Erfolgsaussichten Brunnenbohrung inkl. Fragen

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Kai-Berlin
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Registriert: Mo 25. Jul 2022, 20:24

Erfolgsaussichten Brunnenbohrung inkl. Fragen

Beitrag von Kai-Berlin » Mo 25. Jul 2022, 22:17

Hallo liebe Brunnenbau Freunde,

(ich hoffe ich bin an der Stelle richtig im Forum)
an erster Stelle muss ich mich an alle und das Forum sehr bedanken. Auch Hut ab, an alle diejenigen die schon erfolgreich einen oder mehrere Brunnen erstellt haben. Durch euch hab ich mich in den vergangenen Wochen sehr intensiv über das Thema Brunnenbau belesen können. Ich habe versucht durch Fehler und Tips zu lernen und bin hoffentlich vielen Problemen aus dem Weg gegangen (bisher zumindest). Naja ein Problem und Fragen hab ich schon noch. Daher hab ich mich auch nochmal im Forum angemeldet.

Kurz zu mir/uns:
Wir haben seit diesem Jahr eine Gartenparzelle in Berlin Reinickendorf und leider kein eigenes Wasser. Im Moment wässern wir mit der Hilfe unserer liebevollen Nachbarn, deren Brunnen wir mit nutzen dürfen. Nachdem wir nun die Auflagen für den Garten erfüllt haben, haben wir natürlich den Wunsch auch selber Wasser zu fördern. Erst wollten wir gar nicht selber bohren, aber seit Mai suche ich verzweifelt nach einem Brunnenbauer, aber die vielen Anläufe/Anfragen brachten bisher nichts, außer Frust (es kam nichts zurück oder man lief den Leuten leider nur hinterher). Da begann ich mich mit dem Thema "selber bohren" zu beschäftigen. Ich hatte/hab selber großen Respekt vor dem Thema, aber versuche es gerade dennoch. Ich habe mir das Buch von Albrecht Trunk besorgt und durchgelesen. Und natürlich auch viele Youtube Videos angesehen und Foren Beiträge studiert.

Zu unserem Vorhaben:
Wie gesagt befinden wir uns im Norden von Berlin. Die Nachbarn haben bereits 20m weiter einen Brunnen der 10m tief ist und seit 2008 funktioniert. Dieser wurde mir einer SW von 0,5 mm und einer Filterschicht 0,7-1,2mm professionell erstellt. Wasserstand damals 4m. Gebaut mit 3" Rohren und Tiefbrunnenpumpe SQ2-55.
Wir haben aktuell mit dem Handbohrer bis auf ca. 5m gebohrt, ab da kam Wasser. Dann weiter ohne Arbeitsrohr mit Brunnenrohr DN 115 und 90mm Kiespumpe. 3m Filterstrecke SW 0,3mm und unten 0,75m Sumpfrohr (45grad angefast mit Oberfräse). Brunnenrohr mit Standard Trapezgewinde. Unser Dreibein ist ein Vierbein aus Holz der Marke Eigenbau. Ca. 3,8m hoch und oben mit Umlenkrolle(n). Auf der "haben" Seite stehen 3m Filterrohr, Sumpfrohr und 9m Filterrohr bereit. Plan ist es, 7m unter die Wassergrenze bei 5m zu kommen. Sprich 5m oberhalb des Wassers + 4m Wassersäule + 3m Filter + 0,75m Sumpfrohr = 12,75m. Damit würde die Pumpe bei 8m Tiefe ca. 1m über dem Filterbereich hängen. Geplant ist dann ein Abschluss mit einem Socken voll Quellton. Pumpe hab ich eine 4" Ibo Dambat mit 4500l/h im Auge, aber das ist noch Zukunftsmusik.

