Aktivierung einer Zisterne

[Mikey78]

Hallo Zusammen,

wir haben ein Haus auf Fuerteventura und planen über kurz oder lang unseren Hauptwohnsitz dahin zu verlegen. Vorher oder spätestens dann soll die Wasserversorgung robuster werden. Das Wassernetz auf Fuerteventura ist, freundlich gesagt, marode. Es kommt sehr häufig vor dass Wasserleitungen undicht werden oder gar bersten. Gerade vor unserem Haus ist des öfteren der Havariedienst beschäftigt... Manchmal wird auch das Wasser abgestellt oder die Hauptleitung zum Wasserspeicher der unsere Gegend versorgt geht kaputt... Lange Rede kurzer Sinn ein eigener Wasserspeicher ist eigentlich vorgeschrieben und sinnvoll.


Eine Zisterne ist vorhanden, sogar übervoll mit Wasser, aber nur so halb angeschlossen. Die Zuleitung ist dran aber weder Pumpe noch Saugschlauch existieren. Statt dessen ist mit einem T-Stück die Leitung die letztendlich ins Haus führt direkt angeschlossen. Das Wasser in der Zisterne ist mit Sicherheit älter als 10 Jahre.


Ich habe mal versucht das Ganze zu skizzieren:


Was ich vorhabe: Eine Tauchdruckpumpe in die Zisterne (wegen der Geräuschentwicklung), dann ein Rückschlagventil falls nicht in der Pumpe installiert, dann in dem kleinen Pumpenhäuschen ein Druckspeicher mit einem Druckschalter um das Takten der Pumpe zu verringern. Im Falle eines längeren Stromausfalls, nix Pumpe - nix Wasser, hätte ich gerne die Möglichkeit eines Bypasses. (Ich weiß dass es wahrscheinlich nicht DVGW konform wäre mit einem Ventil zu arbeiten. Schlimmstenfalls würde ich auch mit einem Kupplungssystem leben können.)


Habe ich bis jetzt einen groben Denkfehler?
Welche Pumpe würde da in Frage kommen? Welcher Druckspeicher und welchen Druckschalter?
Hauptschwierigkeit: Das Trinkwasser dort ist mehr oder weniger leicht gechlort. In den Berichten von dem Wasserwerk habe ich Werte von bis zu 1mg/L an freiem Chlor gefunden. Im Sommer mehr als im Winter. Messing soll sich ja nicht so super mit Chlor verstehen und bei vielen Pumpen habe ich von Messingteilen gelesen.
Höchste Entnahmestelle ist im Moment ca. 4m über dem Wasserspiegel in der Zisterne, das Haus ist mit einem 25mm Kunststoffrohr angeschlossen, der geplante Wasserdruck ist ca. 3 bar.
Später soll die Gartenbewässerung ausgebaut werden, ggf. noch einen überirdischen Wasserspeicher. Aber das ist ein anderes Thema.

Für Anmerkungen, Tipps und Empfehlungen bin ich sehr dankbar.

Viele Grüße
Michael

[Thoralf]

Hallo Michael,

zunächst zum Wichtigsten. "Nicht DVGW-konform" hast Du ja selbst schon erkannt. Ich vermute mal, das wäre auch nicht AEAS-conform. Die AEAS ist die Asociación Española de Abastecimientos de Agua y Saneamiento (Spanish Water and Wastewater Association) https://www.aeas.es/

Auch wenn Deine Zisterne im Foto recht sauber aussieht - aber willst Du Deine Trinkwasserleitung wirklich mit Brauchwasser fluten? Noch dazu bei hohen Temperaturen? Ich würd's nicht machen. Ich würde stattdessen empfehlen, im Haus einen separaten Wasserhahn (oder mehrere) für die Notversorgung zu installieren, vielleicht als zweiten Wasserhahn am Waschbecken) und bei der Klospülung einen zweiten, separaten Zulauf zu installieren.

Auswahl Pumpe und Druckbehälter:

• Zur Chlor-Problematik kann ich nichts beitragen. Ich weiß nicht, ob das auch schon beim geringen Chlorgehalt im Trinkwasser oder erst bei höherem Chlorgehalt im Schwimmbadwasser problematisch ist.
• Für Deine Anforderung (gelegentlich Wasser im Haus, keine Bewässerung) sollte eine x-beliebige Pumpe mit 370 Watt (mechanische Leistung) reichen. Kühlmantel nicht vergessen.
• Druckbehälter und Druckschalter: Schau mal die im Druckschalter-Bereich oben verlinkten Beiträge. Druckschalter kann (wenn es für die Anwendung im Haus eine geringe Druckschwankung nicht ausschlaggebend ist) ein mechanischer sein. Druckbehälter: hängt von Pumpenkennwerten ab.

