Stabilisierung Brunnenloch

Grundwasseranfang in jeder Tiefe möglich
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moriturus
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Stabilisierung Brunnenloch

Beitrag von moriturus » Fr 4. Sep 2020, 12:56

Hallo zusammen,

ich suche etwas um mein Brunnenloch zu stabilisieren, weil das mit einem Arbeitsrohr nur schlecht funktioniert. Kann man dafür einen Spülzusatz verwenden. Z.B. Antisol, etc.?

Hintergrund Infos: Ich bohre in 77855 Achern. Wasser gibt es beim Nachbar in 4,20m tiefe (ca. 20m entfernt). Boden ist eine Grundmoräne (Würmeiszeit). Ich bin derzeit bei 2,65m. Das hört sich zwar nach pillepalle an, war aber bei dem Boden schon ein mehrtägiges Unterfangen. Das ist der gesamte Aushub bisher:
Bild

Ich schaffe etwa 10 cm pro Stunde. Bohren tue ich mit 50, 120 und 190mm Bohrer, was aufgrund der groben Kiesel nur selten möglich ist, daher sauge ich mit einem Industriestaubsauger. Steine größer als ca. 5 cm berge ich mit dem Steinfänger. Lösen der Steine mit einem 3,5m langem Stahlrohr/Meißel. Einige Steine waren > 20cm die habe ich nur hochkant durch das Brunnenrohr bekommen (Handschuh im Bild zum Größenvergleich).
Die Schichtenfolge war
Bis 0,3: Mutterboden
Bis 1,1: Auffülung: 0,3m sandig, dann 0,4m grobe Kiesel
Bis 1,5: Lehm
Bis 2,1m grobe Kiesel
Bis 2,5m: sandig/kiesig
Ab 2,5m: grobe Kiesel

Bei 2,30 m hatte ich das Problem, dass die sandig/kiesige Schicht immer nachrutscht (ich hatte mich schon gefreut, dass ich soviel Material aus dem Loch berge und erst später gemerkt, dass es gar keinen Tiefenfortschritt gab - Anfängerfehler...). Also habe ich ein DN160 Arbeitsrohr eingeführt und bis 2,45m weitergebohrt. Jetzt kommen wieder grobe Kiesel, die teilweise nur ein paar Zentimeter in das Bohrloch ragen, aber 15 cm im Erdreich stecken. Die bewegen sich keinen Millimeter, so dass das Rohr feststeckt. Ich bin jetzt ca. 15-20 cm tiefer wie das Rohr und hatte gehofft, dass sich unter dem Stein (bzw. 2 Steinen) soviel Kies lockert, so dass der Stein einfach ins Bohrloch "fällt". Leider ist das nicht so, sonders es rutscht wieder jede Menge Kies/Steine nach (von dort wo der Stein nicht sitzt). Rohr anheben und Stein lockern habe ich auch schon probiert - der Meißel rutscht ab und anheben lässt sich der Stein nicht.

Ich sehe folgende Möglichkeiten:
1) Spülzusatz verwenden und nachdem das Wasser weg ist ohne Rohr weiterbohren -> Kann man damit das Bohrloch stabilisieren?
2) An anderer Stelle bohren -> auch wenn da kleinere Steine sind, vermute ich, dass ich das Problem wieder habe, dafür gibt es bei uns einfach zu viele grobe Kiesel...
3) Eine Bombe bauen - genau mit dem Innendurchmesser des Rohres (150mm). Und hoffen dass der Stein abbricht (und zwar hoffentlich hinter dem Brunnenrohr, sonst steckt es ja weiter fest. -> meine bisherige Bombe hat leider nur 12 cm.

Habt ihr noch Ideen? Wie würdet ihr weiter machen?

Viele Grüße
moriturus
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Plunschmeister
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Re: Stabilisierung Brunnenloch

Beitrag von Plunschmeister » Fr 4. Sep 2020, 17:08

Willkommen bei uns im Forum.
Bombe hört sich immer so pyrotechnisch an :lol: . Einigen wir uns auf Fallmeißel.