Was bisher geschah:
Bisher ging es an einem intensiven Tag gute 4m runter auf insgesamt 9m. Mit elektrischer seilwinde war es auch recht komfortabel, aber auch problematisch. Wir sind des öfteren im Inneren mit der Kiespumpe beim hochziehen hängen geblieben. Die billigen Haken der Seilwinde haben sich an der Sicherung bereits nach kurzer Zeit verbogen. Wir haben gehandelt und diesen Haken abgeflext und durch eine Öse mit Karabiner ersetzt. Generell muss ich sagen, dass mir das auch alles zu sehr gequitscht und geknackt hat. Man hat kein Gefühl wenn man die Kiespumpe mit einer elektrischen Seilwinde hoch zieht. Das Teil zieht so lange bis irgendwas nachgibt. Zudem hab ich kein gutes Gefühl bei den zwei Seilen für elektrische Seilwinde (Stahlseil) und dem "plunsch"-Seil, da das Stahlseil nicht gespannt als Hindernis im Brunnenrohr beim plunschen hängt und ich denke, dass sich da auch mal was verkanten könnte. Will nicht wissen, was dann für Kräfte von innen auf die Rohre wirken. Vor allem auf den Filterbereich. Beim plunschen selber waren wir sehr kräftig unterwegs. Oft auch mal die Kiespumpe 1m fallen lassen, ging auch flott nach unten. Fördern zum großen Teil nur feinen Kies und kleinere Steine. Dieser feine Kies hängt auch schon in den Schlitzen. Dazu gleich auch das Foto [1] im Anhang. Kurz bevor ich mich entschieden habe die elektrische Seilwinde zu demontieren, haben wir leider bei ca. 8,5m mehrere Filterteile in der Kiespumpe nach oben befördert. Ich denke durch unsere kräftige / ruppige Vorgehensweise haben wir mit der Kiespumpe das Rohr von innen nach außen gesprengt. Anschließend sackte das Rohr nochmal gute 50cm ab und lief voll mit Kies. Dagegen sind wir nicht mehr angekommen. Bis fast zur Grundwasser war das Rohr voll. Dagegen kam auch das arbeiten mit der Kiespumpe nicht an. Wir haben uns entschlossen das Rohr komplett mit zwei Wagenhebern zu ziehen. Das obere Filterrohr war an drei Stellen über 4 Lamellen gebrochen. Das mittlere im oberen Bereich auch bereits nach außen angeknackst.
Neues Rohr ist bestellt. Aufgeben gibt es aktuell noch nicht.

Was wir bisher gelernt haben (gerne auch für andere nochmal bestätigen):
- Beim plunschen mit der Kiespumpe gefühlvoll umgehen. Nicht einfach aus gewisser Höhe hart fallen lassen. Kraft bringt nichts, es geht um das einsaugen von Sand über den Kolben.
- Elektrische Seilwinde ist nett, aber man verliert das Gefühl für das was im Rohr mit der Kiespumpe passiert.
- Gewicht ist alles. Wir haben ca. 350-375kg Auflage

Unsere Fragen an euch:
(1) im Filtern haben sich schon viele Sandpartikel fest gesetzt. Dies sieht man auch im Bild [1] mit den Bruchstücken. (leider hab ich noch nicht viele Bilder, kann aber nachliefern). Meine Frage, die Steine sitzen ja echt fest. Dadurch ist doch der Durchfluss verringert? Kann durch sowas der Filter sich komplett zusetzen? Ich habe nur Sorge, da ich als Amateur keine Filterschicht (wir die Nachbarn haben) einziehen kann und der Brunnen sehr schnell versandet oder überhaupt nicht funktioniert. (nach unten wird der Sand gefühlt schon etwas kieseliger)
(2) wie bekomme ich den Socken mit Quellton an den Boden des Sumpfrohrs? Muss ich dazu das Rohr so gut es geht mit der Kiespumpe und Wasserzufluss von oben frei-plunschen? Und wie stelle ich sicher, dass der Quellton unten ankommt? PS: Ein Unternehmer aus dem Brunnenbedarf sagte mir, nimm lieber quellendes Holz, welches auf die Größe geschnitzt wurde.
(3) könnt ihr mir ein Link zum Vorgehen beim klarpumpen schicken. Ich hab bisher noch nichts gefunden. Und weiß nicht, wie ich das am Ende richtig mache. Im Buch stand nur mit halber und dann voller Förderleistung. Aber die Leistung ist abhängig von der Pumpe bzw. dem theoretischen Wert des Brunnen. Und ich hab noch nichts gelesen, wo man fördert? Unten, Mitte oder oben?

Vielleicht könnt ihr mir helfen bei (2) und (3), wenn ihr nicht schon bei (1) sagt, "hör lieber auf".

Hoffe ich hab nichts vergessen zu erwähnen. Und freue mich auf eure Reaktionen und Rückmeldungen.

