Kolbenpumpe reparieren Loewe Wasserknecht WL 1500

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Kolbenpumpe reparieren Loewe Wasserknecht WL 1500

Beitrag von Plunschmeister » Mo 23. Sep 2013, 19:13

Vor einiger Zeit habe ich diese alte Kolbenpumpe beim örtlichen Schrotthändler gefunden:
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Auf dem Schild steht geschrieben:
EIN MENSCHENALTER TREU UND RECHT - DIENT DIR DER GUTE WASSERKNECHT:
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Das hat mich überzeugt und ich habe diese Pumpe mitgenommen:

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Nachdem alle an der Pumpe befindlichen Schrauben mit Rostlöser behandelt worden sind, habe ich mich daran gewagt die Pumpe zu zerlegen.

Als erstes wurde der Druckwindkessel der Kolbenpumpe demontiert. Die vier Bolzen ließen sich recht gut lösen.
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Links: Druckwindkessel mit Ventilplatte und Ventilen, Rechts: Pumpengehäuse mit Laufbuchse

Es bot sich ein Anblick des Grauens Gevatter "Rost" und Onkel "Ocker" haben kräftig zugeschlagen.
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Laufbuchse im Pumpengehäuse
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Laufbuchse von Rost und Verockerungen eingeschlossen. In dieser Laufbuchse sollte sich eigentlich ein Kolben bewegen.
Die Pumpe scheint doch mehr als ein MENSCHENALTER hinter sich zu haben. Die Ventilplatte klebte förmlich durch eine Dichtung getrennt am Druckwindkessel.
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Mit einigen Hammerschlägen und mit einem Schraubendreher ließ sich diese dann aber vom Druckwindkessel lösen.
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Links: Druckwindkessel mit Sicherheitsventil, Rechts: Ventile auf der Ventilplatte

Der Anblick war auch nicht besser, Rost ohne Ende.
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Ventilplatte: Seitenansicht
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Ventil von unten gesehen

Die Druck- und die Saugventile haben sich aufgrund der Verockerungen natürlich nicht mehr bewegt, die Kolbenstange scheint im Gehäuse fest-geschweißt zu sein.
Bei dieser Kolbenpumpe WL 1500 scheint es sich um ein Modell in alter Bauausführung zu handeln. Diese Baureihe wurde nach meiner Kenntnis bis ca. 1970 so in Lüneburg gefertigt. Die Ventilplatte ist mit Federn versehen und der Druckwindkessel hat eine eher runde Form.


Die Pumpe scheint nicht ohne Grund auf dem Schrott gelandet zu sein.

Fortsetzung folgt:::::






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Re: Kolbenpumpe Loewe Wasserknecht WL 1500

Beitrag von Plunschmeister » Mi 27. Nov 2013, 16:30

/// Aufarbeitung der Ventilplatte:
// Die Druck- und Saugventile:

Nachdem ich der Ventilplatte die 4 Ventile abringen konnte habe sich die Vermutungen erhärtet, dass sich es um die alte Baureihe der WL 1500 handelt. Die Ventile sind komplett aus Messing gefertigt, ebenso das Schnüffelventil.
Eine der herausragenden Eigenschaften von Messing ist seine Korrosionsbeständigkeit gegen Wasser, Dampf, verschiedene Salzlösungen und viele organische Flüssigkeiten.

Also wurden die Ventilgummis abgebaut und die Messingteile in eine Säure gelegt, um so die Verkrustungen und Verockerungen an den Ventilen selbst zu entfernen.

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Verwendet habe ich den abgebildete Zitronensaft ( sogar Bio 0,45 Cent die Flasche **grins**).
Auf dem linken Bild erkennt man deutlich Bläschen an den Messingventilen, die Zitronensäure scheint zu wirken. Insgesamt hat sich die Farbe des Zitronensaftes ins grünliche verfärbt. Bild recht: oberhalb im Gefäß liegt das Schnüffelventil.

// Die Ventilgummis:
Diese waren vom Ocker und Eisen gänzlich verhärtet. Da ich, wenn es nicht unbedingt sein muss keine neuen Teile verwenden möchte, habe ich den Rost und den Ocker vorsichtig von den Gummis gekratzt und im Anschluss mit sehr sehr feinem Schmirgelpapieren an der Dichtfläche Plan-geschliffen.
Alle Ventilgummis wurden mit Auto-Gummipflege tropfnass ein gesprüht und in eine geschlossene Dose gelegt, nun sind diese wieder recht flexibel und werden an der Ventilplatte abdichten.

