Bohrbrunnen ohne oder mit Arbeitsrohr

Grundwasseranfang in jeder Tiefe möglich

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BrunnenMartin
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Bohrbrunnen ohne oder mit Arbeitsrohr

Beitrag von BrunnenMartin » Sa 26. Sep 2020, 13:06

Hallo zusammen,

ich habe auf der Willkommensseite mein Projekt und die Bodenbeschaffenheit kurz vorgestellt. Florian riet mir dazu, zunächst ein Arbeitsrohr einzubringen und nach genauer Betrachtung der Bodenverhältnisse die Rohrstrecke zu planen. Das klingt irgendwie vernünftig, insb. weil ich durch Feinsand muss. Jetzt habe ich im Buch "Brunnen Bohren" von Albrecht Trunk gelesen, dass die Filterstrecke 3 Meter unter dem Grundwasserspiegel beginnen soll. In dem Projekt hat er ohne Arbeitsrohr gebohrt, d.h. gleich das fertige Brunnenrohr abgeteuft. Die Begründung ist, der Grundwasserspiegel kann sinken, die Pumpe soll über dem Filterrohr hängen.

Ich gehe von Grundwasser in 7m aus, das bedeutet folgende Rohrtour (von oben nach unten):

10m Vollrohr
4m Filterrohr
0,5m Sumpfrohr

D.h. ich muss hinterher fast 15m Arbeitsrohr wieder ziehen (das kann ziemlich schwierig werden). Jetzt habe ich mir überlegt, als Arbeitsrohr glattwandiges Brunnenrohr mit TNA Gewinde zu verwenden gleich in der Konfiguration 10m Vollrohr, 4m Filterrohr (0,3mm Schlitz), 0,5m Sumpfrohr. Dem liegt die Hoffnung zu Grunde, dass ich damit meinen Brunnen schon fertig bekomme.

Ist das abwegig oder einen Versuch wert? Hat jemand eine Meinung zu dem Punkt, die Filterstrecke soll 3m unter dem Grundwasserspegel beginnen? Ich dachte immer, der Filter muss im Grundwasser stehen.

Danke und Grüße Martin

Toenne
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Re: Bohrbrunnen ohne oder mit Arbeitsrohr

Beitrag von Toenne » Sa 26. Sep 2020, 18:00

Die Pumpe sollte mit der Ansaugöffnung ~1m oberhalb der Filterstrecke hängen. Und die Pumpe sollte mit möglichst mindestens 2m Wassersäule überdeckt sein. Da die meisten Pumpen die Ansaugöffnung in der Mitte haben ergibt sich also Ansaugung 1m über Filterschlitze plus halbe Länge der Pumpe plus 2m Pumpenüberdeckung, und da liegt man dann mit 3m auf der sicheren Seite.
Gegen deinen Bauplan spricht nichts da es zwei Szenarios gibt:
- Deine Filterstrecke landet doch in Feinsand und nicht in gröberen Sand. Dann stellst du in die Rohrtour Feinsandfilter ein und ziehst die Tour wieder, d.h. deine Rohrtour war de facto ein Arbeitsrohr.
- Deine Filterstrecke steckt nach durchteufen der Feinsandstrecke in ausreichend grobem Sand für den die 0.3er Schlitze geeignet sind: Rohr unten mit Tonpfropfen schliessen und fertig.
Professionell wird natürlich mit Arbeitsrohr gebohrt um dann die Rohrtour optimal konfigurieren zu können. Und vor allem auch um zusätzlich eine Filterkiesschüttung einbringen zu können. Damit diese aber dick genug ist reden wir von Bohrdurchmessern die du dir per Hand wahrscheinlich nicht antun willst. Dazu kommt dass ein Brunnenbauer die Arbeitsrohre ja jedesmal aufs neue verwenden kann, er dadurch also keinen monetären Nachteil hat. Beim DIY-Bohrer sieht das anders aus, der hat dann die Rohre da liegen und muss schauen dass er sie anschliessend mit möglichst geringem Verlust wieder los wird. Daher ist das direkte Abteufen im DIY Bereich durchaus üblich.

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BrunnenMartin
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Re: Bohrbrunnen ohne oder mit Arbeitsrohr

Beitrag von BrunnenMartin » Sa 26. Sep 2020, 21:19

Hallo Toenne,

super, danke für die Antwort. So werde ich es machen, bin mal gespannt und werde berichten.

Grüße aus HH, Martin

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BrunnenMartin
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Re: Bohrbrunnen ohne oder mit Arbeitsrohr

Beitrag von BrunnenMartin » So 9. Mai 2021, 14:03

Hallo zusammen,

ich war nicht untätig und habe inzwischen ein Glattwand Brunnenrohr DN150 auf 15m in die Erde bekommen. Ich sitze jetzt auf einer 2. Tonschicht, die ich nicht mehr durchbohren werde. Die Bodenbeschaffenheit ist wie folgt.