Anhang:
[1] Filterteile mit feinem Sand - Bild


Viele Grüße
Kai
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Kai aus Berlin baut gerade einen Brunnen ;)
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Eriberto
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Re: Erfolgsaussichten Brunnenbohrung inkl. Fragen

Beitrag von Eriberto » Di 26. Jul 2022, 08:32

Hallo Kai und willkommen im Forum.

Gute und informative Beschreibung!
Prinzipiell hast du dich ja schon umgehend informiert. Das mit der zerstörten Rohrtour ist zwar ärgerlich aber augenscheinlich auch lehrreich.

Die Erfolgsaussichten halte ich für hoch! Die angestrebte Teufe dürfte ausreichen, wenn es gut läuft würde ich in Erwägung ziehen tiefer zu gehen.
Zu deinen Fragen:
1. na ja, die Filterstrecke - ebenso wie die restliche Rohrtour - steht ja nun einmal Prinzip-bedingt im umgebenden Erdreich (Filterkies) und eigentlich niemals im Freiwasser. Ergo bildet sich an der Filterstrecke ein sog. Korngerüst. Je gröber dieses ist, desto - theoretisch - durchlässiger ist dieses. Sollte mithin kein Problem sein.
2. Nimm eine Damenstrumpfhose! Ich habe seinerzeit dieses Konstrukt mittels der Kiespumpe (mit arretiertem Kolben, um ein Ansaugen zu verhindern) nach unten gedrückt. Hat gleichzeitig den Vorteil, dass man am Seil der Kiespumpe eine Markierung anbringen kann, wann die Tiefe erreicht ist. Lässt sich im Übrigen bei Bedarf wieder ziehen.
3. Link habe ich nicht. Langsam anfangen und ebenso langsam steigern. Intervallartig mit wechselnder Leistung. Letztendlich wenn genug Wasser gefördert wird und kein Sand enthalten ist, laufen lassen...

Ansonsten bist du auf dem richtigen Weg!

Gruß
Florian
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Plunschmeister
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Re: Erfolgsaussichten Brunnenbohrung inkl. Fragen

Beitrag von Plunschmeister » Di 26. Jul 2022, 08:45

Willkommen im Forum!

Die richtigen Bücher lesen! :mrgreen:
„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft" Jules Verne (1870)
* 2712193509122015*
Gruß PM

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Kai-Berlin
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Re: Erfolgsaussichten Brunnenbohrung inkl. Fragen

Beitrag von Kai-Berlin » Di 26. Jul 2022, 09:16

Hallo Eriberto und Plunschmeister,

vielen Dank für das willkommen heißen und die Antworten.

(1) Okay, also nicht aussichtslos, also unter Beachtung meiner Schilderung. Wir können ja nicht in den Boden gucken oder in die Zukunft ;)

(2) an die Kiespumpe dachte ich auch schon. Super Tipp mit dem arretieren, die Sogwirkung hatte ich auch als Hindernis gesehen.

(3) in welcher Höhe gesehen (vom Wasserspiegel ausgesehen) pumpe ich da? Geht man ganz runter ins Sumpfrohr?

Vielen Dank euch und ich werde berichten, wie es weiter geht. Hoffe das ist dann hier der richtige Thread.

Viele Grüße
Kai
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Eriberto
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Re: Erfolgsaussichten Brunnenbohrung inkl. Fragen

Beitrag von Eriberto » Di 26. Jul 2022, 09:34

Hallo Kai,

zu 3.) im Grunde genommen wird die Pumpe an die geplante finale Position 'gehängt' - mindestens einen Meter oberhalb der Filterstrecke - und dann wie beschrieben mit dem Pumpen begonnen. Interessant wäre noch der Wasserstand (während des Pumpens) zu Beginn und wenn der Brunnen entwickelt ist. Ist aber nicht 'kriegsentscheidend', lediglich nice to know...

Gutes Gelingen!
Gruß
Florian

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Kai-Berlin
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Re: Erfolgsaussichten Brunnenbohrung inkl. Fragen

Beitrag von Kai-Berlin » Di 26. Jul 2022, 10:22

Alles klar. Vielen Dank. Die neuen Rohre sind gerade auch angekommen. Dann werde ich bald wieder ans Werk gehen können.

Ich berichte gerne, wenn es Neuigkeiten gibt.

Viele Grüße
Kai
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Kai aus Berlin baut gerade einen Brunnen ;)
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