Brunnenbauanleitung Bohrbrunnen

Grundwasseranfang in jeder Tiefe möglich
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Plunschmeister
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Brunnenbauanleitung Bohrbrunnen

Beitrag von Plunschmeister » Do 12. Sep 2013, 22:32

Bohrbrunnen:

Wurde ein geeigneter Platz für den Bohrbrunnen gefunden, wird zunächst mit einem Erdbohrer (in der Regel ist das ein Handbohrer)
bis zur Grundwasserschicht vor gebohrt. Beim Bohren erhält der Brunnenbauer bereits Kenntnis vom Bodenaufbau und er wird auf die unterschiedlichsten Bodenschichten treffen.

Videoquelle: Superpuh

Erreicht man beim Bohren im Kies oder Sand keine weitere Tiefe mit dem Erdbohrer, wurde eine wasserführende Schicht erreicht. Ein sicheres Indiz hierfür ist, dass beim erneuten Ablassen des Erdbohrers dieser nicht in der vorherigen Bohrtiefe abgesetzt werden kann. Man hat das Gefühl, das Bodenmaterial ist wieder im Bohrloch angestiegen. Dieses ist auf den Eigendruck des Grundwasserleiters zurückzuführen.
Auch wird zu diesem Zeitpunkt das Bohrmaterial (Kies oder Sand) vom Bohrer gespült, denn unter Wasser bohren geht so nicht.
Dieses trifft natürlich nicht für Lehm oder Ton zu. Diese führen kein ausreichendes Grundwasser, weil sie Grundwassergeringleiter sind. Lehm und Ton lassen sich auch noch unter Wasser bohren, jedoch nicht plunschen. Aufgrund der hohen Quellfähigkeit, ist es oft erforderlich ein Bohrrohr einzusetzen, um diese Schichten zu durchteufen.

Im Kies bzw. Sand jedoch ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, das Brunnenrohr mit dem ausgewählten Filterrohr in das Bohrloch abzulassen.
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Nun kommen Plunsche oder Kiespumpe zum Einsatz.


Eine Kiespumpe arbeitet jedoch durch den Kolben effektiver. An einem Dreibock oder Gerüstbock wird eine Seilrolle befestigt und die Kiespumpe wird über ein Seil in das Brunnenrohr abgelassen.
Dabei wird gleichzeitig das Brunnenrohr beschwert. Durch die Auf- und Abwärtsbewegung des Kolbens in der Kiespumpe wird Bodenmaterial in die Kiespumpe gesaugt und das Brunnenrohr rutscht in die Tiefe (Das Brunnenrohr wird abgeteuft).
Da eine Kiespumpe jedoch nur unter Wasser diesen Saugeffekt erzielt, ist es sehr wichtig am Anfang ausreichend Fremdwasser hinzuzufügen.
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Nun teuft man das Brunnenrohr soweit ab, bis 3-4m Grundwasser über dem letzten Filterrohr stehen.Bild
Ist die endgültige Tiefe erreicht, wird der entstandene Ringraum um das Brunnenrohr herum wieder mit dem geförderten Bohrgut verfüllt. Der Brunnen wird an der Brunnensohle mit Tonpellets verschlossen.

Nun erfolgt das Klarpumpen des Brunnens:
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Hierzu wird zunächst 2-3 h mit halber Leistung und anschließend die gleiche Zeit mit voller Leistung gepumpt. Dieses hat zur Folge, dass feine Sandanteile in das Filterrohr gezogen werden und sich zudem eine natürliche Kiesschüttung von außen um das Filterrohr bildet.
Befinden sich keine Sandanteile mehr im geförderten Wasser, wurde der Brunnen erfolgreich erstellt.


Bei sachgerechter Förderung von Grundwasser ( Brunnen nicht überlasten), hat man viele Jahre Freude an einem selbst erstellten Brunnen.
Die hier beschriebene Methode beschreibt das direkte Abteufen von Filter- und Brunnenrohr in eine Lockergesteinschicht ( Kies/Sand), weil in diesem Fall eine separate Filterkiesschüttung nicht erforderlich ist. Beim Durch-teufen von Lehm/Ton; Feinsand oder wenn das Bohrloch zusammen fällt kommen Schutzrohre zum Einsatz, die nicht aus KG-Rohren bestehen sollten. Es spricht jedoch nichts dagegen sein Bohrloch mit Hilfe eines kurzen KG-Rohres (1m) im oberen Bereich gegen ein Abstürzen der Bohrlochwand zu sichern!

Schutzrohre bestehen in der Regel aus Stahl oder aus Fieberglas ( GFK). Der Hobby-Brunnenbauer sollte hier auf Glattwand-Brunnenrohr zurückgreifen.
Bei der Auswahl der Filterschlitzweite des Filterrohres in Lockergestein ( Kies/Sand) hat sich eine SW von 0,3 mm bewährt. Feinsand durchdringt jedoch diese Filterstrecke, hier empfiehlt es sich Feinsandfilter zu setzen, welche jedoch nicht nach der oben beschriebenen Methode direkt abgeteuft werden können.

Zusammenfassend:
Die Bemessung des Brunnenrohrdurchmessers orientiert sich in der Praxis häufig an den Pumpendurchmesser, der Bohrdurchmesser wiederum an den Rohrdurchmesser des Ausbaustranges.

Sind Grundwasseranfang oder aber auch die Bodenverhältnisse gänzlich unbekannt, so empfiehlt es sich gleich eine Glattwandrohr-Rohrtour ( Filtertsrecke &Vollwandrohr beim direkten Abteufen ) einzusetzen.
Auch sollte bei unbekannten Bodenverhältnissen der Brunnenbau so groß wie möglich ( D=150mm bis 200mm- Bohrer) begonnen werden.
So hat man bei einem Antreffen von kohäsiven Bodenschichten (Lehm,Ton) in mittleren Tiefen, stehst die Möglichkeit, teleskopartig ( Rohr in Rohr) durch diese Schichten zu gehen.

Der Einsatz von Glattwandrohren begünstigt dieses, da diese keine Muffen besitzen!!!

LINK:
Grundwasserleiter


Besonderer Hinweis zum Arbeitsschutz, bei der Erstellung eines Bohrbrunnen:

Auch im Privatbereich muss unbedingt auf den Arbeitsschutz geachtet werden!
So ist unbedingt darauf zu achten, dass die verwendeten Brunnenrohre beim Abteufen ( Einbringen der Rohre unter GOK) Senkrecht stehen und nicht überbelastet werden. Das Auflager ist so zu dimensionieren, das es einer späteren Gewichtsauflage standhält. Die Gewichte beim Plunschen ( es können unter Umständen bis zu 400 kg sein) müssen gegen seitliches Verrutschen, so wie gegen Herunterfallen gesichert sein. Beim Plunschen nicht mit den Füßen unter das Auflager ( Holzschelle) treten.
Beim Hantieren mit langen Bohrgestängen unbedingt darauf achten, dass sich keine Stromleitungen und Gebäudeteile in der Nähe befinden.
Bei Verwendung eines Dreibocks, sind die Standbeine Einzugraben oder so zu sichern, dass sich diese nicht auseinander spreizen können. Auch ist die Umlenkrolle am Dreibock auf eine sichere Befestigung zu prüfen.
Beachtet man seine eigene Sicherheit und die der gegebenenfalls helfenden Person/en, steht einem erfolgreichen Brunnenbau nichts im Weg.

Danke an fattelhavre für die Bilder!

PM Beitrag 09-2013 bearbeitet:: Bildquelle fattelhavre
„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft" Jules Verne (1870)
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Gruß PM
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