Von der Schnapsidee zum Brunnen...

Grundwasseranfang in jeder Tiefe möglich
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FiessandHasser
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Von der Schnapsidee zum Brunnen...

Beitrag von FiessandHasser » Fr 14. Mär 2014, 16:03

Moin-Moin liebe Leute,

da auch dieses Jahr der Sommer sicher wieder zuschlagen wird, tragen mein Schwiegervadder und ich schon seit letztem Jahr den Gedanken mit uns, wieder einen Brunnen auf seinem Grundstück zu errichten. Ein alter Schachtbrunnen, der sicher zur gleichen Zeit wie die Büdnerstelle(um 1900????) errichtet worden war, ist über die Jahre wohl verlandet und wurde ende der 80'er Jahre zugeschüttet.


SEP./OKT.2013
Bei ner Flasche Bier haben wir also letztes Jahr kurzer Hand einen Bau(ern)-Plan gemacht.

"Ja watt brauchen wir denn so alles" :?:
"Na nen Rohr", ja und watt noch? "Nen Bohrer".. :mrgreen:

Das Rohr (200-er KG) lag nächsten Vormittag auf'n Hof, der Erdbohrer aus'm Netz kam einen Tag später, also bissel Zeit für mich um etwas im Netz über Brunnenbau nachzulesen...
Schnell wurde mir jedoch klar das:
"Einfach Rohr in der Erde verstecken und GUT is" der falsche Weg ist :o

Da der Bohrer nun aber schon mal da ist, mussten wir den natürlich auch ausprobieren.
Ca. 1 Meter neben dem alten Schachtbrunnen haben wir uns dann zu schaffen gemacht.
Nach 4,5-5 Meter war das Ziel erreicht, feuchter bis nasser feiner Sand (oder doch Schluff??? :evil: )
Also das Rohr (mit einem Stropp versehen, um es auch mal wieder ziehen zu können) ins Bohrloch gestellt und mit der, aus einem Co2-Löscher selbstgebauten, Kiespumpe weiter gearbeitet. Natürlich immer in der Hoffnung das der feine Sand doch bald etwas gröber werde.
Nachdem auch nach 8,5 Meter immer noch dieser SCH.... Fiese Sand mit hoch kam, haben wir beschlossen Winterpause zu machen.

Stand der Dinge zu dem Zeitpunkt:
8,5 Meter Rohr versteckt,
7,5 Meter gelotet, (steht wohl noch nen Meter Sand im Rohr)
5,4 Meter Wasserstand,
alle Maße von gok.

Fortsetzung folgt..


MfG
Marcel

Gast

Re: Von der Schnapsidee zum Brunnen...

Beitrag von Gast » Fr 14. Mär 2014, 22:58

Hi Marcel

Sei mir nicht böse, aber bei KG Rohren und Brunnenbau rollen sich bei mir die Zehennägel ein.
Abflussrohre für Brunnen zu verwenden ist so wie eine Gynäkologische Abteilung im Männer Knast.
Habe mal für ein anderes Forum diesen Text zusammengestellt:
KG Rohre und andere Ersatzrohre für den Brunnenbau.
Damit es gelingt hier noch ein paar grundsätzliche Dinge.

Jeder ist für seine Arbeit selbst verantwortlich.
Die Sicherheit sollte Vorrang haben, für Mensch und Natur, dem Grundwasserschutz sollte auch eine große Beachtung gelten.

KG Rohre und andere Ersatzrohre für den Brunnenbau.

KG Rohre und andere nicht für den Brunnenbau ausgelegte Materialien sollten im Brunnenbau keine Anwendung finden.
Ein begrenzter Einsatz, für Tiefen bis 3 Meter, zum Schutz das kein Erdreich ins Bohrloch fällt ist akzeptabel.
Es ist damit zu rechnen dass die Fachleute auf Beiträge mit KG Rohren nicht antworten.


Was gegen den Einsatz von KG Rohren im Brunnenbau spricht:

Die Stabilität der Rohre, denn sie sind nicht für den seitlichen Druck im tiefen Boden ausgelegt.
Die Rohre werden vom Erdreich zusammengedrückt, ins besondere dort wo die Rohre von Hand bearbeitet worden sind. Schlitze und Bohrungen schwächen das Rohr.

