Bohrbrunnen, Fragen zum weiteren Vorgehen

Grundwasseranfang in jeder Tiefe möglich

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Andy89
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Bohrbrunnen, Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von Andy89 » Mi 3. Jun 2020, 09:55

Hallo alle zusammen,

ein tolles Forum hier! Ich habe mich nun schon viel eingelesen, aber doch bleiben als Anfänger für mich noch ein paar Fragen bzw. Unsicherheiten offen auf dem Weg zum erfolgreichen Brunnen.

Durch die langen Trockenperioden kam mir auch langsam in den Sinn, dass ich nicht mehr länger über den Gartenwasserzähler, sondern eben über einen Brunnen wässern möchte. Doch 700 Euro oder mehr für die Bohrung wollte ich auch nicht zahlen, also mal ein paar Youtube Videos angesehen zum Thema selber bohren...da dachte ich mir: das kann ich auch!

Aufgrund von Grundwasserdaten aus dem Online-Speicher und über Nachbarn wusste ich, dass Grundwasser ab etwa 6 Meter vorhanden ist. Daher habe ich mir dann einen Erdbohrer gebraucht über Kleinanzeigen besorgt und einfach mal losgelegt. Wir haben hier einen sehr sandigen Boden nach Aussage unserer Nachbarn, was mich motivierte gut durchzukommen. Also begann ich mit dem Bohrer und siehe da: es ging wirklich einfach. Der Bohrer hat einen Durchmesser von 12cm. Die ersten 2-3 Meter gingen sehr schnell und es war so ein orange/gelblicher Sand (sorry, bin kein Fachmann). Dann ab etwa 4 Meter kam eine Lehmschicht. So ging das bohren etwas langsamer und zäher, aber es ging immer weiter. Nach der Lehmschicht wurde es wieder etwas sandiger und nun bin ich auf rund 6 Meter und habe bereits ab etwa 5,5m sehr sehr feuchte Erde gehoben. Nun ist es auch so, dass sich das Bohrloch auf 6 Meter tiefe immer mit Wasser füllt (mit einer Taschenlampe kann man es gut sehen, wie das Wasser eindringt).

Jetzt habe ich erstmal aufgehört, da ich vermutlich eh nicht weiterkommen werde mit dem Erdbohrer. Ich wollte es erstmal versuchen, ob ich überhaupt so tief bis zum Grundwasser komme und habe daher noch nichts weiteres bestellt.

Ich bin nun ein bisschen ratlos, wie ich nun richtig weiter vorgehe. Zu der länge des Sumpfrohres, der Filterstrecke und/oder Sandfilter habe ich sehr viel gelesen aber ich konnte mir dazu keine wirkliche Meinung bilden. Könnt ihr mir eine Empfehlung geben? Ich hatte mal grob geplant:

1 Meter Sumpfrohr, 2 Meter Filterstrecke (0,3mm SW) und rest Vollwandrohr. Da ja über der Filterstrecke mindestens 1 Meter Grundwasser sein soll (richtig?), müsste ich also auf etwa 10 Meter runter. Dann wäre das Sumpfrohr auf 9 Meter zu Ende, dann 2 Meter Filterstrecke wäre ich bei 7 und hätte 1 Meter Grundwasser über der Filterstrecke.

Den Durchmesser würde ich vermutlich in 100 mm nehmen, oder was meint ihr? Wie ich schon gelesen habe, würde ich auf jeden Fall Rohre OHNE Muffe bestellen.

Ich versuche mal noch Bilder anzufügen.

Über eine Rückmeldung/Einschätzung/Tipps von euch würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Andy

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Andy89
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Re: Bohrbrunnen, Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von Andy89 » Mi 3. Jun 2020, 14:58

So hier dann noch ein paar Fotos dazu:

Der Anfang:

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Auf etwa 4 Meter dann Lehm:

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Ab etwa 5-5,5 Meter wurde es zunehmend feuchter:

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Und wurde dann sehr nass:

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Jetzt steht, wie gesagt, Wasser im Bohrloch unten.
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Eriberto
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Re: Bohrbrunnen, Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von Eriberto » Mi 3. Jun 2020, 15:15

Hallo Andy und willkommen im Forum.

