Fragen zur Funktion, zum Anschluss und zur Altersbestimmung einer Schwengelpumpe

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Tobi
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Fragen zur Funktion, zum Anschluss und zur Altersbestimmung einer Schwengelpumpe

Beitrag von Tobi » So 22. Jul 2018, 21:37

Hallo zusammen,
im Garten unseres Hauses aus dem vorletzten Jahrhundert befindet sich ein ca. 4,50 m tiefer Schachtbrunnen mit einem Durchmesser von etwa 1 m.
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Dieser liefert auch im Hochsommer mindestens 500 Liter pro Tag und ist somit prima geeignet, um den Rasen und die Pflanzen zu bewässern also für unsere Zwecke mehr als ausreichend. Seit Jahren leistet eine Gardena Regenfasstauchpumpe mit Schlauchanschluss gute Dienste. Mit einer alten Schwengelpumpe möchten wir das Ganze jetzt etwas nostalgischer gestalten und haben dazu mehrere Fragen und hoffen auf Hilfe aus diesem tollen Forum.

Zunächst Fragen zum Aufbau und zur Funktion unserer alten Schwengelpumpe.
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Unsere Pumpe hat mehrere Anschlüsse, die uns nicht alle ganz klar sind.
Der untere Anschluss (1) hat einen Durchmesser von ca. 5 cm und dient wohl zum Anschließen der Saugleitung.
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Da drüber ist eine kleine Ringleitung (2) mit Absperrhahn, dessen Funktion uns nicht ganz klar ist. Dient diese evtl. zum Druckablassen für den Winter? Und wie funktioniert das?
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Der nächste Anschluss (3) hat auch einen Absperrhahn und wird wohl zum Auslaufen den angesaugten Wassers dienen. Aber wieso mit Absperrhahn?
Über dem Wasserauslauf ist ein weiterer Anschluss (4) mit ebenfalls einem Durchmesser von ca. 5 cm. Was könnte hier früher mal angeschlossen gewesen sein? Eine elektrische Pumpe wird es wohl damals nicht gegeben haben – oder? Und für einen Schlauchanschluss erscheint uns der Durchmesser doch recht groß.
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So, wenn die oberen Fragen zum Aufbau und zur Funktion der Pumpe geklärt sind, dann stellen sich uns noch weitere Fragen zum richtigen Anschluss und zur Inbetriebnahme der Pumpe.
Aus optischen Gründen würden wir die Pumpe gerne 4m weit vom Brunnen entfernt an unserem Haus montieren. Dazu müssten ca. 4m der Saugleitung waagerecht oder mit nur sehr leichter Steigung verlaufen, ist das grundsätzlich ohne große Saugleistungsverluste möglich?
Was für eine störungsfreie Saugleitung ist hier zu empfehlen? Metall oder Kunststoff? Vor- und Nachteile?
Sollte der Durchmesser der Saugleitung dem des Anschlusses entsprechen? Welche Vor- und Nachteile bringen verschieden große Durchmesser der Saugleitung mit sich?
Wie wird die Pumpe an die Saugleitung angeschlossen? Was wird benötigt und wo bekommt man das notwendige Zubehör?

Gerne würden wir neben der Schwengelpumpe eine vorhandene Gardena Gartenpumpe (Saugpumpe) anschließen, um von hier aus mit einem Gartenschlauch gießen zu können. Was ist dafür notwendig und wie erfolgt ein solcher Doppelanschluss?

Über klärende und weiterbringende Antworten würden wir uns sehr freuen.
Zwei letzte Fragen noch, kann man anhand der Bilder Aussagen über das Alter der Pumpe und evtl. des Schachtes treffen? Dazu kann ich noch sagen, dass auf dem Grund des Brunnes größere Steinplatten liegen, leider habe ich kein Foto zur Hand.

Liebe Grüße
Tobias
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Plunschmeister
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Re: Fragen zur Funktion, zum Anschluss und zur Altersbestimmung einer Schwengelpumpe

Beitrag von Plunschmeister » So 22. Jul 2018, 22:18

Hallo Tobi und willkommen im Forum!

