Bohrbrunnen im Berliner Urstromtal

Grundwasseranfang in jeder Tiefe möglich

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Brunnentaucher
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Re: Bohrbrunnen im Berliner Urstromtal

Beitrag von Brunnentaucher » Di 6. Okt 2020, 11:18

Hallo an die Interessierten

Es geht voran. Nachdem die ersten 11m recht problemlos abgeteuft wurden, tauchten darunter einige Schwierigkeiten auf. Das Einspülen der Schutzverrohrung wurde schlagartig unmöglich. Damit etwas verständlicher ist worum es geht, hier erstmal eine kleine Erläuterung des Verfahrens.

Über einen 2" Druckschlauch an dessen Ende eine 2" Kleinfiltervakuumlanze als Spülspitze hängt, wird unter ordentlichem Druck eine große Wassermenge (1m³/min.) innerhalb der Brunnenrohrtour an die Basis (also den anstehenden Boden) gebracht. Das Spülwasser strömt innerhalb der Rohrtour unter Mitnahme des anstehenden Bodens nach oben und tritt dort aus. Die Umgebung wird mit dem Wasser-/Sandgemisch geflutet und die per Holzzange und Gewichten belastete Rohrtour sinkt innerhalb kurzer Zeit in den Boden. Gewichte runter, neues Rohrstück aufsetzen, Gewichte wieder rauf, Spülschlauch verlängern und weiter pumpen/Spülen. Das ganze funktioniert natürlich nur bei sandigen Bodenverhältnissen, Lehm wird schon zum Problem. Und wie die Erfahrung zeigt, ist auch Grobsand bereits ein Problem.

Wie oben beschrieben, gab es nach ca. 11m Mittelsand-/Feinsandgemisch kein weiteres Vorankommen mit der Methode. Das Spülwasser schaffte es gar nicht erst bis an die Oberfläche. Folglich klappte auch der Transport des Bodens nach oben nicht. Der IBC-Container mit 1m³ Inhalt war nach einer Minute leer und das wars dann. Das Spiel einige Male wiederholt und dann mit einer 90mm Schlammbüchse in dem DN150-Rohr versucht weiterzukommen. Ergebnis: unbefriedigend!

Kiespumpe mit 139,7mm Aussendurchmesser gebaut und eingesetzt. Ergebnis: Wow, jetzt geht's voran. Erkenntnis: ab 11m steht mittelsandiger Grobsand an, der mit zunehmender Tiefe immer gröber wird und Bereichsweise als gS, ms', g' bezeichnet werden kann. Kein Wunder das die Spülwassermengen den Weg des geringsten Widerstands in die Bodenschicht gegangen sind und nicht wie gewünscht an die Oberfläche.

Auch wenn das Arbeiten mit der Kiespumpe schon Vortrieb brachte, empfand ich das Gefummel mit dem Kolben um die Pumpe zu entleeren irgendwie umständlich. Ich erinnerte mich daran, dass ich mal gelernt habe, dass eine Schlammbüchse am effektivsten arbeitet wenn das Büchsenrohr nur geringfügig kleiner als die Rohrtour ist. Genau meine Situation, Aha. Ich habe den Kolben ausgebaut und das Restrohr als Schlammbüchse genutzt. SUPER!! Das Teil ist gleich leichter, Rohr versenken, einige male kurz anheben, Rohr wieder raus, ohne irgendwelche Spielereien auskippen und weitergehts.

Nun bin ich also Erkenntnisreich bei 14m Tiefe angekommen und will die Tage noch das eigentliche Brunnenrohr einstellen sowie die Schutzverrohrung ziehen.

An der Brunnenbasis habe ich also 3m grobes, gut durchlässiges Material, darüber dann das Mittelsand-/Feinsandgemisch. Ich möchte mit mindestens 2m der Filterstrecke (SW 0,3mm) in dem gröberen Material liegen und denke daher darüber nach, das Sumpfrohr kürzer als 1m einzubauen. Oberhalb der 2m Schlitzfilter würde ich Nutlochgewebefilter mit einer Maschenweite des Tressengewebes von 0,14 Mikron einsetzen. Ich hoffe das mir die Kombination den Feinsand aus dem Brunnen hält.

