Saugender Stoßheber Leblanc

Wasserpumpe ohne Strom
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Plunschmeister
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Saugender Stoßheber Leblanc

Beitrag von Plunschmeister » Di 11. Aug 2015, 16:55

Man kann einen hydraulischen Widder so einrichten, dass dieser Wasser mittels Saugen emporhebt.
Einen solcher saugender und doppelt wirkender Widder wurde von dem belgischen Ingenieur Leblanc zur Wasserhaltung beim Schleusen- , Kai- und Brückenbau in Anwendung gebracht.

Funktionsweise:
A ist der Speisebehälter, BCD die in denselben einmündende Leitungsröhre, ferner SG der obere Teil der Saugröhre, R ein Windkessel und BR das vom letzteren nach der Leitungsröhre führende Kommunikationsrohr.
Das Sperrventil des gewöhnlichen Stoßhebers ist hier durch das Eintrittsventil V, sowie das Steigventil des ersteren durch das Saugventil W ersetzt.

Ist V nun geöffnet, so fließt das Wasser aus A, dem Speisebehälter in die Leitungsröhre und weiter bis in den Sumpf U.
Nachdem hierbei die Geschwindigkeit des Wassers in BCD eine gewisse Größe erreicht hat, so wird V von dem darüber stehendem Wasser niedergedrückt, aus A kann kein Wasser mehr nach-fließen, der Druck des Wassers sinkt bei B unter dem atmosphärischen Druck und es öffnet sich in Folge des Überdruckes das Saugventil W. In Folge dessen setzt nun der Überdruck in der Röhre SG das Wasser
in eine aufsteigende Bewegung, wobei es auf dem Wege RWB in die Leitungsröhre und von da weiter bis zum Abfluss U gelangt.
Diese Bewegung dauert jedoch nur eine kurze Zeit. Denn sobald die Energie des Wassers in der Leitungsröhre aufgezehrt ist, gewinnt der Druck des Wassers in der Röhre BC wieder das Übergewicht über dem Druck in RW, da der Wasserspiegel U höher steht als der des Unterwassers, unter welchem die Saugröhre S einmündet.
Es verschließt sich in Folge dessen wieder das Ventil W. Das Wasser in der Leitungsröhre kommt zur Ruhe, hierauf öffnet sich das Ventil V und es beginnt ein neues Spiel.
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Bei dem doppelt wirkenden Saugheber von Leblanc sind aber mit Ausnahme der Saugröhre und des Windkessels, alle Teile doppelt: Es münden also auch zwei, mit je einem Eintrittsventil versehene Leitungsröhren in das Speisereservoir und es steht auch der Windkessel durch je eine Seitenröhre mit je einer Leitungsröhre in Verbindung.

Um harte Druckstöße zu vermeiden, sind sowohl die Ventile V, V1 (II) als auch die Ventilsitze aus zusammengepressten Lederscheiben konstruiert.
Beide Ventile hängen mittels ihrer Stiele an einem um die Horizontale Achse KK drehbaren gleicharmigen Hebel HKH1, deshalb ist daher auch mit dem Schließen des einen Ventils das öffnen des anderen verbunden. Es werden ebenso die beiden Saugventile W und W1 abwechselnd geöffnet und geschlossen. Die Saugventile sind einfache Lederklappen.


Bei dem beschriebenen saugenden Doppelstoßheber beträgt die Weite sämtlicher Röhren und Mündungen 0,2m. Die Länge der Leitungsröhre beträgt 3,20m, das Gefälle 1,7m und die Förderhöhe beträgt 2,25m.

Der Stoßheber leistete soviel, wie sechs hölzerne Pumpen, von denen jede täglich 12 Arbeiter zur Bedienung erforderte.

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Das gleiche Prinzip, jedoch ohne Druckkessel:

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Literaturverzeichnis:
Weisbach, Julius; Ingenieur und Maschinenbautechnik: Verlag Friedrich Vieweg, Braunschweig 1851, S. 61
Bildquelle:
Abbildungen, Weisbach, Julius; Ingenieur und Maschinenbautechnik; a.a.O. S. 61


PM 08-2015
„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft" Jules Verne (1870)
* 2712193509122015*
Gruß PM
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