Alten Brunnen sanieren

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Iroc
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Alten Brunnen sanieren

Beitrag von Iroc » So 15. Sep 2019, 22:46

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und weiß aus anderen Threads, das einige von euch ähnliche Brunnen haben.

Daher bitte ich euch um fachkundigen Rat.

Mein Vater hat ein altes Bauernhaus im Oberbergischen. Hier gibt es auch einen Brunnen, der aber wohl die letzten 40-50 Jahre nicht mehr benutzt wurde.

Mein Vater möchte nun den Brunnen sanieren. Über den Ablauf haben wir beide unterschiedliche Sichtweisen, aber wir sind eben auch beide keine Brunnenexperten.

Gestern war es dann soweit. Wir haben die schwere Steinplatte zur Seite gehievt und ich habe das erste Mal in meinem Leben ein Blick in den Brunnen werfen dürfen. Echt wahnsinn, die armen Leute, die das mal bauen mussten.

Vorab einige Fakten zum Brunnen:
• Durchmesser oben: ca. 1,3 m
• Durchmesser weiter unten (ca. 1 m unter Erdreich): ca. 1 m
• Tiefe bis zur Wasseroberfläche: ca. 15 m
• Wasserfüllstand: ca. 0,47 m
• Rechnerische Gesamttiefe: ca. 15,5 m (wobei ich davon ausgehe, dass der Brunnen verschlammt ist)

Ich werde dem Beitrag auch einige Fotos beifügen. So wie es für mich aussieht, handelt es sich um einen Bruchsteinbrunnen, die einzelnen Steine sind m.E. nicht vermörtelt. Unten sieht der Brunnen eigentlich noch ganz gut aus, nur auf dem ersten Meter wirkt der Rand recht ausgefranst.

Unser Plan ist nun, diese oberen 1-1,5 m zu erneuern. Entweder mit Bruchsteinen wieder schön machen (sofern das geht) oder mit Betonschachtringen (wobei diese Variante mir nicht gefällt). Zudem wollen wir die Eisenträger austauschen, auf denen die Steinabdeckplatte liegt, da diese doch schon sehr korrodiert sind.

Wie geht man da am besten vor?
Wir wollten uns ein Dreibein (Skylotec/Ikar) samt Rettungshubeinrichtung anschaffen. Aber kann man in den Brunnen einfach so hinuntersteigen? Wie sind eure Erfahrungen aus der Praxis? Mein Vater hat nämlich etwas Sorge, dass da unten giftige Gase etc. vorhanden sind und wollte erst eine Luftmessung durchführen (Dräger bietet so etwas wohl an). Ist sowas notwendig? Ich bin da schmerzfreier und hätte mich einfach abgeseilt...

Wie schätzt ihr im zweiten Schritt die Stabilität des Brunnens ein? Wenn einem da unten aus 15 m Höhe ein Stein auf den Kopf fällt, hilft da ein Helm vermutlich auch nicht so viel.

Und wie würdet ihr ferner die Sanierung angehen? Wenn wir von oben einfach Steine abtragen, fällt bestimmt auch einiges davon in den Brunnen, was später wieder zwangsläufig nach oben muss.

Mein Vater wollte an ein Dreibein eine Arbeitsplattform befestigen, die rund ist und ca. den Durchmesser des Brunnens besitzt, sodass man hierauf stehen kann und dann entsprechend Arbeiten am Brunnen vornehmen kann. Dann müssten vorher aber auf jedenfall alle alten Leitungen raus.

Wie seht ihr das Ganze? Denkt mein Vater viel zu kompliziert? Oder bin ich viel zu leichtsinnig?

Wäre super, wenn sich dazu mal "alte Hasen" äußern könnten.

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Re: Alten Brunnen sanieren

Beitrag von Benutzer » So 15. Sep 2019, 23:36

Schachtbrunnen bergen immer ein Risiko.
Auch können da unten Faulgase sein die nicht so gut für die Atmung sind.
Wichtig ist immer die eigene Sicherheit!
Was noch hinzu kommt ist das Schachtbrunnen nicht sehr ergiebig sind.
Sie wurden darauf ausgelegt den daran hängenden Haushalt mit ( vielleicht ) Vieh zu versorgen.
Weil das Wasser im Schachtbrunnen brackig wird, lieferte ein solcher nur den täglichen Wasserbedarf.
Am Boden etwas arbeiten ist als Laie sehr gefährlich. Je nach dem wie der Brunnen aufgebaut ist und was für
Arbeiten durchgeführt werden kann dieser einstürzen.
Es weiß keiner was das Wasser hinter den Steinen mit den Jahren ausgespült hat.
Ihr solltet einen Fachbetrieb mit einer Beurteilung beauftragen.
Nur wird es schwer so jemanden zu finden der sich auch mit Schachtbrunnen auskennt.

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Iroc
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Re: Alten Brunnen sanieren

Beitrag von Iroc » Do 3. Okt 2019, 18:30

Danke für die Antwort!

Unsere erste Idee war auch die Beauftragung eines Brunnenbauers. Wir haben mehrere angerufen, aber bei der Sanierung habe alle dankend abgelehnt. Die wollten es sich noch nichtmal ansehen, die Aussage war stets, wir können Ihnen gerne einen neuen Brunnen bohren, aber die Sanierung machen wir nicht.

Daher haben wir beschlossen, es selbst in Angriff zu nehmen.