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Bild ganz rechts: Ein ursprüngliches Druckventil, beide DV haben kleine Bohrungen im Ventil


// Die Ventilplatte:

Rost und Ocker wurden von Hand, teilweise mit Drahtbürste, Meißel und einem Messer entfernt und die Platte da selbst ein wenig Plan-geschliffen. Die Ventilplatte wurden aus sehr "weichem" Stahlguß gefertigt und ließ sich von daher gut schleifen.

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Obwohl eigentlich nicht notwendig, erfolgte ein Anstrich mit Rostschutz. Zwar erkennt man an den 4 kleinen Bohrungen, welche später die Messingventile führen einige oberflächliche Unregelmäßigkeiten, diese sollten jedoch kein Problem darstellen.
Die Ventilgummis sind nach innen hin konisch und dichten mit dem Außendurchmesser auf der Ventilplatte ab.


Nachdem die Ventile und das Schnüffelventil einer Einwirkzeit der Zitronensäure von ca. 24 h ausgesetzt waren, kann sich das Ergebnis sehen lassen. Ein Warmhalten der Säure verstärkte und beschleunigte deren Wirkung:
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Bild links: Ventilsatz, mitte: Ventile, rechts: zusammengebaute Ventile

Beim Zusammenbau der Ventilplatte ist auf den richtigen Sitz der Druck- und Saugventile zu achten, da ansonsten die Pumpe nicht einwandfrei funktioniert. Auf der Ventilplatte selbst ist eine Kennzeichnung ersichtlich "Oben" bzw. auf der linken Seite ein "D" für Druckventil und auf der rechten Seite ein "S" für Saugventil.

BildBildBild
Bild links: montierte Ventilplatte; mitte: Druckventil von unten; rechts: Saugventil von oben auf der Ventilplatte abschließend

Die Splinte wurden fürs Foto nur gesteckt( :lol: )

// Das Schnüffelventil:
Bei jedem Hub der Kolbenpumpe wird durch das Schnüffelventil eine kleine Menge Luft mit angesaugt. Es dient so zur Haltung des Luftpolsters im Druckkessel.

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Re: Kolbenpumpe reparieren Loewe Wasserknecht WL 1500

Beitrag von Plunschmeister » Fr 30. Mai 2014, 17:48

/// Aufarbeitung des Pumpengehäuses:

Nach einer groben Reinigung sieht das Pumpengehäuse nicht mehr ganz so schlimm aus. Um hier jedoch richtig zu entrosten, müssen Kolbenstange nebst Stopfbuchsmutter, Stopfbuchspackung und wenn möglich auch die Laufbuchse demontiert werden.

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Hierzu muss zuerst der Kolben selbst entfernt werden.
Dieser ließ sich auch verhältnismäßig gut von der Kolbenstange drehen.

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Ein Blick in die Bronze-Laufbuchse auf die Kolbenstange, ausgebauter Neobloc-Kolben

Nun muss die Kolbenstange ausgebaut werden.
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Am Kurbeltriebgehäuse befindet sich ein Abdeckblech, hinter welchem sich eine Konter-Mutter verbirgt. Hierzu ist es erforderlich das Abdeckblech mit einem Schlitzschraubendreher aus dem Gehäuse zu hebeln. Das war hier nicht nötig, da am Blech selbst der Rost genagt und ein Loch hinterlassen hat.


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Ein senkrechter Blick auf das Kurbeltriebgehäuse.
Das Abdeckblech wurde schließlich mit einer Wasserpumpenzange einfach abgerissen. Das Blech war wie Papier und gab schnell nach. Man erkennt hier die eingangs erwähnte Konter-Mutter, welche mit einem gebogenen Schlüssel SW 19 gelöst werden muss. Anschließend sollte man die Kolbenstange aus dem Kreuzgelenk herausdrehen können.