LG
Thoralf

[Mikey78]

Moin Thoralf,

vielen Dank für deine Antwort.

Vielleicht habe ich dich falsch verstanden aber warum meinst Du "Trinkwasserleitung mit Brauchwasser fluten"? Der "Normalzustand" wäre: Ausschließlich Trinkwasser von der Stadt -> befüllt die Zisterne -> Pumpe stellt das Trinkwasser aus der Zisterne für das Haus zur Verfügung.
Bei einem Stromausfall brauche ich entweder eine Notstromversorgung für die Pumpe oder den nicht regelkonformen Bypass. Das Gleiche bei einem Ausfall der Pumpe bis ein Ersatz beschafft werden kann.

Also die Pumpe soll nicht nur gelegentlich arbeiten sondern stellt 24/7/365 die Versorgung sicher. Bevor die Zisterne wirklich benutzt wird, würde ich das vorhandene Wasser auspumpen damit über mehrere Tage / Wochen die Pflanzen gießen, wenn der Tank leer ist gründlich sauber machen, ggf. das Füllventil ersetzen und in dem Zuge auch die Tauchpumpe einbauen.

Ich hatte jetzt den Hersteller PM Technology in Italien angeschrieben da in Italien auch gechlortes Trinkwasser geliefert wird und die schrieben das wäre kein Problem man sollte nur eine Opferanode an der Pumpe anbringen.

Viele Grüße
Michael

[Thoralf]

Hallo Michael,

danke für die Erklärung. Dann hatte ich das vorher falsch verstanden. Bzw., Du hattst vorher nicht so deutlich geschrieben, dass das Wasser im Normalfall 365/24/7 über die Pumpe aus der Zisterne ins Haus laufen soll. Dann meintest Du also das mit "Bypass wenn längerer Stromausfall"? Ich hatte mich mehr an der Skizze orientiert und da würde das Wasser ungehindert vom öff. Netz ins Haus fließen (es sei denn die Pumpe erzeugt höheren Druck als im öff. Trinkwassernetz).

Zu "Brauchwasser": Ich dachte an so Zisternen wie hierzulande, in die vor allem Regenwasser fließt. Wenn Du die so sauber wie Trinkwasser hinbekommst... (wäre das in D wahrscheinlich immer noch nicht erlaubt aber schon besser als nichts).

Es gibt Systemtrenner, um in ähnlichen Fällen das öff. Netz und die eigene Installation zu trennen. Verwendung findet das z.B. für Leitungen zum Füllen von Heizskesseln. Aber damit kenne ich mich nicht aus. Das einfache Rückschlagventil in Deiner Skizze dürfte jedenfalls nicht ausreichen.

Techn. funktionieren würde ein solcher (z.B. über Ventile freizugebender) Bypass wohl. Aber man sollte sich der Risiken bewusst sein, die man damit für andere schafft.

LG
Thoralf

[Mikey78]

Moin,

wie wäre es mit diesem geänderten Plan?
Im Notfall die Kugelhähne zu drehen, das eine Rohr abschrauben und ein Anderes zwischen zwischen Haus und Stadt schrauben. (Vorher das abgestandene Wasser aus der Leitung von der Stadt ins leere ablaufen lassen. Wobei ich die Wege die tot liegen eh so kurz wie möglich machen würde. Ist auf der Skizze nicht so deutlich.)


Als Pumpe hätte ich die Pedrollo TOP MULTI 2 ins Auge gefasst.
https://www.pedrollo.com/de/top-multi-e ... pumpen/328
Datenblatt mit Kennlinie: https://www.pedrollo.com/public/allegat ... E_50Hz.pdf

Taucht das was?

Viele Grüße

[moriturus]

Ja. Statt Rohr kannst du auch über ein flexschlauch nachdenken. Wenn die Anschlüsse nah genug beisammen sind ist das umschrauben einfach. Nach Abschluss ans Trinkwasser natürlich gut spülen.
Grüße, moriturus

[Thoralf]

Moin Michael,

die Pumpe sieht vom Datenblatt her ganz gut aus.

LG
Thoralf

[Mikey78]

Moin Zusammen,

vielen Dank für den Input.

Druckregelung plane ich im Moment mit einem 4-20mA Drucksensor an einer alten S7-300 die hier eh so rumliegt. Die soll auch einen Wasserstandmelder bekommen damit die Pumpe nicht trockenläuft, ein Impulsgeber für einen Wasserzähler zur Erkennung einer Leckage und evtl. ein Motorventil oder Magnetventil direkt nach dem Wasserzähler um im Zweifelsfalle die Leitung automatisch abzusperren.
Bewässerungsventile könnte ich später darüber auch schalten.

Viele Grüße
Michael