Vielleicht könnten die Wissenden und Erfahrenen ja noch mal zu dieser Fragestellung des Stopfens viewtopic.php?f=24&t=2167 kurz Stellung nehmen.

Im unteren Filterbereich wollte ich den Ringraum mit dem gröberem Bohrgut verfüllen (ohne die Kiesel), nicht das mir das Brunnenrohr beim Ziehen der Schutzverrohrung mit nach oben rutscht.
Für den Bereich der Nutlochgewebefilter habe ich einen Filtersand 0,4 bis 0,8 mm aus dem Poolfilterbereich vorgesehen. Schon klar das der rechnerisch theoretische Ringraum von umlaufend 12mm viel zu dünn ist um wirklich wirksam zu werden, aber Schaden kann's ja auch nicht, oder?

Über Feedback freue ich mich immer,
LG aus Köpenick

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Brunnentaucher
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Re: Bohrbrunnen im Berliner Urstromtal

Beitrag von Brunnentaucher » Fr 9. Okt 2020, 14:14

Planänderung:

Bei dem wunderbar grobem Material, dass bei mir ab 11,30m Tiefe ansteht, will ich nun noch weitere 2m abteufen und hätte dann 4m Filterstrecke (SW0,3mm) in diesem Material. Auch die Frage des verkürzten Sumpfrohrs erledigt sich durch eine etwas tiefere Brunnenstube.

Ich füge mal den nunmehr geplanten Brunnenausbau als pdf bei.
Bild

genauso wie einige Kornverteilungskurven des anstehenden Bodens
Bild

Für den oberflächennahen Grundwasserstand ist das zwar schon ein ziemlich tiefer Brunnen, aber es war ja nicht abzusehen das es da unten so tolles Material gibt. Wie hier schon öfter zu lesen war, bestimmt der Brunnen wo's lang geht.

Hier noch eine Frage an die Wissenden:
Mit welcher Ergiebigkeit wäre unter den beschriebenen Umständen zu rechnen? Ich habe ja noch 6m Nutlochgewebefilter auf Halde liegen, so dass ich problemlos die Filterstrecke in den Feinsandbereich ausdehnen könnte.

Gefilterte Grüße aus Köpenick

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Re: Bohrbrunnen im Berliner Urstromtal

Beitrag von Brunnentaucher » Fr 9. Okt 2020, 15:13

Noch 'ne Frage hinterher:
Wie sichert der Hobbybrunnenbauer eigentlich die Rohrtour beim einsetzen in das Arbeitsrohr. Von Hand zu halten könnte man als riskant bezeichnen. Ich würde zwei Rohrschellen aus dem Sanitärbereich nehmen. Dürfte doch bei knapp 3kg/m Rohrgewicht ausreichen, oder :?: ?

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Re: Bohrbrunnen im Berliner Urstromtal

Beitrag von BruBu » Fr 9. Okt 2020, 17:50

ich habe es mit eine Rundschlinge abgesichert

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Re: Bohrbrunnen im Berliner Urstromtal

Beitrag von Uwe » Fr 9. Okt 2020, 19:40

Holzklammer und Seil mit Prusikknoten.

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Re: Bohrbrunnen im Berliner Urstromtal

Beitrag von Brunnentaucher » Fr 9. Okt 2020, 22:42

Danke für die Tips. An eine Schlinge hatte ich auch gedacht. Ich habe nur eine Holzklammer, aber die brauche ich eigentlich fürs Ziehen des Arbeitsrohrs.

Ich hatte jetzt mal einen umgebauten Spanngurt, den ich um beide Enden einer Dachlatte geschlungen habe versucht. Das Rohr ist dann in dieser Schlinge zwischen Spanngurt und Dachlatte eingeklemmt. Wenn ich morgen noch die letzten 2½m schaffe, dann kann ichs ja ausprobieren - mache dann mal ein Foto. Habe jetzt aber auch alternative Ideen, Danke nochmal :) .

