Bauanleitung einer Quellfassung

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Plunschmeister
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Bauanleitung einer Quellfassung

Beitrag von Plunschmeister » So 15. Mär 2015, 11:09

Die Quellfassung

Das Prinzip einer Quellwasserfassung ist einfach. Der Regen fällt auf den Boden, welcher das Wasser wie ein Schwamm aufnimmt. Es sickert durch die Humusschicht, weiter durch Steine und Sand, tief in den Erdboden.
Trifft das versickerte Wasser auf eine undurchlässige Lehm- oder Felsschicht, fließt es dem Gefälle an dieser Schicht ( Stauer) entlang und tritt an der Oberfläche aus. An diesen Stellen werden Sickerröhren in den Boden eingebaut, welche mit vielen kleinen Löcher versehen sind. Damit diese nicht verstopfen, werden sie in grobe Steine eingebettet.
Das Wasser fließt durch diese Röhren in die tiefer gelegene Brunnenstube, welche aus zwei Kammern besteht. In der ersten wird der im Quellwasser mitgeführte Sand abgelagert. In der Zweiten befindet sich ein feines Sieb, das die letzten Feinstoffe zurückbehält. Ein Rohr leitet das nun klare Quellwasser zum Reservoir, welches in der Regel noch etwas tiefer liegt. Trotz der Einfachheit dieses Prinzips, kann die Ausführung in der Praxis manchmal sehr aufwändig sein. Denn die wasserführenden Schichten verlaufen oft unregelmäßig im Boden. Besonders ergiebige Quellen findet man in bewaldeten Gebieten, denn der Waldboden ist ein ausgezeichneter Wasserspeicher.[1]


Die Quellfassung muss mit größter Sorgfalt errichtet werden. Diese ist später das Herz der Versorgungsanlage.
Die Quellart bestimmt den Quellfassungstyp.


Quellarten:

Spaltquelle:
Die Spaltquelle, auch Felsen-, Karst-, Höhlen- oder Kluftquelle genannt, ist die klassische Quelle. Dabei tritt unterirdisches Wasser aus einer in Festgestein befindlichen Gesteinsspalte an die Geländeoberfläche aus. Die Fassung der Quelle erfolgt entsprechend den geologischen Gegebenheiten „im Graben“, „im Stollen“ oder in einer Quellstube.

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Schichtquelle:
Darunter versteht man natürliche Wasseraustritte, die an der Grenze zwischen durchlässiger und weniger durchlässiger Schicht vorkommen.
Bei Schichtquellen kann Wasser in einem begrenzten Gebiet auch an mehreren Stellen austreten, trotzdem handelt es sich immer nur um eine Quelle.

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Überlaufquelle:
Die Überlaufquelle entsteht dann, wenn vor dem Quellaustritt die undurchlässige Schicht zur Geländeoberfläche ansteigt und eine Schwelle bildet. Das so angestaute Grundwasser tritt als Quelle an der Oberfläche erst dann aus, wenn es über diese Schwelle läuft.

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Stauquelle:
Stauquellen treten dort auf, wo gering- bzw. undurchlässige Schichten einen Grundwasserleiter überlagern und das auf diese Weise gespannte (unter Druck stehende) Grundwasser durch eine in der stauenden Schicht befindliche Öffnung bzw. Schwachzone austritt (artesische Quelle).
Die Fassung der Quelle erfolgt zumeist direkt über der Austrittsstelle.


Quellfassungen:

Das Fassen einer Quelle erfordert großes Fachwissen und sollte daher unbedingt Spezialisten überlassen werden. Die Quellart bestimmt den Quellfassungstyp. In den meisten Fällen erfolgt die Fassung mit gelochten Kunststoffrohren, die mit einem Filter aus gewaschenem Kies entsprechend abgestufter Korngrößen ummantelt werden. Der Fassungsbereich muss vor dem Eindringen von Oberflächenwasser geschützt werden. Dies kann durch eine sorgfältig aufgebrachte
Abdeckung erreicht werden. Die unmittelbare Abdeckung des Fassungsbereichs erfolgt vorzugsweise mit einer wasserundurchlässigen Schicht aus Lehm oder Beton. Diese sollte ein Gefälle aufweisen, damit das einsickernde Niederschlagswasser leichter abfließen kann. Das wieder eingebrachte Erdmaterial wird verdichtet. Auf gute Anbindung zum gewachsenen Boden ist zu achten. Der Fassungsbereich soll wieder begrünt werden, aber frei von Baum und Strauchbewuchs sein, um ein Einwachsen von Wurzeln in Bauteile zu verhindern. Die Lage der Quellfassung ist im Gelände mit blau gefärbten Markierungen für das spätere Auffinden zu kennzeichnen.[2]


YT: KammererTankbau

Bei der Erstellung von Quellfassungen sind die gesetzlichen Bestimmungen und Richtlinien der jeweiligen Länder zu beachten!


PM 03-2015

Literaturverzeichnis:
[1] Auszug aus der Berufsmaturitätsarbeit von Patrick Fleischmann, Hütten
[2] AGES
Grafik:
Abb.1; 2,3:
ÖNORM B 2602 „Wassererschließung – Quellenfassungen, Planung, Bau und Betrieb“


DOWNLOAD:

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„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft" Jules Verne (1870)
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Gruß PM
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