Brunnenrohr in DN 160 kenne ich leider nicht.
Kurze Strecken kannst du überbrücken, indem du den Brunnen mit Ton 'verkleidest'. Ton einfüllen, diesen verdichten und bohren.
Oder Ton in das Bohrloch geben und diesen mit einem birnenförmigen Werkzeug gegen die Bohrlochwand drücken.
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Gruß PM

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Re: Stabilisierung Brunnenloch

Beitrag von moriturus » Sa 5. Sep 2020, 19:44

Danke für den Tipp, dass werde ich ausprobieren. Dauert noch etwas - Baustelle ruht für 1 Woche.
(Tippfehler. DN150 ist korrekt.)

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Re: Stabilisierung Brunnenloch

Beitrag von moriturus » Mo 14. Sep 2020, 12:19

Kurze Zwischenmeldung: Die lokale Stabilisierung war erfolgreich, so dass ich etwas weiter gekommen bin. Im Moment ruht die Baustelle aber wieder, so dass ich erst in 1-2 Wochen sehe, ob es erfolgreich weitergeht. Danke Plunschmeister für den Tipp.

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Re: Stabilisierung Brunnenloch

Beitrag von moriturus » So 27. Sep 2020, 18:17

Hallo nochmal an die Brunnen-Bohr Gemeinde,

so langsam geht es vorwärts, aber wie ich dem Forum entnehmen konnte hat ja auch keiner behauptet, dass es einfach wäre :-D.

Ich bin jetzt bei 3,10 m. Von 2,6-2,9m waren immer wieder große Kiesel dabei. Ab 2,9m geht es jetzt besser - ich träume schon vom Wasserspiegel bei ca. 4m :-)

Nun stelle ich mir immer wieder die Frage, was wähle ich später für einen Brunnenausbau - bisher bin ich bei 150er Arbeitsrohr. Ziel war ursprünglich min. 1,5qm pro h zu bekommen. Dn125 Rohr unten verschlossen, Filterkies: Aufbau unter Wasser: 2m Filter, 2m Vollrohr (Pumpe bei 1m unter Wasser und 1m über Filter). Das ist meiner Meinung ja schon das Minimum. Nun befürchte ich, dass ich unter Wasser wegen der großen Kiesel gar keine 4m tief komme (also 4m bis zum Wasser + 4m im Wasser = 8m). Was bleiben einem für Alternativen? Weniger Durchfluss nehmen ich in Kauf - dann fülle ich als erstes die Zisterne und von dort geht es auf die Sprenger. Ich traue mich kaum zu fragen, aber wenn ich es nur 2m unter Wasser schaffe, kann ich dann mit 2m Filterrohr und per Saugpumpe unten ansaugen? Das wäre dann von der Förderleitung eher wie ein Rammbrunnen. Kann man dann aufs Sumpfrohr verzichten oder sollte man lieber 1,5m Filter + 0,5m Sumpfrohr nehmen. Ich denke mir, wenn das Filterrohr unten verrockt, dann wird es halt ein Sumpfrohr ;-)

Dann noch eine Frage wegen dem Klarpumpen. Ich hatte mich mal mit einem Hydrogeologen unterhalten und der sagte, dass man bei Grundmoränen ganz speziell klarpumpt, damit man den Feinkornanteil möglichst weit um das Brunnenrohr herausbekommt, damit die Durchlässigkeit und Förderleistung verbessert wird. Er wollte mir allerdings nicht verraten in wie weit das unterschiedlich zum "Standard Klarpumpen" ist und er sagte lediglich, dass das mehrere Tage dauert. Eigentlich gibt es ja nur 2 Möglichkeiten. 1) Möglichst geringe Förderleistung und lange pumpen oder 2) immer wieder Stoßpumpen mit höherer Förderleistung. Was empfehlt ihr bei solchen Grundmoränen Verhältnissen?

