Bohrbrunnen trotz meterweise Feinsand?

Grundwasseranfang in jeder Tiefe möglich

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chrischi
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Bohrbrunnen trotz meterweise Feinsand?

Beitrag von chrischi » Sa 18. Apr 2020, 17:14

Hallo zusammen,

ich plane, im Münsterland einen Brunnen zu bohren. Meine beiden direkten Nachbarn haben Brunnen, diese jedoch von den Voreigentümern übernommen. Infos also leider Fehlanzeige, außer, dass sie auch (ungelöste) Probleme mit Sand im Brunnenwasser haben. Aber ich habe den Luxus, dass mir für mein Grundstück zwei Schichtenverzeichnisse vorliegen, die mir jedoch beide etwas Sorge bereiten.

1) Rammbohrungen des Bodengutachters zeigten Wasser bei -2,50m (kann ich nach erster Bohrung bestätigen) im Feinsand, danach 1,40m "Fein- bis Mittelsand", und ab -3,90m dann "Kalkmergel, verwittert. Schluff, tonig, sandig, Gesteinsbruch". Zwei der drei Rammbohrungen wurden vorzeitig mangels Bohrfortschritts abgebrochen.

2) Meine Geothermiebohrung hat ebenfalls Feinsand gefördert und danach für weitere 120m (!) "Mergelstein, leicht zu bohren, hellbraun".

Ich sehe mehrere Probleme. Erstens der Feinsand bzw. Schluff, dem ich nach Recherche im Forum nur mit Filtern (z.B. Lotze) begegnen kann?! Zweitens der frühe Mergel (ca. 1cm Körnung), den ich nicht so einfach wegplunschen kann (kann ich?). Drittens, dass die Rammbohrungen nicht weiter kamen (ich kenne die Gründe allerdings nicht).

Anbei noch mal ein Foto vom Sand, so dass Ihr Euch mal eine Meinung bilden könnt.

Bild


Ein paar Anfängerfragen (es ist mein erster und hoffentlich letzter Brunnen):
* Kann ich in die Mergelschicht ein 6m langes Filterrohr mit entsprechenden Sandfiltern einlassen, oder wäre das Unfug?
* Würdet ihr Filterstrümpfe oder direkt Sandfilterrohre verbauen?
* Kann bzw. muss ich mich durch den (wohl recht losen) Mergel plunschen, oder besteht eine Chance dass wegen des Mergels die Wände nicht einstürzen, wenn ich bohre?
* Ursprünglich hatte ich vor, zur Erleichterung und Kostenersparnis die Rohrtour ohne Arbeitsrohr anzulegen. Bei diesen Verhältnissen vermutlich mehr als gewagt?!

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Re: Bohrbrunnen trotz meterweise Feinsand?

Beitrag von Benutzer » Sa 18. Apr 2020, 23:14

Willkommen im Forum.

Dein Name und Geografische Angabe stimmt mich nachdenklich.

Ehrliche Antwort auf dein Problem, da geht nur ein Schachtbrunnen.

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chrischi
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Re: Bohrbrunnen trotz meterweise Feinsand?

Beitrag von chrischi » So 19. Apr 2020, 07:44

An einen Schachtbrunnen habe ich auch schon gedacht. Allerdings haben alle (ca. nur 15m von der Bohrstelle entfernten) Nachbarn ringsrum definitiv gebohrt und keinen Schachtbrunnen, und betreiben ihre Bohrbrunnen seit Jahren erfolgreich.

Was spräche gegen einen Bohrbrunnen mit entsprechenden Filtern? Wasser liegt ja an.

PS: Hmm, was hat mein Name mit Nachdenken zu tun?! :?:
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Plunschmeister
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Re: Bohrbrunnen trotz meterweise Feinsand?

Beitrag von Plunschmeister » So 19. Apr 2020, 09:41

Würde auch zu einem Schachtbrunnen tendieren.

Ausgehend von deinen Beschreibungen könnte hier ein Karstgrundwasserleiter anstehen. Hier wirst du mit einem Handbohrer nicht weit kommen. In der Geothermie kommt ja u.a. das Immlochhammer - Bohrverfahren zum Einsatz. Dies würde auch ein Scheitern dieser Bohrmethode erklären, denn im Karstgestein sind z.B. durch Ausspülung von beispielsweise Kalk, Gänge und Höhlen im Untergrund entstanden, in denen das GW auch hohe Fließgeschwindigkeiten erreicht.
Beim o.g. Bohrverfahren wird als Spülmittel, Druckluft eingesetzt. Trifft die Bohrung auf solche Gänge oder Höhlen, reißt der Luftstrom noch oben ab, es wird praktisch durch den Ringraum kein Bohrklein mehr gefördert.