Ein schöner alter Brunnen und eine interessante Pumpe.
Bilder vom Pumpenkolben wären noch gut. Aus was für ein Material besteht die Pumpe?
„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft" Jules Verne (1870)
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Gruß PM

Walter
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Re: Fragen zur Funktion, zum Anschluss und zur Altersbestimmung einer Schwengelpumpe

Beitrag von Walter » So 22. Jul 2018, 22:26

Hallo

Anschluss Nr 1 ist für die Saugleitung die auch ohne Probleme wagerecht verlegt werden kann.

Die Ringleitung (Nr 2) scheint das Rückschlagventil zu umgehen zum Wasser ablassen bei Frost.

Der Auslauf (Nr 3) ist zum Wasser zapfen vor Ort und wen man ihn zu macht kann man auch durch den zweiten Auslauf (Nr 4) Wasser durch ein Rohr / Schlauch Pumpen.

Walter

P.S.

Die Saugleiten würde ich in Kunststoff machen und eine weitere Pumpe kann man da einfach mit anschließen.
Nur ein passendes Rückschlagventil einbauen so das keine Luft in die Leitung kommt.

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Tobi
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Re: Fragen zur Funktion, zum Anschluss und zur Altersbestimmung einer Schwengelpumpe

Beitrag von Tobi » So 22. Jul 2018, 22:42

Hallo Plunschmeister,
ich denke, dass die Pumpe aus Messing mit hohem Kupferanteil ist. Jedenfalls ist Grünspan sichtbar. Der Zylinder könnte auch nur aus Kupfer bestehen, er sieht etwas rötlicher aus als der Wasserauslass. Der Kolben ist aus Holz und darum wurde ein Gummi (alter Autoreifenschlauch?) genagelt. Dieser Schlauch ersetz sicher eine ursprüngliche Lederdichtung. Man kann den Kolben auf einem Bild leicht erkennen, aber ich stelle morgen gerne noch ein neues Foto ein. Die Kolbenstange ist aus geschmiedetem Eisen und der Schwengel auch. Weiter kann ich leider zur Pumpe nichts sagen, wir haben sie vor ein paar Jahren über Ebay Kleinanzeigen in Lemgo NRW erstanden und wollen sie jetzt wieder zum Leben erwecken.
Liebe Grüße und danke für die erste schnelle Antwort.
Tobias

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Re: Fragen zur Funktion, zum Anschluss und zur Altersbestimmung einer Schwengelpumpe

Beitrag von Tobi » So 22. Jul 2018, 22:51

Hallo Walter,
auch lieben Dank für die schnelle Antwort.
Die Funktion mit der Ringleitung habe ich noch nicht so ganz verstanden. Vielleicht kann mir das noch jemand genauer erklären.
Und wenn der Absperrhahn geschlossen ist, wird das Wasser aus der oberen Öffnung kommen? Das habe ich mir fast gedacht, aber warum mit so einem großen Durchmesser für einen Schlauchanschluss? Wofür hat man früher so etwas genutzt?
Liebe Grüße
Tobias

Walter
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Re: Fragen zur Funktion, zum Anschluss und zur Altersbestimmung einer Schwengelpumpe

Beitrag von Walter » So 22. Jul 2018, 23:21

Denke mal das damit früher über Rohre Wasser ins Haus bzw. In einen Stall gepumpt wurde.

Die 3 Pferde hier trinken zur zeit um die 200l-300l wasser am Tag und da war einer so schlau sich das Wasserschleppen zu sparen.

Ich schätze mal das die Ringleitung über und unter dem Rückschlagventil in der Pumpe angebracht ist, da in der Saugleitung ein Unterdruck ist kann man durch das öffnen der Ringleitung das Wasser aus der Pumpe selber sowie aus der Saugleitung ablassen.

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Re: Fragen zur Funktion, zum Anschluss und zur Altersbestimmung einer Schwengelpumpe

Beitrag von Tobi » Mo 23. Jul 2018, 13:59

Lieber Plunschmeister,
hier die versprochenen Fotos vom Kolben unserer Pumpe.