Wenn ein KG Rohr DN 125 auf dem Prüfstand mit 0,4 Bar Unterdruck belastet wird faltet es sich nach einer Zeit von ca 15 Minuten zusammen. ( Prüfbericht K 08 1177.5 des Material Prüfamtes Darmstadt)
Die unter Praxisbedingungen auftretenden Außendruck -Belastungen sind von mehreren, z. T. in ihrer Größe nicht exakt definierbaren Faktoren abhängig: beim Einbau der Brunnenrohre, bei der Kiesschüttung, der Ringraumverfüllung und beim Anpumpen (durch hohe Wasserspiegeldifferenzen) sind die Belastungen am größten und in ihrer Ausprägung nicht exakt berechenbar.
Je Tiefer ein Rohr ins Erdreich abgeteuft wird umso stärker wird der Drück von Außen. Eine weitere Belastung der Rohre wird beim Durchteufen von Tonschichten hervorgerufen, indem die Rohre zusätzlich Außendruckbelastungen durch quellende Tone ausgesetzt sind. Diese können in allen Teufen auftreten und im Extremfall schon nahe der Oberfläche zu erheblichen Beanspruchungen führen.
Ein Brunnenrohr ist diesen Drücken gewachsen.
Die Außendruckbelastung ( Außendruckbelastbarkeit ) beim DN 125 Brunnenrohr beträgt mindestens 800 K PA und die Zugfestigkeit beim Gewinde liegt bei 1830 KG.

Die Rohre brechen bei starker Belastung, sie splittern und die davon fliegenden Splitter können lebensbedrohliche Verletzungen verursachen.
Die Rohre sind nicht fest miteinander verbunden, somit lassen sie sich nicht mehr aus dem Boden ziehen.
Steckt ein KG Rohr, das z.B. als Schutzrohr abgeteuft wurde dann im Boden fest ist der Brunnen verloren. Denn Wasser kann nun nur noch durch die untere Rohröffnung eintreten. Das bedeutet dass ein Brunnenfilter sich dann schnell zusetzt weil sich Feinsande einspülen.
Zudem ist durch das nicht mehr zu ziehende KG Rohr eine direkte, offene Verbindung von der Oberfläche zum Grundwasser entstanden, das birgt die Gefahr der Grundwasserverseuchung. Es besteht ein direkter Zulauf der kein Hindernis für Öle und Chemikalien bildet. Was eine solche Verschmutzung nach sich zieht kann man selbst erahnen.
Die von Hand angefertigten Schlitze, oder Bohrungen zum Wassereintritt sind zu breit. Dadurch tritt Sand in die Rohre ein welcher den Brunnen verschließt und die Pumpe zerstört ( Sand ist wie Schmirgelpapier ). Dieser Sand zerstört auch die Wassersprenger.
Die Muffen sind zu breit und lassen sich nicht ohne große Last abteufen.
Die Rohre schieben sich in den Muffen ineinander, reißen dabei und machen ein weiter arbeiten unmöglich.
Der Unterschied in den Materialkosten ist sehr gering gegenüber dem Brunnenrohr
Wer es noch nicht verstehen will der möge tun was er nicht lassen kann.

Aus unserer Erfahrung sind 95% der KG Rohr Einsätze im Brunnenbau gescheitert, zudem war es vergeudete Zeit und verschwendetest Geld.

Wünsche allen viel Erfolg bei Brunnenbau.
Ich empfehle dir auf jeden Fall mit Brunnenrohren zu arbeiten.
Du musst halt so tief runter bis du in einer Groben Schicht bist.
So einen Brunnen will man ja nicht jedes Jahr neu machen.
Wenn du mit deiner Entscheidung klar bist können wir ja weiter auf Einzelheiten eingehen.

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FiessandHasser
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Re: Von der Schnapsidee zum Brunnen...

Beitrag von FiessandHasser » Sa 15. Mär 2014, 16:20

Moin Fellnase,

das euch Brunnen-Profi's bei dem Kürzel "KG" die Arteria carotis anschwillt war mir schon fast klar als ich den Beitrag abgesendet habe. Dieses Rohr sollte ja auch kein Brunnenrohr werden, sondern im günstigsten Fall maximal als Arbeitsrohr dienen. Und da es für LAU auf den Hof gekommen ist wäre ein Verlust leicht zu verschmerzen gewesen.
Für eine Sache hat das Rohr ja nun auch getaugt, ich weiß jetzt, auf recht günstige Weise (nur Erdbohrer gekauft) das von -0,5 gok bis -8,5 gok der feinste Sand vorherrscht :evil:

