Brunnenbau in Niederösterreich

Grundwasseranfang in jeder Tiefe möglich
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Ernst
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Brunnenbau in Niederösterreich

Beitrag von Ernst » Mi 22. Aug 2018, 22:07

Hallo zusammen,
nach langem Überlegen, Forum lesen und Material besorgen habe ich am Wochenende mit dem Brunnenbau begonnen.
Nach dem ein Nachbar mit seinem Rammbrunnen mit einer Tiefe von ca. 10m (4m Wasserstand im Rohr) schon jahrelang seinen Garten wässert und immer ausreichend Wasser hat wollte ich auch mal einen grünen Rasen und nicht wie heuer eine verdorrte Fläche. Das Leitungswasser/Trinkwasser ist mit zu teuer und auch zu schade um damit ausreichend den Rasen zu wässern.

Besorgt habe ich mir folgendes:
- 150mm Bohrer zum vorbohren
- 100mm Bohrer um im Brunnenrohr zu bohren
- 9 m DN115 Glattwand Brunnenrohr
- 2 m Filterrohr SW0,5mm
- Kiespumpe 90mm
- elektr. Seilwinde, div Seile, Umlenkrolle und Holz für den Dreibock waren vorhanden
- 10m Verlängerungen für den Bohrer aus 30er und 25er Formrohr selbst geschweißt

Nach dem Anfertigen der Verlängerungen für den Bohrer und dem Bau des Dreibockes konnte nun endlich begonnen werden.
Der Bohrer ging rein wie in Butter, wie in steinharter- alter Butter.
Durch die andauernde Trockenheit bei uns brauchte ich für den ersten Meter fast eine Stunde.
Das war kein Bohren, sondern nur „staubkratzen“ mit dem Bohrer.
Nach dem der erste Meter geschafft war ging es ohne Schwierigkeiten weiter.
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Bei 4m fing eine weiche Lehmschicht an, die nach einem Meter in feuchtem Sand überging.
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Wasserstand bei 5,2m, bei 6m war Schluss mit dem Bohren.
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Das Bohrgestänge war bis dahin in seiner gesamten Länge noch händelbar und ich ersparte mir das dauernde Lösen
und Zusammenschrauben der Verlängerungen.

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Nun konnte ich das Brunnenrohr eingeschieben

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0,5m Sumpfrohr (Innenseite mit der Flex „angefast“, damit es sich leichter in den Boden drücken lässt)
2m Filterrohr und 5m Brunnenrohr.
Das Rohr mit 100KG Gewicht beschwert und angefangen mit der Kiespumpe zu plunschen.
Bis 7m ging es leicht im Sand weiter.
Bei 7,2m war eine 20cm dicke Lehmschicht die ich mit dem 100mm Bohrer, (den ich ein wenig abänderte) durchbohrte.
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Auflast auf 250kg erhöht.
Dann passierte dass was ich vermeiden wollte, die Kiespumpe saugte sich fest und war mit Muskelkraft alleine nicht mehr zu heben.
Da ich das schon im Vorfeld befürchtete hatte ich schon sicherheitshalber einen elekt. Seilhebezug montiert und konnte daher die Kiespumpe
mit dem Seilhebezug bergen.
Und das ausgerechnet im dem Moment als ich von neugierigen Nachbarn umringt war unter dem Kommentar „ist doch nicht so einfach“.

Ein einziger Zuschauer hielt in der ganzen Zeit mit seiner Meinung und Ratschlägen zurück.
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Danach ging es bis auf 10,5 Metern ohne Komplikationen weiter, musste nur einige male den Boden im Rohr mit dem 100mm Bohrer ein wenig auflockern.
Von 8m bis 10,5m förderte die Kiespumpe groben Sand und Schotter.

Zu meiner Überraschung waren bei 9,7m verbrannte Holzstücke dabei, wo auch immer die daherkommen mögen.

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10,5m Tiefe , 5,5m Wasserstand

jetzt ist mal Schluss.

Werde mir noch in den nächsten Tagen 2m Brunnenrohr bestellen und wenn möglich auf 13m weiterarbeiten. Bis jetzt hatte ich ja sehr viel Glück
und bin ohne Komplikationen bis auf 10,5m gekommen.
Nochmals einen großen Dank an das Forum und an die, die es am mit ihren Beiträgen und Hilfestellungen seit Jahren am Leben erhalten.

Arbeitsaufwand bis jetzt:
5h fürs Anfertigen, streichen der Bohrverlängerung, Holzklammer und Dreibock bauen
6,5h reine Zeit fürs Bohren und Plunschen

Gruß Ernst

Benutzer

Re: Brunnenbau in Niederösterreich

Beitrag von Benutzer » Mi 22. Aug 2018, 23:35

Hallo Ernst,
vielen Dank für deinen Beitrag.
Wenn du noch tiefer kommst, dann mache es, je mehr um so sicherer ist dein Brunnen.