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Unten ist noch ein Kolbenring aus Kupfer lose um den Kolben gelegt. War hier früher wohl auch mal eine Ledermanschette drum? Ich habe den Kolben noch nicht im Wasser gehabt, kann mir aber nicht vorstellen, dass dann der Holzkolben so weit aufquillt, dass der Kupferring wieder stramm auf dem Kolben sitzt.
Im Kolben selber ist ein Loch mit einem Durchmesser von etwa 3,8 cm. Man erkennt auch noch ein kleines Schraubloch, wo wohl mal ein Lederventil gesessen haben muss. Falls irgendjemand ein Foto von einem ähnlich altem und noch ursprünglich erhaltenen Kolben hat, auf dem man den Aufbau der Ventilklappe und der Anbringung der Lederdichtung erkennen kann, wäre ich über dessen Einstellung dankbar.

Hier noch ein paar weitere Angaben zur Pumpe, die vielleicht jemanden bei der Altersbestimmung helfen könnten:
Gewicht des Zylinders mit Wasseraustritt inkl. Absperrhahn und Deckel: 16,4 kg
Länge des Zylinders inkl. Deckel: 130 cm
Material: Kupfer bzw. Messing mit hohem Kupferanteil

Zylinder- bzw. Kolbendurchmesser: 11,5 cm

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Gewicht des Schwängels: 11,7 kg
Länge des Schwängels: 138 cm
Material: Eisen
Auf der Kugel am Ende des Schwengels ist „39A“ eingeschlagen. Falls jemand weiß was das bedeuten könnte, freuen wir uns auch über diese Informationen.
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Die Kolbenstange ist zweigeteilt und insgesamt inkl. Kolben und Öse für die Anbringung des Schwengels 110 cm lang.
Die Kolbenstange ist ohne die Öse und nur bis zur Spreizung für die Befestigung des Kolbens 84 cm lang.



Lieber Walter,
vielen lieben Dank für den Hinweis über die Funktion des oberen Wasserastritts. Das macht natürlich Sinn dort für längere Strecken einen Schlauch oder ähnliches anzuschließen, um sich die Wasserschlepperei zu sparen. Wenn es soweit ist und die Pumpe angebracht ist, werde ich mal versuchen einen Gartenschlauch daran anzuschließen und weiter berichten.

Der Hinweis mit dem Rückschlagventil in der Pumpe war für mich ahnungslosen sehr einleuchtend. Da momentan aber kein Ventil eingebaut ist, stellt sich uns eine neue Frage:
Wie sieht so ein Ventil aus, das in dem Pumpenfuß reinpasst und ursprünglich mal dringesessen hat? Gibt es Bilder? Kann, bzw. muss man es selber herstellen?
Bei Google Books habe ich heute Morgen irgendetwas über ein einfaches Holzventil für den Pumpenfuß, welches mit Flachs und Talg abgedichtet worden ist, gelesen.
Leider war nirgends eine Zeichnung zu finden. Dafür hier noch ein Blick in die Pumpe von oben, vielleicht kann man damit was anfangen?!
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Über weitere Ideen, Hinweise und Hilfen freuen wir uns.
Liebe Grüße
Tobias
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Re: Fragen zur Funktion, zum Anschluss und zur Altersbestimmung einer Schwengelpumpe

Beitrag von Plunschmeister » Mo 23. Jul 2018, 20:04

Hallo Tobi,
eigentlich hat Walter die Funktion der Pumpe schon richtig erklärt. Als Rückschlagventil im Pumpenkörper wurde vermutlich eine Kugel aus Kautschuk verwendet, welche zwischen der Stichleitung am Pumpenkörper gegen den Pumpenkörper abdichtete. Daher auch der konische Verlauf. Heute würde man eine Gummikugel, einen kleinen Ball etc. verwenden.

Der Kolben hatte, wie du bereits richtig festgestellt hast, oben eine Lederklappe. Die Klappe wurde angenagelt oder auch verschraubt. Oben auf die Klappe, mittig der Bohrung wurde i.d.R. noch ein schweres in Form gebrachtes Stück Holz aufgenagelt.
Der "Kolbenring" wurde eigentlich nur angebracht, damit sich der Kolben nicht spaltet. Die Ledermanschette wurde darüber, in der jetzigen Form der Gummimanschette einfach angenagelt - nur etwas tiefer, also kurz oberhalb vom Ring.