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Blick in das Kurbeltriebgehäuse von der Seite.
Der Kurbeltrieb wandelt im Prinzip die Drehbewegung des Motors in eine Vor- und Rückwärtsbewegung ( geradlinige Bewegung) um und überträgt diese auf die Kolbenstange der Kolbenpumpe.

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Das Pumpengehäuse wurde teilweise mit der Flex und mit einer Bohrmaschine unter Einsatz geeigneter Schleifmittel entrostet. Die Wl 1500 wird nun wieder zusammengebaut. Anschließend wird ein Probelauf durchgeführt. Hier werde ich dann sehen, wie die Pumpe mit den aufgearbeiteten Bauteilen läuft.
Verläuft der Testlauf positiv wird die Pumpe wieder demontiert und entsprechend lackiert oder es werden Pumpenteile ausgewechselt.

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So schaut die Pumpe nun wieder zusammengebaut aus :lol: .




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Re: Kolbenpumpe reparieren Loewe Wasserknecht WL 1500

Beitrag von Plunschmeister » So 7. Sep 2014, 15:04

Wirkungsweise der WL 1500

Kolbenpumpen gehören zu den Verdrängerpumpen und arbeiten oszillierend, selbst-ansaugend. Sie werden hauptsächlich zur Förderung von Flüssigkeiten mit hohen Förderdrücken und kleinen Förderströmen eingesetzt. Bei konstanter Drehzahl ist ihre Kennlinie eine nahezu senkrechte Gerade, bei unterschiedlichen Drücken bleibt der Volumenstrom annähernd konstant.
Das heißt, jeder Hub ist gleichzeitig ein Saug- und ein Druckhub.

Typische Anwendungsbereiche der hier behandelten Pumpe ist die Förderung von Trink- und Brauchwasser in Wohnhäusern, Landwirtschaft, Schifffahrt, Industrie und Gärtnereien.
Die hier vorgestellte Pumpe: Loewe-Wasserknecht WL 1500 ist eine doppelt wirkende Kolbenpumpe.


Funktionsprinzip:
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Das Pumpengehäuse besteht aus 2 Pumpenteilen. Im unteren Bereich ist eine Laufbuchse montiert in der sich der Kolben bewegt. Wird nun die Ventilplatte auf das Pumpengehäuse gelegt, befinden sich in jedem Pumpenteil jeweils ein Saug- und ein Druckventil. S1-D1(schwarz umrandet) und S2-D2 (blau umrandet).
Wird nun der Windkessel (so wie er auf dem Bild liegt) auf die Ventilplatte gesetzt, entstehen praktisch oberhalb dieser auch 2 Kammern im Windkessel, die Saugseite mit beiden Saugventilen S1 und S2 (grün) und die Druckseite mit den Druckventilen D1 und D2 (rot).
Das Wasser kann aber nur über den Sauganschluss im Windkessel angesaugt werden und muss das jeweilige Saugventil ins unten gelegene Pumpengehäuse passieren.
Bewegt sich der Kolben nach rechts, so wird im linken Pumpenteil über S1 (Pumpenteil1) Wasser angesaugt und mit gleichem Hub im rechten über D2 (Pumpenteil 2) gefördert. Bewegt sich der Kolben nach links, so wird im rechten Pumpenteil über S2 (Pt 2)Wasser angesaugt und gleichzeitig im linken über D1 (Pt1)gefördert.
Die Pumpe ist also doppelt-wirkend.
Bei der Förderung wird das Wasser also wechselseitig durch die Druckventile der Pumpenteile 1 und 2 über die Ventilplatte in die Druckseite des Windkessels gedrückt.
Diese Pumpenausführung hat den Vorteil einer gleichmäßigen Antriebsarbeit und Fördermenge bei der Vor- und Rückbewegung des Kolbens und einen fast gleichmäßigen Förderstrom.
Beide Pumpenseiten sind durch einen gemeinsamen Windkessel (Pumpendom) miteinander verbunden.

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Video vom Testlauf WL 1500

Beitrag von Plunschmeister » Mo 8. Sep 2014, 19:07


Probelauf der zusammengebauten Kolbenpumpe Loewe Wasserknecht WL 1500. Der Drehstrommotor tritt für dieses Video ganz in Steinmetzschaltung auf.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Was man aus SCHROTT nicht alles machen kann!

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Bauanleitung Ledermanschette Kolben
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