Brazzo
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Re: Brunnenbau in Niederösterreich

Beitrag von Brazzo » Do 23. Aug 2018, 06:20

Danke für deine tolle Doku! Das sieht alles sehr durchdacht aus. Viel Erfolg weiterhin!
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Plunschmeister
Beiträge: 4235
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Re: Brunnenbau in Niederösterreich

Beitrag von Plunschmeister » Do 23. Aug 2018, 09:31

Moin Ernst,
super Arbeit, ich bin begeistert!
Hast du den Bohrer mit den vertikalen Schneiden so gekauft oder aufgrund der angetroffenen Lehmschicht so abgeändert?
„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft" Jules Verne (1870)
* 2712193509122015*
Gruß PM
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Eriberto
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Re: Brunnenbau in Niederösterreich

Beitrag von Eriberto » Do 23. Aug 2018, 11:44

Hallo Ernst,
auch von mir ein Danke für Deinen tollen Beitrag!
Davon lebt dieses Forum!
Klasse gemacht und professionelle Vorgehensweise. Nicht dass jetzt genau die Zuschauer (doch nicht so einfach) auch einen Brunnen haben wollen und jetzt wissen, wen sie fragen können... :lol:
Gruß
Florian

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Ernst
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Re: Brunnenbau in Niederösterreich

Beitrag von Ernst » Do 23. Aug 2018, 15:08

Plunschmeister hat geschrieben:Moin Ernst,
super Arbeit, ich bin begeistert!
Hast du den Bohrer mit den vertikalen Schneiden so gekauft oder aufgrund der angetroffenen Lehmschicht so abgeändert?
habe mir einen normalen Erdbohrer um €19,. gekauft und da ich mit einer Lehmschicht gerechnet habe sicherheitshalber seitlich die Schneiden angeschweißt.
Ohne den vertikalen Schneiden würde sich der Bohrer im Lehm wie ein Korkenzieher eindrehen und sich nicht mehr hochziehen lassen.
Gleichzeitig ist es auch eine Führung zum Bohren im Brunnenrohr, falls ich unter das Rohr komme.

Gruß
Ernst

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Ernst
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Re: Brunnenbau in Niederösterreich

Beitrag von Ernst » Do 30. Aug 2018, 17:36

Brunnen beendet!

Da ich ja von 7,40m bis 10,5 m im Sand gut vorrankam bestellte ich mir noch 2m Vollwandrohr und wollte auf 13m runtergehen.
Aber mein Großvater sagte immer „wenn es gut geht pass auf, es hat bald ein Ende“.
Nach einmal Plunschen war Schluss im Schacht.
Die Kiespumpe förderte nur mehr Wasser und sonst nichts.
Ich kam an eine sehr harte Schicht aus Lehm und Steinen die sich nicht mal mit dem Bohrer oder einem Meisselaufsatz auflockern lies. Das Lehm-Steingemisch war so hart, dass ich es nur mühsam mit einem Meißel vom Bohrer lösen konnte.
Nach drei Stunden und 10cm tiefer war mal Schluss und eine Pause mit frischen Leberkäsesemmeln vom Metzger war angesagt.
Beim Metzger bekommt man nicht nur einen guten Leberkäse sondern auch gleich einen Ratschlag von einen Bewohner unser Siedlung - „wenn‘st auf 10m bist kannst aufhören, durch diese harte Schicht ist noch keiner durchgekommen“.
Nach einem ausführlichen Gespräch und einigen Semmeln später kam ich zur Überzeugung, das mal Schluss ist.
Ich müsste ja mit meinen 2m Filterrohr durch die harte Schicht, geschätzt wird ca. 50cm und mehr und dann mit dem Filterrohr noch tiefer.
Keiner weiß wie es darunter weitergeht und ich lass es mal bleiben.

Derzeit ist der Wasserstand auf 5m. Nach langsamen Klarpumpen (300l) und langsamer Erhöhung der Wassermenge (in 1Stunde 2.000l)
sank der Wasserspiegel auf 5,5m ab, nach einer 1/2Stunde war er wieder bei 5m.

Derzeitiger Stand der Dinge:

1/2 m Sumpfrohr, 2 m Filterrohr SW 0,5 und 8 m Glattwandrohr verbaut.
Die 2m Glattwandrohr und den Quellton den ich nachbestellt habe hätte ich mir sparen können.

Das Sumpfrohr wurde nicht mit Quellton verschlossen, da es sowieso auf einer sehr harten Lehmschicht aufsitzt.
Oder soll ich den Quellton doch versenken???

Der Schlauch von der Saugpumpe hängt auf 6,5m (1,5m übern Filterrohr bzw. 1,5m unter der Wasseroberfläche).
Bei einer Wasserentnahme von ca. 3000l in zwei Stunden sank der Wasserstand im Rohr nur um 10cm und stieg in den nächsten 15min wieder auf den ursprünglichen Stand.
Man muss ja auch bedenken, dass es bei uns in den letzten 8-10 Wochen kaum einen Niederschlag, gegeben hat und wir heuer einen der trockensten Sommer der letzten 10 Jahren haben.
Wegen einer anderen Pumpe und der geplanten Bewässerungsanlage mache ich mir bis zum nächsten Frühjahr dann Gedanken, derzeit reicht es zur Bewässerung.
Wenn es in den nächsten Jahren so bleibt bin ich mit dem selbstgebauten Brunnen zufrieden.

Nochmals einen großen Dank an das Forum und an die, die es am mit ihren Beiträgen und Hilfestellungen seit Jahren am Leben erhalten.
Bin erst durch dieses Forum auf die Möglichkeit eines Bohrbrunnens in Eigenregie zu Erstellen gekommen.
Bei uns in der Gegend gibt es nur Schachtbrunnen oder für kleiner Flächen einen Rammbrunnen.
Die Nachbarn konnte sich auch nicht darunter Vorstellen als sie den Dreibock und das Brunnenrohr im Garten gesehen haben.

Gruß
Ernst

Benutzer

Re: Brunnenbau in Niederösterreich

Beitrag von Benutzer » Do 30. Aug 2018, 19:38

Hallo Ernst,
du solltest den Brunnen schon aus Sicherheit unten verschließen.
Man weiß nie und wie auch immer.
Mach die einen Stopfen wie Eriberto ihn hier im Forum vorgestellt hat.
Sonst vielen Dank an dich für deine Dokumentation und das Lob ans Forum.
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