Das genaue Alter der Pumpe wird man wohl nie erfahren. Aufgrund der Bauweise würde ich aber das so Alter auf 100 bis 150 Jahre schätzen.

Zum Brunnen:
Man erkennt ja, dass der Brunnen oben trocken gemauert ist. Wurde der gesamte Brunnen trocken gemauert?
Die Steine besitzen ja eine plattige Struktur, handelt es sich bei den Bruchsteinen um Kalkstein?
Wurde die gesamte Brunnensohle mit Steinplatten abgedeckt oder wie muss man sich das vorstellen.
„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft" Jules Verne (1870)
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Gruß PM

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Re: Fragen zur Funktion, zum Anschluss und zur Altersbestimmung einer Schwengelpumpe

Beitrag von Tobi » Di 24. Jul 2018, 20:04

Hallo Plunschmeister,
danke erstmal für deine Pumpenalterseinschätzung und guten Ideen. Auf Google Books habe ich in einem alten Buch von 1871 ( Titel: Anlage und Ausführung von Brunnen und Wasserleitung) gestern noch viel gelesen, weil ich wissen wollte wie so ein Fußventil aussehen kann. Leider habe ich kein Bild gefunden, aber die Idee mit einer Kugel klingt logisch und werde ich ausprobieren. Ich bin begeistert von der wunderbar einfachen und doch gut funktionierenden Technik dieser alten Pumpen.
Leider konnte ich nichts über die eingeschlagenen Zahlen 39 A im Schwengel herausfinden. Ich dachte. Dass das "A" vielleicht für irgend eine alte Einheit steht, habe aber leider keinen Hinweis finden können. Falls jemand darüber etwas weiß, oder eine Ahnung hat - also ich bin immer noch neugierig.
Werde die Pumpe jedenfalls in naher Zukunft wiederbeleben und anschließen.
Ich werde wohl 2 Zoll Kunsstoffrohr als Saugleitung nehmen, eben weil der Pumpenfuß die gleiche Größe hat und ich so auf wenig Störung durch Undichtigkeit hoffe, weil Meterware. Und verzinkes Rohr und Kupfer sollen sich ja eh nicht so gut vertragen.
Falls mich vor dem Kauf der 2 Zoll Leitung noch jemand bezüglich des Durchmessers begründend warnen möchte, ich bin über jeden Rat dankbar.
In ein zwei Wochen will ich jedenfalls so langsam loslegen.
Dann stelle ich auch nochmal Fotos vom Brunnen ein und werde über mein kleines Pumpenprojekt berichten.
Die Brunnensteine sind übrigens aus Grünsandstein und stammen wahrscheinlich hier irgendwo aus der Gegend. Hier ist früher fast alles damit gebaut worden. Und ob da unten der Grund mit großen Platten verlegt worden ist, bin ich mir nach einem Abstieg heute gar nicht mehr so ganz sicher. Jedenfalls sind unten ein paar größere Steine, auf die wohl aufgemauert worden ist. Ich wollte da heute auch nicht ganz so lange unten bleiben, weil die Brunnenwand nicht mehr so 100 prozentig rund ist und einige Wölbungen nach innen hat. Vermutlich vom Erddruck der letzten Jahrhunderte. Vielleicht kann man das mit einem Wagenheber wieder ein bisschen in Form bringen und neu Sichern. Aber wenn es soweit ist, werde ich auch darüber berichten.
Liebe Grüße bis dahin
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Re: Fragen zur Funktion, zum Anschluss und zur Altersbestimmung einer Schwengelpumpe

Beitrag von Plunschmeister » Di 24. Jul 2018, 23:14

Schaue dir einmal das Video an, es ist leider falsch geschnitten.

Die Ventile haben immer die gleiche Bauart.
„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft" Jules Verne (1870)
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Gruß PM
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