Wenn, wovon ich ausgehe, keine widrigen Bedingungen im Erdreich auf dich warten würde ich tiefer planen.
Der empfohlene Meter über der Filterstrecke ist das Minimum um Kavitation und weitere unerwünschte Effekte zu vermeiden.
Keiner weiss, wie sich die Wasserstände zukünftig entwickeln, mutmaßlich wohl eher fallend.

Ich würde bei der Teufe mit mindestens 12 Metern planen und, je nachdem ob mit Feinsand zu rechnen ist, wären ggf. noch weitere Maßnahmen erforderlich.
Wie tief sind denn bekannte Brunnen aus der Nachbarschaft und wie sieht es da mit Sand im Wasser aus?

Ferner würde ich mit DN115er (4 1/2 Zoll) Rohrtour planen, da dort die Pumpenauswahl am größten ist. Bei 2 Metern Filter in SW 0,3mm kämen günstigenfalls so um die 3 m³ / Stunde rum, was auch im Förderbereich eben dieser Pumpen liegt. Ggf. wenn es so einfach wird, wie anzunehmen (Sand mit Kiespumpe fördern und Rohrtour abteufen) würde ich mit 3m Filterstrecke planen.
Letztendlich bleibt es Maloche, die man vielleicht nur einmal und für sich machen möchte... :)
Gruß
Florian

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Andy89
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Re: Bohrbrunnen, Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von Andy89 » Mi 3. Jun 2020, 15:34

Hallo Florian,

zunächst vielen Dank für deine Rückmeldung.

Tiefer wäre sicherlich langfristig gedacht sinnvoll, allerdings wird es ab jetzt mit der Kiespumpe sicherlich nicht mehr so einfach gehen wie mit dem Erdbohrer bisher.

Unsere Bekannte in unmittelbarer Nähe haben bis auf 10 Meter und er war sich nicht mehr sicher, ob er 2 oder 3 Meter Filterstrecke verbauen hat lassen. Bisher ist sein Brunnen auf jeden Fall sehr ergiebig. Einen Pool mit über 18.000 Liter hatte er mit seiner Tiefbrunnenpumpe ziemlich schnell voll. Bei Ihm wurde kein spezieller Sandfilter o.ä. verbaut.

Okay, ob DN100 oder DN125 wird preislich ja jetzt auch keinen wahnsinnigen Unterschied mehr machen und sollte ich durch das Loch ja "locker" durchbekommen.

Kannst du mir villeicht einmal grob erklären, wie du auf die 3 Kubikmeter je Stunde kommst? Ich mein, aktuell krieg ich hinten m Garten am Anschluss nicht mal 1 Kubikmeter die Stunde durch. Da wäre 3 schon eine deutliche Steigerung :D 3 Kubikmeter die Stunde wären auch für mein geplantes Bewässerungssystem ausreichend.

Bisher ging es wirklich sehr einfach mit dem Erdbohrer, ich hab wirklich langsam (alleine) gemacht und mit Pausen war ich in weniger als 3 Stunden am "1. Ziel". In den Videos bei Youtube sieht die Aktion mit der Kiespumpe aber schon deutlich anstrengender aus :lol:

Gruß

Andy
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Eriberto
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Re: Bohrbrunnen, Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von Eriberto » Mi 3. Jun 2020, 15:47

Hallo Andy,

Kiespumpen bringt Muckis! :lol:
Auch kein Hexenwerk, gerade wenn günstige Bodenverhältnisse vorliegen.
Die 3m³/Stunde beziehen sich auf die theoretische Kapazität der Filterrohre. Gut nachzulesen bei Fa. Lotze auf der Webseite (Zitat:"Förderleistung bis max. 1,85 m³/h je 1 Meter Filter.").
D.h., stellst Du solch ein Filterrohr in ein Regenfass mit klarem Wasser schafft dieser 1m Filter einen Durchlauf von ca. 1,85m³ / Stunde. Ergo 2 x 1m Filter mit ein bisschen Puffer ca. 3m³/Stunde (Erfahrungswerte bei mir, da ich ebenfalls 2m Filter in SW0,3mm habe). Die üblichen, bezahlbaren Pumpen (3-4 Zoll) liegen im Bereich von 2 - 4 m³ / Stunde, allerdings bei Förderhöhe Null! Das, Plus die Druckverluste summieren sich dann auf bis zu 3m³ / Stunde - alles nur geschätzt.
Abhängig davon was man braucht (Druck oder Fördervolumen) und wie die Bodenverhältnisse sind (Sand oder nicht) wählt man dann und erst dann wenn die Rohrtour steht idealer Weise eine passende Pumpe (mit oder ohne Druckbehälter, mechanischer oder elektronischer Druckschalter usw.) aus.