Die vorhandenen Bohrbrunnen wurden sicherlich maschinell erstellt.
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Re: Bohrbrunnen trotz meterweise Feinsand?

Beitrag von chrischi » So 19. Apr 2020, 13:08

Danke für Eure Tipps soweit. Ein Schachtbrunnen ist aus Kostengründen wenig attraktiv, und ich würde entsprechend wenn irgendwie möglich gerne bohren.
Plunschmeister hat geschrieben:
So 19. Apr 2020, 09:41
In der Geothermie kommt ja u.a. das Immlochhammer - Bohrverfahren zum Einsatz. Dies würde auch ein Scheitern dieser Bohrmethode erklären [...]
Vielleicht habe ich mich hier unklar ausgedrückt. Die 125m Geothermie-Bohrung war (zumindest aus meiner Sicht) erfolgreich und hat durchweg kleine ca. haselnussgroße Mergel gefördert.
Plunschmeister hat geschrieben:
So 19. Apr 2020, 09:41
Die vorhandenen Bohrbrunnen wurden sicherlich maschinell erstellt.
Ja, das kann ich für die drei mir bekannten Fälle bestätigen. Ist die Bohrmethode hier entscheidend? Naiv betrachtet fördern doch alle Bohrverfahren den von mir beobachteten Feinsand und stoßen damit auf ähnliche Probleme wie eine manuelle Bohrung, oder nicht? Wenn ich dich richtig verstehe siehst du Hoffnung für einen Bohrbrunnen, nur allerdings keinen selbst erstellten.
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Plunschmeister
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Re: Bohrbrunnen trotz meterweise Feinsand?

Beitrag von Plunschmeister » So 19. Apr 2020, 14:38

Stelle doch einmal das Bodengutachten ein. Persönliche Daten unkenntlich machen.
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Re: Bohrbrunnen trotz meterweise Feinsand?

Beitrag von chrischi » So 19. Apr 2020, 22:39

Gerne. Hier das Profil der Rammkernbohrungen auf meinem Grundstück:

Bild

Auszug aus dem Bodengutachten (danke für's Fragen, das Gutachten selbst ist sogar aufschlussreich):
Insgesamt 3 Kleinbohrungen im Rammkernsondierverfahren (RKS 1 bis RKS 3) sowie ergän-
zend 1 Rammsondierung (DPL 1) mit der leichten Rammsonde (DPL gem. EN
ISO 22476/2) bis in Tiefen von 3,9 und 5,2 m u. GOK. Die begrenzte Auf-
schlusstiefe ist dabei auf festere mergel und in diese Lehme eingeschaltete, harte
Bänkchen begründet.


[...] Den humosen Böden folgen nichtbindige bis feinkornarme Sande von weitestgehend mitteldichter
Lagerung, die bis etwa 3,5 / 3,9 m u. GOK reichen und dann Verwitterungslehmen
kreidezeitlicher Mergel aufliegen.
[...]

Wasser wurde bei 3,3 / 2,4 m u. GOK, entsprechend um 41,9 auf abfallend 41,6 mNN, ausgelo-
tet. Dieses Gefälle gründet sich sicherlich auch auf Staunässen oberhalb der was-
serstauenden Lehme
, die im Bereich der RKS 1, einen erhöhten Spiegelstand sug-
gerieren. Als Porengrundwasserleiter fungieren die feinkornarmen und damit günstig was-
serwegsamen Sande mit geschätzten Wasserdurchlässigkeiten um kf ~ 1 x 10-4 m/s.
Über die wasserwegsamen Sande, die zur Tiefe von stauenden Lehmen begrenzt werden,
kommunizieren die Porengrundwässer mit den Pegelständen des nahegelegenen Flusses
Ich habe jetzt noch mehr Zweifel als vorher, dass ich mit meinem Plunschplan weiter komme.

