marco-f hat geschrieben: ↑Di 23. Jun 2020, 21:41
hat sich mal jemand die Mühe gemacht und bei seiner Pumpe die real verbauchte Leistung mit der angegebenen Nennleistung verglichen? Ist es normal dass die Werte Welten auseinander liegen!?
Hi Marco,
Ich. Ja¹.
¹aber nicht um Welten auseinander.
Ganz so einfach ist es nicht. Es gibt für jede Pumpe eine Kennlinie (KL) H = f (Q) und eine dazugehörende Wirkungsgrad- und eine Leistungskennlinie. Oft (nicht immer) bekommst Du zumindest die Höhe/Durchfluss-Kennlinie. Bei den besseren Pumpen alle Kennlinien. Das sieht dann z.B. (bei meiner Pumpe) so aus:
Da siehst Du schon mal, es gibt nicht
die eine Leistung, sondern einen ganzen Bereich. Bzw. gilt die Nennleistung auch nur unter Nennbedingungen. Ob die in Deinem Link genannten Werte p und Q die Nennbedingungen sind, das weiß ich nicht. Hinzu kommt, dass die Werte einer gewissen Streuung unterliegen. D.h. selbst wenn Du die Pumpe unter Nennbedingungen betreibst, dann kannst Du immer noch Abweichungen haben.
Ich bin jetzt zu wenig Pumpenfachmann (ich bin hier nur der Elektriker
) - aber ich würde den Nennbetriebspunkt oder Arbeitspunkt (AP) im maximalen Wirkungsgrad wählen. Also bei meiner WILO MHIL 104 wäre das bei 2 m³/h und 2,7 bar. Zufällig
liegt er da auch ungefähr. Habe meine Elektronik aktuell auf 2,7 bar eingestellt, dazu kommt noch etwa 0,25 bar für die Saughöhe, macht 29,5 m.
Habe irgendwann mal mit verschiedenen Durchflüssen rumgespielt. Hier nur mal ein Beispiel, das zum AP passt: bei 1,95 bar an der Pumpe (19,5 m) plus 2,4 m Saughöhe = 21,9 m fördere ich etwa 2,2 m³/h. Aus P = m * g * h / t ergibt sich die mechanische Förderleistung: 132 W. Elektrische Leistung habe ich mit 538 W gemessen, das bedeutet einen Wirkunggrad von 24,4 %.
Das ist der Gesamtwirkungsgrad, der kann nicht 1:1 mit dem Wirkungsgrad der Kennlinie verglichen werden. Im Datenblatt ist P2 angegeben, dass ist die mechanische Leistung an der Pumpenwelle. Elektrisch messe ich P1, die Leistungsaufnahme des Motors. (Und bei mir muss ich hinzufügen, dass ich eine Invertersteuerung vorgeschaltet habe, deren Wirkungsgrad kenne ich nicht). Wenn ich den Wirkungsgrad von Motor und Inverter mal mit 0,8 annehme, läge die Pumpe bei P2 = 430 W und der Wirkungsgrad bei 30,5%. Aber diese unbekannte Größe kenne ich leider nicht. Bei Wirkungsgrad von Motor und Inverter = 0,7 (auch nicht unvorstellbar) würde es noch besser passen.
Jetzt zu Deiner Pumpe. Auch wenn eine Tiefbrunnenpumpe völlig anders aufgebaut ist als eine oberirdische Kreiselpumpe (kleinerer Durchmesser, vielleicht auch andere, höhere Drehzahl), so gehe ich mal näherungsweise davon aus, dass zumindest qualitativ die Kennlinien sich ähneln. Sind halt alles mehrstufige Kreiselpumpen².
²Bei Deiner Pumpe steht: "Schrauben-Technologie, arbeitet nach dem Verdrängungsprinzip" (keine Ahnung, was das ist und welchen Einfluss das auf die KL hat)
Wenn Du im abgebildeten Diagramm die KL des Modells 107 anschaust, dann liegt die mit 70 m und 3,5 m³/h nicht sooo weit entfernt von Deiner Pumpe (80 m, 2,8 m³/h). Auch die Angabe zu Deiner Pumpe, die evtl. ein Nenn-AP darstellt: 40 m, 2,4 m³/h, passt von der Größenordnung. Da sieht man erst mal qualitativ: zwischen Arbeitspunkt und max. Förderung bei Null Förderhöhe und freiem Auslauf ändert sich die aufgenommene mechanische (und elektrische) Leistung kaum. Der Wirkungsgrad ändert sich jedoch stark, weil die Pumpe weit außerhalb des Nennpunktes betrieben wird (für kleinen Druck und große Förderung würde man die Pumpe anders konstruieren, nicht mit so vielen Stufen).
Da die Leistungs-Kennlinie Deiner Pumpe aber unbekannt ist, kann ich nur raten: die 800 bis 1000 W kommen mir zwar ein klein wenige zu viel vor, aber durchaus noch im Rahmen des möglichen (bei welchen Druck und welchen Durchfluss hattest Du die 800 bis 1000 W gemessen?). Vielleicht liegt das ja auch am sandresistenten Aufbau der Pumpe. Dass Du bei offenem Ausgang immer noch 500 W misst, scheint aber bei einer auf 8 bar ausgelegten Pumpe normal.
LG
Thoralf