Gibt es für dein Bundesland einen Geodatenserver, respektive Informationen über die Ergiebigkeit der Grundwasserentnahme? Eine telefonische Rückfrage bei der unteren Wasserschutzbehörde könnte ebenfalls Erleuchtung bringen...
Gruß
Florian

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Re: Bohrbrunnen, Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von andreas kr » Mi 3. Jun 2020, 16:04

Hallo Andy,

mit den richtigen Rohren (TNA) und einem günstigen Untergrund kommst Du mit der Kiespumpe fast genauso gut durch. Ich selbst habe, nachdem ich den Kniff raus hatte, für den Meter weniger als 30 Minuten benötigt bei gerade mal maximal 200 Kilo Auflast - mit Muffenrohren. Bei den Videos auf Youtube solltest Du berücksichtigen, dass da nicht nur "Experten" am Werk sind. Einige Videos zeigen eher genau, wie man eben nicht vorgehen sollte. Ein Youtuber der vorher überwiegend Videos zu Tomatenpflanzen und Gewächshäusern veröffentlicht hat ist nicht unbedingt der Brunnenbauexperte (dazu zähle ich mich natürlich auch nicht).

Grüße

Andreas

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Re: Bohrbrunnen, Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von Andy89 » Do 4. Jun 2020, 10:18

Hallo alle zusammen und Danke für eure Antworten Florian und Andreas.

Also ich fasse für mein weiteres Vorgehen nach euren Empfehlungen zusammen:

1. Ich versuche auf etwa 12 Meter zu kommen
2. Ich bestelle mir DN 115 Glattwandrohre
3. Rohrzusammenstellung: 1 Meter Sumpfrohr, 3 Meter Filterstrecke mit 0,3mm SW, Rest Vollwandrohr


Wenn meine Bestellung dann da ist würde ich versuchen das Projekt an einem Wochenende fertigzustellen. Machbar? Würde mir dafür dann eine Kiespumpe und was noch so benötigt wird hier in er Ecke übers Wochenende ausleihen. 1-2 Freunde zum helfen würde ich mir dann dazu holen.

Ich habe noch folgende Fragen:

Welche Größe sollte die Kiespumpe dann bei DN115 haben?

Ich sehe in den Shops immer wieder, dass es ja Bodenkappen gibt für das Sumpfrohr. Wenn ich das Rohr ja aber direkt mit der Bodenkappe verschließe kann ich ja mit der Kiespumpe nicht arbeiten.Wie ist hier das richtige Vorgehen? Oder benötige ich bei 1m Sumpfrohr gar keine Bodenkappe?

Ich habe gesehen, dass einige das Loch um das Brunnenrohr zum Abschluss mit einem Kies o.ä. verfüllt haben. Sollte ich das auch machen?`Wenn ja, was nimmt man dafür?


Vielen Dank schon mal :)

Gruß

Andy
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Re: Bohrbrunnen, Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von Eriberto » Do 4. Jun 2020, 10:29

/ hat geschrieben: Hallo alle zusammen und Danke für eure Antworten Florian und Andreas.

Also ich fasse für mein weiteres Vorgehen nach euren Empfehlungen zusammen:

1. Ich versuche auf etwa 12 Meter zu kommen
2. Ich bestelle mir DN 115 Glattwandrohre
3. Rohrzusammenstellung: 1 Meter Sumpfrohr, 3 Meter Filterstrecke mit 0,3mm SW, Rest Vollwandrohr

Passt!