Gäbe es die Möglichkeit, einen "Mini"-Bohrbrunnen mit ca. 1,50m Wassersäule (z. B. 1 m Filterrohr mit 0,2 SW, wegen Feinsand) anzulegen, und diesen entsprechend nur mit sehr geringer Saugleistung zu nutzen (ggf. kombiniert mit einer Zisterne)? Dass der Wasserpegel sinken kann macht mir nicht unbedingt große Sorgen, da ca. 60m weiter ein ständig wasserführendes Flüsschen (ca. 0,5m tief, 6m breit) verläuft.
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Re: Bohrbrunnen trotz meterweise Feinsand?

Beitrag von Plunschmeister » Mo 20. Apr 2020, 09:29

Gäbe es die Möglichkeit, einen "Mini"-Bohrbrunnen mit ca. 1,50m Wassersäule (z. B. 1 m Filterrohr mit 0,2 SW, wegen Feinsand) anzulegen, und diesen entsprechend nur mit sehr geringer Saugleistung zu nutzen (ggf. kombiniert mit einer Zisterne)? Dass der Wasserpegel sinken kann macht mir nicht unbedingt große Sorgen, da ca. 60m weiter ein ständig wasserführendes Flüsschen (ca. 0,5m tief, 6m breit) verläuft.
Musst es halt versuchen, wobei bei einer SW 0,2 Feinsand eindringen wird. Von Vorteil wäre hier mit einem Bohrrohr zu arbeiten. Unter dem Filter eventuell 1 m bis 2 m Vollrohr setzen, welche noch zusätzlich als Reservoir im Mergel stehen.
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Re: Bohrbrunnen trotz meterweise Feinsand?

Beitrag von chrischi » Sa 25. Apr 2020, 13:59

Ich bin mit meinem Brunnenprojekt jetzt ein Stück weiter bzw. eine Erfahrung reicher: Der (gewerbliche) Versuch, ca. 2m neben meinem Bohrloch einen Rammbrunnen mit 1m Filterspitze anzufertigen, stagnierte nach 3,70m (vermutlich) im Mergel. Obwohl die Filterspitze komplett im Wasser stand bzw. noch steht, wird kein Wasser angezogen (und mit Rückstauventil auch nur vereinzelte Tröpfen). Der Mergel fing nach etwa 3m an, "Wassersäule" bis dahin also ca. 1m.

Lehren, die ich daraus ziehe:
  • Bei 2m ist wohl Wasser, aber es kommt sehr wenig nach.
  • Nach 3m erwartet mich eine Mergelschicht, die spätestens ab 3,70m garstig wird.

Angenommen ich würde die Herausforderung annehmen und händisch bohren wollen. Wie würde ich vorgehen? Die ersten Schritte sind ja relativ klar.
1. 165er Loch Bohren bis Wasser (ca. 2m, bereits fertig)
2. 165er Loch mit DN150-Brunnenrohr und Kiespumpe bis auf erste Mergelschicht runter plunschen

Aber was dann? Idealerweise würde ich mein DN150 Arbeitsrohr ja noch tiefer bekommen. Nur der 165er Bohrer passt ja nicht mehr durchs DN150 Rohr. Wenn ich mit einem kleineren Bohrer bohre (ich habe hier noch einen 100er Bohrer), bekomme ich mein DN150 Rohr aber nicht weiter runtergeführt, oder!? Bleibt mir also nur, das Arbeitsrohr bei 3m zu belassen, und dann per kleinem Bohrer in den Mergel zu stoßen? Falls ja, byebye Filterkies :roll:

@Plunschmeister: Ich habe auch über dein empfohlenes "Reservoir" per 2m Rohr am Ende der Rohrtour nachgedacht. Rein in der Theorie stauen sich ja pro lfdm DN150 Rohr grob 20L. Bringt mir das also wirklich was? In diesem Zug habe ich auch darüber nachgedacht, mehrere "schwache" Brunnen anzulegen und diese über ein kommunizierendes Rohr zu verbinden, um einen "starken" Brunnen zu erhalten. Aber so weit bin ich noch nicht... :(
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Plunschmeister
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Re: Bohrbrunnen trotz meterweise Feinsand?

Beitrag von Plunschmeister » Sa 25. Apr 2020, 14:08

Du kannst ein DN 150 Rohr bis auf die Mergelschicht abteufen und dann mit einem kleineren Bohrer die Bodenverhältnisse erkunden. Also praktisch im Rohr bohren, um in Erfahrung zu bringen, wie stark diese Mergelschicht ist.
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