Danke für euren super Support und schönen Sonntag!
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Re: Stabilisierung Brunnenloch

Beitrag von Plunschmeister » So 27. Sep 2020, 20:31

Moin,
hier sind die gängigen Verfahren zum Entsanden etwas genauer beschrieben:
https://www.brunnen-dienst.de/leistunge ... twicklung/

Ich würde da tatsächlich mit einem Arbeitsrohr DN 150 beginnen.
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Gruß PM

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Re: Stabilisierung Brunnenloch

Beitrag von moriturus » Mo 28. Sep 2020, 08:52

Immerhin, dann habe ich ja das richtige Arbeitsrohr :-)

Bin überrascht, dass Klarpumpen scheint ja eine Wissenschaft für sich zu sein... Der Artikel macht ja keine genaue Handlungsanweisung und mir ist noch nicht so ganz klar, wie ich dann vorgehe. Aber bis zum Klarpumpen habe ich auch noch etwas Zeit zum überlegen :-) Im Moment spiele ich mit dem Gedanken am Anfang zum Freispülen zu "schocken" und später dann mit geringer Fördermenge den Filterbereich zu stabilisieren, bis das Wasser klar wird.

Habt ihr noch einen Tipp, wie man einen Brunnen ausbaut, wenn man nur 2m ins Wasser kommt?

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Re: Stabilisierung Brunnenloch

Beitrag von moriturus » Mo 9. Nov 2020, 13:29

Der aktuelle Stand bei meinem Brunnenloch ist, dass ich das Wasser erreicht habe. :-) Unten mal noch 2 Bilder von dem Aushubmaterial - mehr Steine wie Erde...
Was ich empfehlen kann beim Bohren in so steinigem Boden:
- Ohne Industrie-Sauger ist es in meinen Augen unmöglich (5m Saugrohr mit 40 mm Durchmesser habe ich verwendet)
- Steingreifer braucht man natürlich auch. Ich bin mit meinem 3 Zack Greifer gut zurecht gekommen. Die kleineren Steine bis ca. 7/8cm Durchmesser habe ich mit dem Saugrohr rausgezogen.
- Zusätzlich habe ich einen kleinen 50mm Bohrer verwendet - zum Lockern von Steinen und um neben den Steinen tiefer zu bohren
- Ich habe ein 3,5 und 4,5m langes Stahlrohr (50mm Durchmesser) vorne angespitzt und als Meißel verwendet
- Ich habe auch mal die Flex mit Diamanttrennscheibte an das Gestänge angebracht, um einzelne Steine einzusägen und Stücke davon mit dem Meißel abzuspalten
- Der Fallmeißel hat manchmal auch etwas gebracht, aber mit steigender Erfahrung habe ich ihn am Ende nicht mehr eingesetzt. 20cm Steine konnte mein Fallmeißel mit 25kg nicht spalten (am Rand von Steinen sind Stücke abgebrochen und er hat geholfen die Steine zu lockern.).
- Ein 200mm Loch-Durchmesser scheint mir sinnvoll, aber hängt natürlich von der Steingröße ab.

Wie geht es jetzt weiter? Ich versuche jetzt mit dem 50mm Bohrer das Brunnenloch im Wasser noch so tief wie möglich zu lockern und dann probiere ich es mit einem Rammbrunnen. Bei einem benachbarten Loch wurden die Steine nach unten hin tendenziell weniger/kleiner, so dass ich hoffe mit dem Rammbrunnen Erfolg zu haben. Ein Arbeitsrohr mit Kiespumpe bei so großen Steinen vorwärts zu treiben scheint mir zu mühevoll oder zu wenig aussichtsreich zu sein... Beim Rammbrunnen hoffe ich, dass ich die Lücke zwischen den Steinen erwische :-)

Bild
Bild

Die Schichtenfolge war bisher
Bis 0,3: Mutterboden
Bis 1,1: Auffüllung: Bis 0,6m sandig, Bis 1,0m Steine 15/25cm
Bis 1,5: Lehm
Bis 2,1m Steine
Bis 2,5m: sandig/kiesig
Bis 2,9m: Steine bis 20cm
Bis 3,1m: Kies, Steine bis 10 cm
Bis 3,3m: Steine bis 20/30 cm (Arbeitsrohr entfernt)
Bis 3,8m: Kies, Steine bis 10/15 cm
Bis 4,1: Steinig bis 20/25cm (Ab 3,95 Wasser ( 7.11.2020) )
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