Zwischenzeitlich hatte ich vor ein paar Wochen die Idee zu versuchen bis auf 10 Meter mit dem besagtem Rohr zu kommen und dieses nach dem abteufen einer Brunnenrohrtour mit (Feinsandfilter???/Gewebefilter???/Filterstrumpf???) und einbringen von Filtersand zu ziehen.
Diese Idee werde ich aber in Anbetracht deiner "Info-Zusammenstellung über KG-Rohre" wohl verwerfen können :cry:
Würde diese ART einen Brunnen zu errichten überhaupt funzen (jetzt einmal abgesehen was für ein Arbeitsrohr verwendet wird) oder muss ich zwangsläufig bis in eine gröbere Schicht vorstoßen??
Was sagen eure Erfahrungen so zu dem Thema Feinsand, besteht die Möglichkeit nach 8 Meter von dem Zeug, noch auf etwas anderes, brauchbares zu stoßen??


Danke schon mal vorab.. :mrgreen:

Gruß
Marcel

Benutzer

Re: Von der Schnapsidee zum Brunnen...

Beitrag von Benutzer » Sa 15. Mär 2014, 18:45

Hallo Marcel
das euch Brunnen-Profi's bei dem Kürzel "KG" die Arteria carotis anschwillt war mir schon fast klar als ich den Beitrag abgesendet habe.
Sehe das mal als einen Gut gemeinten Rat von Fellnase. Wir wollen ja nicht das du Zeit und Geld in den Sand setzt.

Grundsätzlich hast du 2 Möglichkeiten einen Brunnen zu erstellen.
Mit Schutzrohren, oder ohne.
In beiden Fällen ist die Arbeit fast gleich.
Gehen wir mal an die Arbeit mit Schutzrohren.
Diese Rohre müssen so ausgelegt sein das sie dem Druck im Boden stand halten. Den seitlichen Druck in der Tiefe vergisst man nur all zu gerne. Bis 8 Meter kann ein Kg Rohr da noch kurzfristig mithalten, Vorausgesetzt es ist kein Lehm im Boden.
Dieser quillt und drückt das Rohr zusammen. Zudem muss das Arbeitsrohr auch wieder gezogen werden, lässt man es drinnen kommt kein Wasser an das Brunnenrohr das darin eingestellt wird. Zudem setzt sich der Zwischenraum mit Sand zu und deine Arbeit ist für den Sand, oder die Katz.
Mit Arbeitsrohren kann dann das Brunnenrohr später eingestellt werden. Mit den für den Boden geeigneten Filter und vielleicht auch einer Filterkiesschüttung.
Ohne Schutzrohr wird das Brunnenrohr direkt abgeteuft, Filterohr mit Schlitzweite muss abgeschätzt werden. Länge der Filter muss auch nach Gefühl festgelegt werden. Das geht meist nur dann wenn die Bodenverhältnissen einigermaßen bekannt sind. Das Brunnenrohr muss dann noch mit Tonpelletz, oder einer anderen geeigneten Art verschlossen werden.
Das nur mal so grob. Wenn du weißt wie du arbeiten möchtest gehe ich auf deine Wünsche näher ein.
Du solltest dir dann auch eine Holzklammer bauen um Gewicht auf die Rohre zu bringen. Eine Bauanleitung findest du im Forum.
Dreibock und Seilwinde, vielleicht eine E - Winde gehören auch zur Ausrüstung. Wie viele anderer Dinge auch noch.
Schönes Wochenende. ;)
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Plunschmeister
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Re: Von der Schnapsidee zum Brunnen...

Beitrag von Plunschmeister » So 23. Mär 2014, 16:34

Moin Marcel,

als Arbeitsrohr würde ich dir Glattwand-Brunnenrohr empfehlen, ich weiß, sind zusätzliche Kosten aber eventuell kannst du diese später weiterverkaufen.
Bei Feinsand wirst du ohne Arbeitsrohr nicht auskommen.
Den Werdegang hat Fellnase ja bereits erläutert. Solltest du später auf keine gröbere wasserführende Schicht treffen, so muss aufgrund des Feinsandes die spätere Filterstrecke (Feinsandfilter) entsprechend länger ausgelegt werden. ( statt geplanter 2m, eventuell 4-5m Filterstrecke).

In Bezug auf die Verwendung von KG-Rohr habe ich noch nie eine positive Rückantwort erhalten.
Schönes WE noch und halte uns mal auf dem Laufenden!
„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft" Jules Verne (1870)
* 2712193509122015*
Gruß PM
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Wassermann
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Re: Von der Schnapsidee zum Brunnen...

Beitrag von Wassermann » Mo 21. Apr 2014, 11:04

@Marcel:

Hoffe du hast nicht aufgegeben?!!
Grüße vom Wassermann
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