Meter:
0 - 1: Humus
1 - 6: Sand mit wenig Oberflächenwasser
6 - 7: Lehm feucht
7 - 12,20: Ton
12,20 - 14,70: Feinsand naß (als Laie würde ich Grundwasserleiter sagen)
ab 14,70: Ton

Der Sand zw. 12,20m und 14,70m verhält sich wie fester Sand am Strand: Das Wasser fließt schnell raus, hinterher bleibt ganz fester, nur feuchter Sand zurück, ideal zum Sandburg bauen :). Ich habe den Sand getrocknet und fotografiert, sie hier:
BildBild

Das Rohr hatte ich so konzipiert, dass ich es entweder nur als Arbeitsrohr nutzen oder fertiges Brunnenrohr lassen kann. Das Rohr ist wie folgt aufgebaut, von oben nach unten:
10,5m Vollrohr + 4m Filterrohr 0,3mm + 0,5m Sumpfrohr + Stahlschneidkopf

Nun sehe ich 2 Alternativen:
1) Ich versenke das Rohr noch 0,5m im Ton und verschließe es unten, das Ergebnis ist dann suboptimal wg. Feinsand und Filterstrecke im Ton.
2) Ich verbaue eine richtig konfigurierte Rohrstrecke mit dann nur 2m Filterstrecke. Gegen Alternative zwei spricht, dass ziehen des Arbeitsrohres. Ich hatte zwischendurch wegen einer verklemmten Pumpe schon mal den Versuch des Ziehens unternommen (gedrückt mit 2 Hubwagenhebern), scheiterte aber. Wenn das wieder klemmt wäre die Arbeit umsonst, der Ton war echt fiess.

Kann mir hier jemand einen Tipp geben oder die zielführenden Fragen stellen, das wäre super. Kann man mit 1) leben oder muss es unbedingt 2) sein?

Danke und Grüße Martin

andreas kr
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Re: Bohrbrunnen ohne oder mit Arbeitsrohr

Beitrag von andreas kr » So 9. Mai 2021, 15:00

Hallo Martin,

falls Du das Schneidschuhmodell, welches im Web angeboten wird, verwendet hast, dürfte das Ziehen der Rohrtour ein gewagtes Experiment werden. Da er breiter als das Brunnenrohr ist, müsstest Du den entstehenden widerstand beim Ziehen überwinden, ohne die Rohrtour zu zerreißen. Mit etwas Glück reißt zuerst der Schneidschuh ab. Du kannst es ja mal mit zusätzlichen leichten drehen (nur im Uhrzeigersinn) ausprobieren, falls Du nicht voran kommst.

Wenn sich das Rohr nicht mehr ziehen lässt, das Ergebnis (Wassermenge ausreichend/Sandanteil nahezu null und keine Trübung durch Lehm/Ton) bei Variante 1 zufriedenstellend ist, würde ich persönlich mal den Sommer über ausprobieren, ob man mit der jetzigen Konfiguration leben kann. Du könntest dann noch immer einen alternative Rohrtour in die Bestehende integrieren.

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Re: Bohrbrunnen ohne oder mit Arbeitsrohr

Beitrag von BrunnenMartin » So 9. Mai 2021, 20:36

Hallo Andreas,

der Schneidschuh ist von ist hier nicht gelistet. Ich kann mir gut vorstellen, dass der irgendwo an einem Stein im Ton festklemmt. Du hast mich damit aber auf die Idee gebracht, eine richtige Rohrtour in das jetzige Brunnenrohr zu stellen und dieses dann soweit es geht zu ziehen. Das Ziehen innerhalb des Sandes sollte kein Problem sein, festklemmen wird es erst im Ton über dem Sand. Wenn es abreißt, ist es halt Pech, der Rest bleibt dann drinnen.

Hat jemand noch einen Tipp für die richtigen Filterrohre (s. meine Bilder), Länge der Filterstrecke und den richtigen Durchmesser? Ich habe ja nur 2,5m nutzbare Länge innerhalb des Wassers.

Danke im Voraus, Martin
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Re: Bohrbrunnen ohne oder mit Arbeitsrohr

Beitrag von Plunschmeister » So 9. Mai 2021, 22:04

Du kannst ja mal einen Pumpversuch machen.
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Gruß PM

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Re: Bohrbrunnen ohne oder mit Arbeitsrohr

Beitrag von BrunnenMartin » Mi 12. Mai 2021, 21:57

Moin,
Ich habe gepumpt und könnte jetzt ins Feinsandgeschäft einsteigen. Nach 2x je 4 Stunden pupen hatte ich jeweils 25cm Sand im Sumpfrohr. Ich habe jetzt kurzentschossen 3 Meter Feinsandfiter mit Vollrohr DN100 in das bestehende DN150 gestellt und angefangen den. Zwischenraum mit Filterkies zu füllen.
Nun dachte ich, das DN150 zu ziehen. Das Rohr steckt aber so fest im Boden, dass ich es nur 15cm hoch bekommen habe, dann hängt es, vermutlich der Schneidschuh an einem Stein im Ton. Gedrückt habe ich mit 2 Hubwagenhebern unter einer Holzzange und mit einer 600KG Winde gezogen.
Ist es ein Problem, wenn ich das alte Rohr einfach drin lasse, unten sind ja 4m Filterstrecke 0,3mm? Das müsste mehr Durchfluss haben als der Feinsandfilter.
Danke und Gruß Martin
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Plunschmeister
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Re: Bohrbrunnen ohne oder mit Arbeitsrohr

Beitrag von Plunschmeister » Mi 12. Mai 2021, 22:13

Warum hast du dich nicht nach dem Pumpen gemeldet?

Schön ist das nicht, denn die Filterstrecke mit SW 0,3 mm
kann sich zusetzen.
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Re: Bohrbrunnen ohne oder mit Arbeitsrohr

Beitrag von BrunnenMartin » Mi 12. Mai 2021, 23:55

Ok, also Feinsandfilter wieder raus und nur die 0,3 er lassen? Ich werde noch mal einen Tag investieren, das große Rohr zu ziehen, vielleicht klappt das ja noch.
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