Da mein Vater aus der Baubranche kommt, bekommen wir das auch problemlos hin (Bruchsteine gegen Schachtringe tauschen oder neu aufmauern).

Nur haben wir eben keine Ahnung von Brunnen, daher habe ich mich hier ein wenig eingelesen und suche eben euren Rat.

Dass man dort unten im Brunnen beispielsweise keinen Stihl Erdbohrer anschmeißen sollte, ist klar. Dennoch würde mich interessieren, wie das Risiko einzuschätzen ist und wie i.d.R. ein Fachbetrieb bei der Sanierung vorgehen würde.#

Klar ist auch, dass derjenige, der hineinsteigt, mit einem Auffanggeschirr und einem Dreibein oder Portalkran abgesichert wird. Nur stellt sich eben uns primär die Frage nach der Luft. Probiert man es einfach und wenn derjenige Bewusstlos wird, wird er geborgen? Und wie grenzt man das Risiko herabfallender Steine ein? Saniert man ggf. erst den oberen, "morschen" Rand, bevor man sich überhaupt komplett abseilt? Falls ja, wie?

Mein Vater hatte die Idee, eine Plattform zu schweißen, die in etwa den Durchmesser des Brunnens hat. Dann kann man diese mittels Dreibein/Portalkran herunterlassen und hat eine Plattform, auf der man stehen und arbeiten kann. Denn wenn die ganzen losen Steine erstmal alle in den Brunnen fallen, müssen diese ja später auch wieder hinauf.

Wie ist da eure Meinung oder wie ist generell die Vorgehensweise bei einer solchen Sanierung?

Benutzer

Re: Alten Brunnen sanieren

Beitrag von Benutzer » Do 3. Okt 2019, 19:45

Eine Sanierung ist aufwendig.
Da man nicht weiß wie es hinter den Steinen ausschaut, ob da Hohlräume entstanden sind, muss man von einer kompletten Sanierung ausgehen.
Das bedeutet die Steine müssen von oben her ausgebaut werden. Meter für Meter und das dahinter liegende Erdreich muss gegen Einsturz gesichert werden.
Beim abbauen muss man sich anschauen wie die Steine gesetzt wurden, wegen dem seitlichen Druck der auf die Steine drückt.
Das nächste Problem wird die Brunnenbüchse sein. Wie ist diese aufgebaut? Was für ein Untergrund ist vorhanden?
Muss man eine neue Büchse anfertigen ( aus Lindenholz ), oder ist da ein Steinfundament.
Bringt der Brunnen für euren Bedarf auch genug Wasser? Muss er weiter vertieft werden?
Die Luft wird wohl das kleinste Problem sein, da helfen Ventilatoren.
Nur was sagt der Geldbeutel bei so einem Projekt?

Bronko Kachelhuber
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Re: Alten Brunnen sanieren

Beitrag von Bronko Kachelhuber » Fr 4. Okt 2019, 01:01

Dass die Luft das geringste Problem ist, mag ich an dieser Stelle mal arg bezweifeln. Sicher kann man oben einen Ventilator hinstellen und darauf hoffen, dass er genügend Frischluft auf 15 Meter runter bläst. Aber ist das sicher? Der Sicherheitsbeauftragte in mir kriegt gerade Pickel.
Es wird doch sicher die ein oder andere freiwillige Feuerwehr in der Gegend geben. Frage doch mal dort an, ob sie in deinem Brunnen mal eine Übung durchführen wollen. Schmeiß den Ehering des Wehrleiters rein und Frage nach, ob sie ihn Bergen können (geborgen werden übrigens nur Gegenstände und Leichen, Verletzte werden gerettet). Die Feuerwehr sollte über Messgeräte verfügen, mit deren Hilfe festgestellt werden kann, ob man gefahrlos ohne Atemschutzausrüstung dort unten arbeiten kann.

Bronko Kachelhuber
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Re: Alten Brunnen sanieren

Beitrag von Bronko Kachelhuber » Fr 4. Okt 2019, 01:02

"Gefahrlos ohne Atemschutzausrüstung" bezieht sich im Übrigen nur auf die Luft dort unten. Gegen ein Zusammenbrechen des Brunnens hilft jede Luftmessung nichts. ;)

Benutzer

Re: Alten Brunnen sanieren

Beitrag von Benutzer » Fr 4. Okt 2019, 01:16

Bronko Kachelhuber hat geschrieben:Dass die Luft das geringste Problem ist, mag ich an dieser Stelle mal arg bezweifeln. Sicher kann man oben einen Ventilator hinstellen und darauf hoffen, dass er genügend Frischluft auf 15 Meter runter bläst. Aber ist das sicher? Der Sicherheitsbeauftragte in mir kriegt gerade Pickel.
Es wird doch sicher die ein oder andere freiwillige Feuerwehr in der Gegend geben. Frage doch mal dort an, ob sie in deinem Brunnen mal eine Übung durchführen wollen. Schmeiß den Ehering des Wehrleiters rein und Frage nach, ob sie ihn Bergen können (geborgen werden übrigens nur Gegenstände und Leichen, Verletzte werden gerettet). Die Feuerwehr sollte über Messgeräte verfügen, mit deren Hilfe festgestellt werden kann, ob man gefahrlos ohne Atemschutzausrüstung dort unten arbeiten kann.
Dann mal aufpassen das aus den Pickel keine Furunkel werden.
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Hab gar nichts geschrieben.
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