dass sich der Boden in Deiner Gegend so gut für einen Stausee eignet, weil er aus dicken Lehmschichten besteht. Man müsste also versuchen, an geologische Informationen zu kommen (Stauseebetreiber, Gemeinde, Kartenserver usw.).
Gruß
Florian
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Ben540
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Re: Bohrbrunnen in Lehmboden bei hohem Grundwasser

Beitrag von Ben540 » Di 30. Mai 2017, 10:20

Schau mal in unsere Story rein, wir haben vielleicht ähnliche Bodenverhältnisse.

Alleine hast du keine Chance...
Am Anfang ist alles noch lustig, später wird es hart ;-)

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