Klemmende Grüße aus Köpenick

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Re: Bohrbrunnen im Berliner Urstromtal

Beitrag von Brunnentaucher » So 18. Okt 2020, 16:17

Freundliches Hallo an die Community

Brunnen ist fertig. Interessanterweise ergab sich ab einer Tiefe von 15m unter OK Gelände wieder ein Schichtwechsel zu grobsandigem Mittelsand. Genau dort steht nun ein 1m langes Sumpfrohr, in den 4m darüber (Grobsand, mittelsandig, schwach kiesig) normale Schlitzfilter mit 0,3mm Schlitzweite. Darüber beginnt dann das Mittelsand/Feinsandgemisch. In diesem Boden hab ich dem Brunnen noch 2m Nutlochgewebefilter spendiert, darüber dann normales Aufsetzrohr.

Das Einstellen der Rohrtour in die Schutzverrohrung erfolgte in 3 Teilabschnitten von maximal 6m Länge. Die Filterrohre sind dabei deutlich flexibler (durch den geschwächten Querschnitt) als das steifere Vollrohr. Mit Bandschlingen und Spanngurten war das herablassen allerdings gar kein Problem.

Bild

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Der Minimale Ringraum zwischen dem 4½" Brunnenrohr und der 6" Schutzverrohrung wurde nur in Meterabschnitten mit an die Bodenverhältnisses angepasstem Filtersand verfüllt. Bereits nach dem Verfüllen des Sumpfrohrs, also des unterstem Brunnenmeters, waren keine zusätzlichen Maßnahmen erforderlich das Brunnenrohr unten zu halten, während das Arbeitsrohr gezogen wurde. Das hatte ich mir deutlich komplizierter vorgestellt.

Der Ziehvorgang der Verrohrung erfolgte mit einem 0,5to Kettenzug der an zwei Gerüstböcken angeschlagen war. Jeweils eine Kette an die Gewindestangen der Zange und man kann je nach Höhenverhältnissen mindestens einen Meter am Stück ziehen. Ich hatte vorher schon eine 1,50m tiefe Grube ausgehoben, so dass bis zu 2,5m in einem Rutsch gezogen werden konnten.

An zwei Stellen gab es allerdings ein Problem die Rohrstücke voneinander zu trennen. Sprich die Rohre auseinander zu schrauben. Gibt es eigentlich ein probates Mittel die Reibung im Gewinde zu minimieren? Ich hatte die Fugen mit Gewebeband abgeklebt um das Eindringen von Sand zu verhindern. Nicht alle Klebebänder waren nach dem Ziehen noch vorhanden.

Nun geht es demnächst an die Brunnenentwicklung. Bin gespannt wie ein Flitzebogen :D . Habe aber nicht die geringste Vorstellung in welche Größenordnung ich mit der erforderlichen Pumpenleistung hin muß. Ich habe einige kleinere und eine große Saugpumpe und werde damit mal beginnen, um zu sehen wo die Reise hingeht. Da meine Grube für die spätere Brunnenstube ja schon 1,50m tief ist, komme ich in der Grube bis auf 70cm an den Grundwasserstand heran. Ob ich für meine große 2" Saugpumpe ohne Rückschlagklappe auskomme - wird sich zeigen? Dieser Brunnenbau ist ein permanenter Lernprozess.

Wasserführende Grüße aus Köpenick,
Dieter

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Re: Bohrbrunnen im Berliner Urstromtal

Beitrag von Brunnentaucher » So 18. Okt 2020, 16:55

Aha, jetzt habe ich auch gelernt, das jpg's besser dargestellt werden als pdf's :mrgreen: .

Toenne
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Re: Bohrbrunnen im Berliner Urstromtal

Beitrag von Toenne » So 18. Okt 2020, 19:46

Gibt es eigentlich ein probates Mittel die Reibung im Gewinde zu minimieren?
Pflanzenöl (beim Zusammenschrauben natürlich, nicht als Kriechöl ;) ). Ist zwar kein Wundermittel, ein bisschen hilft es aber doch.

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Re: Bohrbrunnen im Berliner Urstromtal

Beitrag von Brunnentaucher » So 18. Okt 2020, 22:30

Danke, werde ich beim nächsten mal geschmeidig ausprobieren :) .
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