Wenn meine Bestellung dann da ist würde ich versuchen das Projekt an einem Wochenende fertigzustellen. Machbar? Würde mir dafür dann eine Kiespumpe und was noch so benötigt wird hier in er Ecke übers Wochenende ausleihen. 1-2 Freunde zum helfen würde ich mir dann dazu holen.

Eventuell noch Dreibein/Gerüstböcke und ggf. Seilwinde.

Ich habe noch folgende Fragen:

Welche Größe sollte die Kiespumpe dann bei DN115 haben?

So dass sie durch das Rohr passt! Ich habe gute Erfahrungen mit 101,6mm gemacht.

Ich sehe in den Shops immer wieder, dass es ja Bodenkappen gibt für das Sumpfrohr. Wenn ich das Rohr ja aber direkt mit der Bodenkappe verschließe kann ich ja mit der Kiespumpe nicht arbeiten.Wie ist hier das richtige Vorgehen? Oder benötige ich bei 1m Sumpfrohr gar keine Bodenkappe?

Verschließen geht nur, wenn mit Arbeitsrohr gearbeitet wird. Verschluss erfolgt z.B. mit selbstgebautem Brunnenstopfen.

Ich habe gesehen, dass einige das Loch um das Brunnenrohr zum Abschluss mit einem Kies o.ä. verfüllt haben. Sollte ich das auch machen?`Wenn ja, was nimmt man dafür?


Vielen Dank schon mal :)

Gruß

Andy

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Re: Bohrbrunnen, Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von andreas kr » Do 4. Jun 2020, 10:38

Hallo Andy,

Die Bodenkappe ist für Dein Vorhaben nicht geeignet. Diese nimmt man bei anderen Bohrverfahren, bei denen Du das Brunnenrohr in ein fertig erstelltes Loch einsetzt. Du musst den Boden später von innen verschließen. Dazu Quellton mit einer Schicht Kies oder ähnliches. Darüber würde ich mir aber erst Gedanken machen, wenn Du soweit unten bist.

Beim Sumpfrohr kannst Du auch auf 0,5 Meter reduzieren, mehr braucht man eigentlich nicht. Achte darauf, dass Du diesen innen anspitzt - nicht außen. Für die Kiespumpe ist eine elektrische Seilwinde nahezu Pflicht, mit Kies und Wasser gefüllt wiegt sie schnell gut 25-30 Kilo. Bei der Kiespumpe würde ich die größtmögliche Ausführung die mit etwas Luft an der Seite durchs Rohr passt (z.B. 108mm) wählen. Ein unten angetroffener Stein kann Dir schnell die Laune verderben und mit etwas Glück kannst Du ihn mit der Kiespumpe erwischen, wenn sie ausreichend dimensioniert ist.

Theoretisch kannst Du es an einem Wochenende schaffen, das Projekt kann Dich aber auch schnell um weitere Wochenenden zurück werfen, wenn Du auf Probleme stößt, die weiteres Material erfordern. Helfende Hände sind immer hilfreich.

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Andy89
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Re: Bohrbrunnen, Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von Andy89 » Do 4. Jun 2020, 11:31

Hallo und vielen Dank (mal wieder) für eure Aufklärungen :D

Okay, dann habe ich glaub ich soweit alles verstanden und werde heute die Rohre bestellen.

Also das Vorhaben muss natürlich nicht an einem Wochenende fertig werden, ich hab ja keinen Zeitdruck. Nur wäre es natürlich schön, wenn ich dann an einem Wochenende durch bin bezüglich der Leihgebühr für Pumpe, Zwinge, Dreibein usw.. Wenn aber was dazwischen kommt, dann ist das eben so. Bisher lief es super und ich hoffe es bleibt so :)

Bevor jemand fragt, ja den Brunnen habe ich bereits bei unserer Gemeinde angezeigt. Mehr ist bei uns nicht notwendig als eine formlose Anzeige.

Was ich noch nicht ganz verstanden habe ist die Sache mit dem anspitzen:

"Beim Sumpfrohr kannst Du auch auf 0,5 Meter reduzieren, mehr braucht man eigentlich nicht. Achte darauf, dass Du diesen innen anspitzt - nicht außen."

Kannst du mir dazu evtl. noch ein paar Infos geben? Das wäre super, danke.

Gruß

Andy
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